Streik in Häfen der USA: Ausfälle könnten Milliarden kosten
In den USA hat am Dienstag, 1. Oktober, ein Streik der Hafenarbeiter in mehreren Häfen der Ostküste und der Golfküste begonnen. Zuvor war eine Frist zur Erzielung einer Einigung über einen neuen Sechsjahres-Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft ILA (International Longshoremen’s Association) und dem Arbeitgeberverband USMX (U.S. Maritime Alliance).
Die ILA, die rund 45.000 Beschäftigte vertritt, hatte das letzte Angebot der Arbeitgeber abgelehnt und zu einem Streik in den Häfen von Maine bis Texas aufgerufen. Das Angebot, so die ILA, bleibe weit hinter den Forderungen ihrer Mitglieder zurück.
Streik der ILA auf Lohnerhöhung von knapp 10 Prozent gerichtet
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von fünf US-Dollar pro Stunde für jedes Jahr der sechsjährigen Laufzeit des Tarifvertrags mit der USMX. Zudem sollen Automatisierungen und Halbautomatisierungen in den Hafenanlagen ausgeschlossen werden. ILA-Präsident Harold Daggett fordert zudem einen Anspruch seiner Vereinigung auf die Containergebühren.
Daggett wirft den Arbeitgebern vor, irreführende Behauptungen über die Forderungen der Gewerkschaft in der Öffentlichkeit zu verbreiten. In einer Erklärung betont er:
„Selbst eine Lohnerhöhung von 5,00 Dollar pro Stunde für jedes Jahr einer sechsjährigen Vereinbarung entspricht nur einer durchschnittlichen jährlichen Erhöhung von etwa 9,98 Prozent.“
Die USMX erklärt demgegenüber, sie habe eine ganze Reihe an Gegenangeboten vorgelegt – und hoffe auf eine zeitnahe Wiederaufnahme der Gespräche.
Waren von Autos über Lebensmittel bis zu Chemikalien und Holz betroffen
Vonseiten der Arbeitgeber hieß es noch vor Fristablauf, deren Angebot würde „die Löhne um fast 50 Prozent erhöhen und die Arbeitgeberbeiträge zur Altersvorsorge verdreifachen“. Zudem wäre eine Stärkung der Gesundheitsfürsorgeoptionen enthalten. Die derzeitigen Bestimmungen zur Automatisierung und Halbautomatisierung würden beibehalten.
Unterdessen stellte der Verband beim National Labor Relations Board einen Antrag auf sofortige Abhilfe wegen unlauterer Arbeitskampfpraktiken. Die Behörde könnte nun anordnen, dass die Gewerkschaft die Verhandlungen fortsetzen muss. Der Antrag war dort vier Tage vor Streikbeginn eingebracht worden.
Betroffen von den Ausständen waren unter anderem Baltimore und Brunswik, über die vor allem Autos verschifft werden. Aber auch in Häfen für Obst, Gemüse oder Kaffee wie Philadelphia oder New Orleans ging nichts mehr. In der Metropole von Louisiana werden zudem auch Chemieprodukte oder Holz umgeschlagen. Zu den weiteren wichtigen Häfen gehören auch Boston, New York, New Jersey, Norfolk, Charleston, Savannah, Tampa oder Houston.
Handelsverbände fordern staatliche Interventionen gegen den Streik
Wie die englischsprachige Epoch Times berichtet, war etwa die Hälfte des nationalen Seeverkehrs der USA von den Kampfmaßnahmen der ILA betroffen. Der Handelsverband National Association of Manufacturers schätzte die möglichen Schäden für den Handel auf 2,1 Milliarden US-Dollar pro Tag.
Geschäftsführer Jay Timmons befürchtet gar einen möglichen Gesamtschaden für das BIP der USA von 5 Milliarden US-Dollar pro Tag. New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul forderte beide Parteien zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Sie wolle eine Lösung erreichen, um die Aufrechterhaltung der Regalfüllungen sicherzustellen. Dies soll vor allem die Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Produkten sicherstellen.
Ein längerer Streik könnte die Inflation erneut in die Höhe treiben und vor allem mit Blick auf die Weihnachtssaison Engpässe bewirken. Zudem sind Einbußen beim Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu befürchten.
Biden: „Keine Anwendung von Taft-Hartley bei Tarifverhandlungen“
Die Handelsverbände fordern nun die Regierung Biden auf, zu intervenieren. Das Taft-Hartley-Gesetz von 1947 würde es dieser erlauben, bei zu befürchtenden schwerwiegenden Folgen eines Streiks administrative Maßnahmen zu ergreifen. Unter den möglichen Schritten befinden sich unter anderem ein Verbot von Gewerkschaftszwang in Betrieben, die Verpflichtung, Streiks 60 Tage im Voraus anzukündigen oder 80-tägige Anordnungen zum Wohl der nationalen Gesundheit und Sicherheit.
Biden lehnt ein solches Eingreifen im vorliegenden Fall jedoch ab. Er erklärte am Sonntag gegenüber Reportern, es handele sich um Tarifverhandlungen und in diesem Kontext „glaube ich nicht an Taft-Hartley“. Er gab zu bedenken, dass Spediteure in den vergangenen Jahren Rekordgewinne gemacht hätten. Es sei „nur fair, dass auch die Arbeitnehmer, die sich während der Pandemie in Gefahr begeben haben, um die Häfen offen zu halten, eine deutliche Lohnerhöhung erhalten“.
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