Straßburger Weihnachtsmarkt: Kopfschütteln über Verbote

Kein Champagner, keine Weihnachtsartikel für Hunde oder Katzen, keine Brathähnchen: Diese Liste untersagter Güter sorgt bei den Händlern des Straßburger Weihnachtsmarkts für heftige Diskussionen. Auch Energie soll eingespart werden.
Der Weihnachtsmarkt in Straßburg im Jahr 2017
Der Weihnachtsmarkt in Straßburg im Jahr 2017. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times17. Oktober 2022

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Die französische Grenzstadt Straßburg sorgt mit einem für den Weihnachtsmarkt geplanten Verkaufsverbot für Champagner, Popcorn, Grillhähnchen und andere Artikel für Kopfschütteln. Vor dem berühmten „Christkindelsmärik“ hat die Elsass-Metropole den Budenbetreibern detaillierte Listen zugeschickt, welche Speisen und Artikel erlaubt, verboten oder unter Vorbehalt zugelassen sind, berichtete jetzt die Zeitung „Les Dernières Nouvelles d’Alsace“ (DNA).

In einer begleitenden Mail wird erklärt, dass Speisen und Artikel die Authentizität und Tradition von Weihnachten sowie lokale Identität und Qualität vermitteln sollen. Gleichzeitig orientiere man sich an ökologisch verantwortungsvollem Anspruch, wie es aus dem grüngeführten Rathaus heißt. Zum Verbot des urfranzösischen Champagners: Ein Anstoßen mit Schaumwein will Straßburg nicht untersagen. Es soll aber der aus der Region stammende Elsässische sein: „Crémant d’Alsace“ wird auf der Liste gleich als Alternative genannt.

Ein weihnachtliches Glühbier ist erlaubt, vorausgesetzt es stammt aus einer handwerklichen Brauerei. Verboten ist der Kartoffelauflauf „Tartiflette“ mit Reblochon-Käse aus den Savoyen, erlaubt ist aber der „Munstiflette“-Auflauf mit Munster-Käse aus dem Elsass. Verboten sind Stiefel, Regenschirme und Weihnachtsartikel für Hunde und Katzen, erlaubt aber Sparschweine oder Sticksets.

Regionale Produkte trotz stinkenden Käses?

Im Netz wird das Regelwerk heiß diskutiert. Auf regionale Produkte zu setzen, stößt durchaus auf Zustimmung – auch die Bevorzugung elsässischer Spezialitäten. Was aber hat es mit dem Verbot von Grillhähnchen auf sich, fragt sich einer. Und ein anderer gibt zu bedenken, dass ein Auflauf mit Munster-Käse fürchterlich stinke. Ok, dann fahren wir halt nach Colmar – eine andere größere Stadt im Elsass –, schlägt ein Weiterer vor.

Angesichts all der Aufregung hat die Stadt Straßburg inzwischen klargestellt, dass sie während des Weihnachtsmarkts mit den Händlern über die Produkte reden möchte, bei denen sie Vorbehalte hat. Eine Auswahlkommission soll dann im Januar für den darauffolgenden Markt klare Regeln schaffen. Und das Champagner-Verbot soll nach dem großen Aufschrei, den es nach sich zog, offenbar noch einmal besprochen werden.

Der städtische Beigeordnete Guillaume Libsig reagierte inzwischen auf den Rummel um die Verkaufslisten, die als Arbeitsdokument gedacht gewesen seien. Der Weihnachtsmarkt mit rund zwei Millionen Besuchern werde seit einigen Jahren als „Vergnügungspark unter freiem Himmel“ oder „Supermarkt für Touristen“ kritisiert, schrieb er. Als Reaktion darauf habe eine Auswahlkommission sich die Warenpalette vorgenommen. „Weder die Stadt noch die Aussteller wollen billige Gegenstände, die der Qualität der Weihnachtshauptstadt schaden.“ Es gehe um Qualität und Authentizität. Die Kommission wolle sich von der Herkunft und der Qualität der Produkte überzeugen.

Kreuze nur unter Vorbehalt

Für zusätzliche Aufregung hat gesorgt, dass der Verkauf von Kreuzen auf dem Weihnachtsmarkt laut der Liste „Dekorationen“ nur unter Vorbehalt erlaubt ist. Als „Croix JC“ (JC für Jesus Christus) sind die Kreuze dort aufgeführt.

Blödsinnig findet das die sozialistische Stadtverordnete Anne-Pernelle Richardot, wie sie der Zeitung „DNA“ sagte. „Es bleibt ein christliches Ereignis, es heißt ‚Christkindelsmärik’, es geht doch um das Jesuskind, oder?“

Die katholische Tageszeitung „La Croix“ war alarmiert und sammelte kritische Stimmen. Man respektiere die religiöse Identität, stellte der Beigeordnete Libsig eilends klar. Kruzifixe, Krippen und Ähnliches dürften natürlich verkauft werden, solange sie von akzeptabler Qualität seien.

Energiesparmaßnahmen

Keinen Aufschrei gab es bisher zu der Tatsache, dass der älteste Weihnachtsmarkt in Frankreich (zum 452. Mal) in der Krise aus Energiespargründen um eine Woche verkürzt wird. Er läuft nun vom 25. November bis zum 24. Dezember. Die Öffnungszeiten sind von 11 Uhr bis 20 Uhr. Bereits um 23 Uhr wird die Weihnachtsbeleuchtung ausgeschaltet – eine Stunde früher als bisher. Und sie wird vom 8. Januar an abmontiert, eine Woche früher als sonst üblich.

Die Stadt selbst wird ihre Lichtinstallationen etwas sparsamer verteilen als sonst, wie der „SWR“ berichtet. Der Energieverbrauch während des Weihnachtsmarktes soll dadurch um insgesamt fünf bis zehn Prozent gesenkt werden. Zusätzlich will die Stadt stärker darauf achten, dass Händler ein Verbot von Heizgeräten ernst nehmen. Laut Gillaume Libsig gibt es ein entsprechendes Dekret schon länger, bisher wurde es aber nicht sehr streng kontrolliert.

Zudem versucht die Stadt den Energieverbrauch rund um das Großevent zu reduzieren – so zum Beispiel bei der Weihnachtsbeleuchtung. Zur Hälfte obliegt sie dem Handel. Dieser Teil soll inzwischen zu 60 Prozent auf LED-Leuchtmittel umgestellt sein. (dpa/mf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion