Streit um Grönland: US-Außenminister widerspricht Trump – dänischer König ändert Wappen

Angesichts jüngster Aussagen des designierten Präsidenten Donald Trump zu Grönland hat der scheidende Außenminister Antony Blinken Kritik geübt. Es sei keine Idee, die in die Tat umgesetzt werden wird. Trump hatte eine amerikanische Hoheit über Grönland zuvor als „nationale Notwendigkeit“ bezeichnet.
Trump Jr. in Grönland
Trump Jr. (Zweiter von r.) in GrönlandFoto: Emil Stach/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa
Von 9. Januar 2025

In der Debatte um US-amerikanische Interessen in Grönland hat der scheidende Außenminister Antony Blinken erklärt, die USA hätten keine Ambitionen, die Insel im Nordatlantik unter ihre Kontrolle zu bringen. Damit widersprach er anderslautenden Erklärungen des designierten Präsidenten Donald Trump.

Blinken nahm am Mittwoch, 08.01., auf einer Pressekonferenz in Paris zu der Debatte Stellung. Dabei äußerte er in Bezug auf die Aussagen Trumps:

„Die Idee, die hier über Grönland geäußert wurde, ist augenscheinlich keine gute. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: Es ist augenscheinlich keine, die in die Tat umgesetzt werden wird. Deshalb sollten wir auch nicht viel Zeit darauf verschwenden, darüber zu sprechen.“

Blinken: Debatte um Grönland könnte „Verbündete von uns entfremden“

Der scheidende Außenminister mahnte eine „enge Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten“ an. Dies sei eine der Grundlagen der Regierungsarbeit der vergangenen vier Jahre gewesen. Auf diese Weise würden die USA stärker und effektiver, „nicht dadurch, dass wir Dinge sagen oder tun, die sie uns entfremden könnten“.

Der designierte Präsident Donald Trump hatte jüngst in einer eigenen Pressekonferenz auf seiner Mar-a-Lago-Residenz die strategischen Interessen der USA an Grönland und im Panamakanal artikuliert. Es sei „im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt eine unbedingte Notwendigkeit“, dass die USA die Hoheit über die Insel erlangten.

Dabei hat er auf die Frage, ob er militärische Mittel zur Herstellung der Kontrolle ausschließen könne, geantwortet:

Ich werde diesbezüglich kein Bekenntnis abgeben. Es könnte sein, dass wir etwas unternehmen müssen.“

Alternativ wollte der designierte Präsident sich auch das Ausüben wirtschaftlichen Drucks durch Zölle vorbehalten. Sein Sohn Donald Trump jr. hatte diese Woche die Insel besucht und ein Video für einen Podcast gedreht.

Außenminister hält Unabhängigkeit der Insel für möglich

Grönland verfügt über eine Fläche von 2,166 Millionen Quadratkilometern, hat allerdings nur etwas mehr als 56.000 Einwohner. Das Land gehört zur Dänischen Krone, genießt jedoch seit 1979 eine Autonomie, die 2009 ausgeweitet wurde. Es werden eine Vielzahl an Rohstoffen und sogar Uran und Seltene Erden auf der Insel vermutet. Für deren Abbau fehlen jedoch Geld und Infrastruktur, außerdem gibt es politische Uneinigkeit über den Umgang mit den Bodenschätzen. Unter den Bewohnern des Landes gibt es auch Befürworter einer Loslösung von Kopenhagen.

Dänemarks Außenminister Lokke Rasmussen erklärte am Mittwoch am Rande eines Zusammentreffens zwischen dem König des Landes und dem Premierminister von Grönland:

„Wir erkennen in vollem Umfang an, dass Grönland seine eigenen Ambitionen hat. Sollten diese Umsetzung finden, wird Grönland unabhängig – allerdings wohl kaum verbunden mit dem Vorhaben, zu einem Bundesstaat der USA zu werden.“

Rasmussen erklärte, er könne die Sicherheitsbedenken der USA angesichts erhöhter Aktivitäten Russlands und Chinas in der Region nachvollziehen. Er wolle zudem auch nicht von einer „außenpolitischen Krise“ zwischen den USA und Dänemark sprechen:

Wir sind für einen Dialog mit den Amerikanern darüber offen, wie wir vielleicht noch enger zusammenarbeiten können als bisher, sodass wir sicherstellen können, dass die amerikanischen Interessen gewahrt werden.“

Frederiksen: Grönland steht „nicht zum Verkauf“ – US-Engagement aber erwünscht

Grönlands Premierminister Mute Egede hatte bereits im Dezember 2024 angesichts der Bemerkungen Trumps erklärt, die Insel „steht jetzt und auch künftig nicht zum Verkauf“. Premierministerin Mette Frederiksen äußerte die gleiche Auffassung in einem Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Sender TV2. Sie erklärte auch, sie glaube nicht an das reale Risiko einer US-amerikanischen Invasion auf Grönland.

Die Rhetorik Trumps sei eher Ausdruck eines willkommenen amerikanischen Interesses am Nordatlantik und der Arktis. Derzeit befindet sich bereits eine Militärbasis der USA auf der Insel. Dänemarks König Frederik X reagierte auf die Grönland-Debatte mittlerweile mit einer Adaption seines Wappens. Dieses zeigt nun den Eisbären, der als Wappentier die Insel symbolisiert, größer und besser sichtbar als zuvor.

Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte am Mittwoch, ohne Donald Trump beim Namen zu nennen, dass „die jüngsten Äußerungen der Vereinigten Staaten von einem Mangel an Verständnis oder Engagement für die Achtung der Souveränität anderer Nationen“ zeugten. Die „territoriale Integrität der anderen zu respektieren und Gebietsgewinne durch Gewalt zu vermeiden“, solle Konsens unter den Nationen sein. Dies sei auch der „Kern des internationalen Widerstands gegen Russlands Invasion in der Ukraine 2022“ gewesen.

Der Grundsatz der „Unverletzlichkeit der Grenzen“ gelte für jedes Land, unabhängig von seiner Größe und geografischen Lage.

Panama: Souveränität des Kanals ist „nicht verhandelbar“

Auch der französische Europaminister Jean-Noël Barrot erklärte gegenüber „France Inter“ zwar, dass er nicht an einen Einmarsch der USA in Grönland glaube. Er sei jedoch der Meinung, dass „die internationalen Beziehungen zu Zwang und Drohungen größerer Nationen gegenüber schwächeren“ tendierten.

Die EU, die erst jüngst massiven Druck auf Georgien im Umfeld seiner Wahlentscheidung ausgeübt hatte, sieht er dabei als potenzielles Opfer. Europa sei jedoch ein „starker Kontinent“ und werde es anderen Nationen, „angefangen bei Russland, nicht erlauben, seine souveränen Grenzen anzugreifen“.

Panamas Außenminister Javier Martínez-Acha sagte unterdessen, seine Regierung habe zwar noch keinen formellen Kontakt mit der neuen Trump-Regierung gehabt. Er erklärte jedoch, das Land werde die Kontrolle über den Kanal behalten. Martinez-Acha äußerte:

Die Souveränität unseres Kanals ist nicht verhandelbar und ist Teil unserer Geschichte des Kampfes und einer unumkehrbaren Eroberung.“

Donald Trump hatte die mögliche Wiederherstellung US-amerikanischer Kontrolle über die 1979 an Panama übergebene Wasserstraße thematisiert. Er kritisiert den erheblichen Einfluss, den Chinas KP-Regime über die wichtigsten Häfen am Panamakanal hergestellt habe. Darin sieht er auch die Ursache für die immer höheren Gebühren, die US-Schiffe für die Benutzung des Kanals bezahlen müssten.



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