Strache kündigt „große Veranstaltung“ für 2020 an – FPÖ will „rechte Positionen seriös vertreten“
Der langjährige frühere FPÖ-Bundesvorsitzende Heinz-Christian Strache gehört zu jenen Politikern, die nach den Prinzipien des „Goldenen Kreises“ kommunizieren, die der britisch-amerikanische Wirtschaftsberater Simon Sinek erstmals 2009 systematisch dargestellt hatte. Grob zusammengefasst besagt dieser, dass eine Führungspersönlichkeit, die es schafft, Menschen über die Frage nach dem „Warum“ zu begeistern, zu motivieren und zu inspirieren, bezüglich des „Was“ und des „Wie“ ein deutlich größeres Vertrauen genießt.
Auf die Politik gemünzt erklärt dies, warum es heute noch zehntausende Österreicher gibt, die in uneingeschränkter Loyalität zu HC Strache stehen, obwohl dieser in weiten Teilen der Gesellschaft und der Medienöffentlichkeit infolge der „Ibiza“-Videos und diverser Spesenvorwürfe in Ungnade gefallen ist.
Warum wird Strache verziehen, was für andere Politiker das Aus wäre?
Die unverbrüchlichen Strachianer sehen den Ex-Vizekanzler immer noch als einen einzigartigen Politiker: So habe er als einer von wenigen Nichtakademikern in Österreichs Spitzenpolitik seinen Weg gemacht, verfüge über Charme und gesunden Menschenverstand, verstehe die Nöte und Sorgen der einfachen Menschen und habe den Mut, es für deren Wohlergehen auch mit den „Großkopferten“ aufzunehmen.
Das „Ibiza“-Video nehmen seine Anhänger als heimtückische Falle wahr, die von den Eliten ausgeheckt wurde, um einen unbequemen Politiker aus dem Weg zu räumen. Vorwürfe wegen Spesen und Postenschachers sehen sie eher als schmerzliche Kompromisse an, die Strache selbst im Rahmen des „Was“ und des „Wie“ eingehen musste, um weiter dem „Warum“ folgen zu können. Deshalb verzeihen sie ihm auch Fehler, die den meisten anderen Politikern nicht nachgesehen würden.
Den Spitzenfunktionären der FPÖ bereitet dies Kopfzerbrechen. Sie hofften, mit dem Ausschluss HC Straches und seiner Ehefrau Philippa ein Ende mit Schrecken erreichen zu können – in der Hoffnung, dass die Zeit die Wunden heilen und eine schwarz-grüne Koalition auch früherer Strache-Anhänger wieder mit der Partei versöhnen würde.
Außerparlamentarische Bewegung – oder neue politische Kraft?
Dies könnte sich als Fehlkalkulation erwiesen haben. In einer Antwort auf einen seiner Fans im Kommentarbereich zu einem Facebook-Beitrag vom Freitagabend (15.11.), der gefragt hatte, wann er ihn denn persönlich kennenlernen könne, antwortete HC Strache:
„Gerne, werden wir im neuen Jahr schaffen. Da lade ich zu einer großen Veranstaltung ein!“
Nun rätseln Medien und politische Beobachter, welche Bewandtnis es mit dieser Veranstaltung habe und welchem Zweck sie dienen soll. Im Grunde drängen sich vor allem zwei naheliegende Antworten auf: Entweder Strache stellt eine außerparlamentarische Bewegung vor, die abseits der politischen Parteien im vorpolitischen Raum agieren soll – solche haben in Österreich bislang aber wenig Tradition.
Oder aber er will bei den Wiener Gemeinderatswahlen im Oktober 2020 einen politischen Testballon für eine neue, eigene politische Bewegung steigen lassen, die in weiterer Folge auch in anderen Bundesländern Fuß fassen könnte.
OÖ-Chef Haimbuchner wendet sich per Video an die Parteianhänger
In der FPÖ scheint dies zunehmend für Nervosität zu sorgen. Auch deshalb scheint die Partei nun ihren oberösterreichischen Landesparteichef Manfred Haimbuchner damit betraut zu haben, sich stellvertretend für den neuen Vorstand mit einem YouTube-Video an die Anhängerschaft zu wenden. Der Landesverband Oberösterreich gilt als einer der entscheidenden innerhalb der Partei. Dass die dortige Landesgruppe sich 2005 dagegen entschieden hatte, Jörg Haider ins neu gegründete BZÖ zu folgen, hat diesem zumindest den Aufbau von Strukturen in dem freiheitlichen Stammland entscheidend erschwert.
In dem Video äußert Haimbuchner sich selbstkritisch über den „Popstar-Kult“, der die Partei dominiert habe – wobei dieser eigentlich schon mit der Wahl Jörg Haiders zum Parteichef im Jahr 1986 begonnen hatte, als aus der bis dahin eher biederen Honoratiorenpartei eine massentaugliche plebiszitäre Bewegung wurde.
Die Freiheitliche Partei, so Haimbuchner, solle wieder als „Gesinnungsgemeinschaft“ betrachtet werden. Er versicherte, Strache „keine Steine nachwerfen zu wollen“, weil die Partei ihm „sehr viel zu verdanken“ habe. Allerdings sollten auch „Fehler und Irrwege der Vergangenheit angesprochen werden, auch wenn manche Wahrheit schmerzt“.
„Rechts, konservativ, liberal“
Die FPÖ werde nicht neu erfunden, versichert der OÖ-Landeschef weiter. Sie sei „eine rechte Partei, weil wir die Verschiedenheit der Menschen anerkennen, meinen, dass Leistung und Anstand sich lohnen müssen und uns entschieden gegen sozialistische Gleichmacherei aller Art stellen“. Man sei auch „eine konservative Partei, weil wir die traditionelle gesellschaftliche Ordnung schätzen und unsere christlich-abendländische Kultur bewahren wollen, statt uns auf linke gesellschaftspolitische Experimente einzulassen“. Und man sei „eine liberale Partei, weil Freiheit für uns der höchste Wert ist und wir im Geiste der bürgerlichen Revolution von 1848 gegen staatlichen Machtmissbrauch, Willkür, Obrigkeitshörigkeit und Korruption kämpfen“.
Die FPÖ werde wieder Erfolg haben, wenn sie es verstehe, statt „Popstarkultur und Polarisierung unsere klar rechten Positionen in Sprache und Auftreten seriös zu präsentieren“.
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