Stimmabgabe für Auslandstürken beginnt – Erdoğan muss Wahlkampfpause einlegen
Seit Donnerstag, 27. April, können insgesamt 3.416.098 im Ausland lebende Türken ihre Stimme für die Parlaments- und Präsidentenwahlen am 14. Mai abgeben. 277.646 von ihnen sind erstmalig wahlberechtigt. Der seit 2014 amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan strebt noch einmal seine Wiederwahl an. Sein aussichtsreichster Gegenkandidat ist CHP-Chef Kemal Kılıçdaroğlu. Hinter dem Erdoğan-Rivalen steht ein Sechsparteienbündnis.
In den Jahren 2014 und 2018 war es Erdoğan gelungen, bereits im ersten Wahlgang absolute Stimmenmehrheiten für sich zu vereinen. Diesmal rechnen Beobachter mit einem deutlich knapperen Ergebnis. Auch deshalb könnte den Stimmen der Auslandstürken ein entscheidendes Gewicht zukommen.
So viele Wahlgelegenheiten für Auslandstürken wie nie zuvor
Mit mehr als 1,5 Millionen Wahlberechtigten bildet die türkische Diaspora in Deutschland die größte Gruppe an Auslandswählern. Insgesamt 26 diplomatische Vertretungen stehen bundesweit für die Stimmabgabe zur Verfügung. Bei den bisherigen Wahlen konnte die regierende AKP unter den in Deutschland lebenden türkischen Staatsangehörigen weit überdurchschnittliche Stimmenanteile verbuchen.
Frankreich mit 397.086 und die Niederlande mit 286.753 wahlberechtigten türkischen Staatsangehörigen stellen die nächstgrößeren Kontingente. Wie „TRT Deutsch“ berichtet, können Auslandstürken in insgesamt 156 Auslandsvertretungen in 75 Ländern ihre Stimme abgeben.
Dazu kommen Wahllokale an 46 Grenzübergängen. Dort ist die Stimmabgabe bis zum eigentlichen Wahltag möglich. Diplomatische Kuriere bringen die Wahlurnen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in die Türkei. Dort werden die Stimmen am 14. Mai zusammen mit allen anderen ausgezählt.
Erstmals können türkische Staatsangehörige diesmal unter anderem auch in Weißrussland, Brasilien, Estland, Montenegro, Pakistan oder Nigeria wählen. Im Sudan dagegen nicht mehr: Die Wahlbehörde YSK entschied, die Auslandswahl vor Ort aufgrund der aktuellen Unruhen abzusagen.
Erdoğan wieder fit genug für Videoschalte zur Akkuyu-Eröffnung
Für Aufregung hatte zuletzt gesorgt, dass Präsident Erdoğan am Dienstag ein TV-Interview von „Ülke TV“ und „Kanal 7“ unterbrechen musste. Außerdem war er gezwungen, für Mittwoch geplante Wahlkampfauftritte in Kırıkkale, Yozgat und Sivas abzusagen. Er ließ sich dort durch Vizepräsident Fuat Oktay vertreten.
Der 69-jährige Erdoğan bat in der TV-Sendung persönlich um Nachsicht und erklärte, er habe sich während seiner Wahlkampfreise eine Magen-Darm-Infektion eingefangen. Am Mittwoch ergänzte der türkische Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun, der Präsident bestreite auf ärztliches Anraten die Wahlkampfauftritte nicht selbst. Altun wies gegenüber „Hürriyet“ auch „Desinformation“ vonseiten einiger Social-Media-Accounts zurück. Diese hatten unsubstantiiert behauptet, der Präsident sei „nach einer Herzattacke ins Krankenhaus“ eingeliefert worden.
Am Donnerstag nahm Erdoğan immerhin via Videoschalte an der Einweihungsfeier des Kernkraftwerks Akkuyu teil. Russlands Präsident Wladimir Putin übermittelte dazu eine Videobotschaft. Das staatliche russische Unternehmen Rosatom hatte das Kraftwerk an der türkischen Südküste gebaut.
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