Spanien: Zahl der Flüchtlinge aus Westafrika versiebenfacht – Mauretanien als Ausgangspunkt

Vor etwas mehr als einer Woche billigten die Vertreter der EU-Staaten den im Dezember 2023 angekündigten Migrationspakt. Frontex-Chef Leijtens warnt vor zu hohen Erwartungen. Wie die aktuelle Situation in Spanien zeigt, lasse sich irreguläre Migration nicht vollständig verhindern.
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Migranten nach ihrer Ankunft am 12. Oktober 2023 im Hafen von Los Cristianos auf der Insel Teneriffa, Spanien.Foto: Desiree Martin/AFP via Getty Images
Von 17. Februar 2024

Noch ist der jährliche Bericht der EU-Asylagentur über das Jahr 2023 nicht da. Bereits im Dezember hatte diese jedoch verlautbart, dass es im Vorjahr mehr als eine Million Asylanträge in der EU gegeben haben dürfte. Für 2024 rechnet man mit einer weiteren Steigerung – und erste Entwicklungen aus Spanien deuten schon jetzt auf eine solche hin.

Kanarische Inseln als das neue Lampedusa? Spanien wird zum Bootsflucht-Schwerpunkt

Wie aus einem Bericht von „Reuters“ vom Freitag, 16. Februar, hervorgeht, haben zwischen Neujahr und vergangenem Donnerstag 11.074 irreguläre Migranten die Kanarischen Inseln erreicht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien es demgegenüber nur 1.602 gewesen. Dies geht aus den Daten des spanischen Innenministeriums hervor.

Der Regionalpräsident Fernando Clavijo erklärte gegenüber „El Pais“, es habe bereits im Vorjahr mit 39.910 Anlandungen einen neuen Rekord bei der Ankunft von Bootsflüchtlingen gegeben. Setze sich der gegenwärtige Trend fort, sei es denkbar, dass sich die Zahl 2024 auf bis zu 70.000 belaufen werde.

Die Schutzsuchenden steuerten regelmäßig in nicht seetüchtigen Schlauchbooten vom westafrikanischen Mauretanien die Inselgruppe an. Acht von zehn angekommenen Booten kämen von dort. Von Nouadhibou, dem früheren Port-Étienne aus, beträgt die Entfernung etwas mehr als 800 Kilometer. Clavijo zufolge sind mit etwa 5.500 fast die Hälfte der Asylsuchenden minderjährig.

EU hat Mauretanien Paket von 210 Millionen Euro zur Verfügung gestellt

Insgesamt sind den Angaben von Frontex-Chef Hans Leijtens zufolge im Januar fast 14.000 Asylsuchende von Westafrika aus in die EU gelangt. Fast die Hälfte davon sei von Mauretanien aus gestartet.

In der Vorwoche hat die EU dem Land 210 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld soll zur Kontrolle der Grenzen, für humanitäre Hilfe und zur Förderung von Zukunftschancen für die Jugend Verwendung finden. Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf in Mauretanien lag 2022 bei 7.113 US-Dollar. Obwohl 1980 offiziell abgeschafft, wird in weiten Teilen des Landes noch die Sklaverei praktiziert.

Häufig setzen Schleuser Minderjährige als Kapitäne für die Boote ein. Dies erschwert eine Strafverfolgung in Europa. Der Organisation „Walking Borders“ zufolge belief sich die Zahl der tödlich Verunglückten entlang der Route im Vorjahr auf 6.007 Menschen.

Spaniens Premier Sanchez mit von der Leyen persönlich angereist

Angesichts der Situation hatten sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Spaniens Premierminister Pedro Sanchez persönlich in Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott begeben. Dort standen Gespräche mit Präsident Mohamed Ould Ghazouani auf dem Programm.

Im Vorfeld der Reise äußerte Frontex-Direktor Leitjens, er rechne für 2024 mit einem weiteren Anstieg der Zahl der Asylsuchenden in die EU. Zudem erneuerte er seine bereits in einem Interview mit „Welt am Sonntag“ zum Ausdruck gebrachte Position, wonach es unmöglich sei, den Migrationsprozess vollständig aufzuhalten.

Am 8. Februar hatten die Vertreter der EU-Mitgliedstaaten eine im Dezember 2023 getroffene Einigung auf eine Asylreform bestätigt. Die Ratspräsidentschaft und die Unterhändler des EU-Parlaments hatten sich auf deutliche Verschärfungen in der Grenzschutzpolitik geeinigt. Unter anderem soll es mehr Asylverfahren an den Außengrenzen geben.

Bei geringen Erfolgsaussichten wird eine haftähnliche Unterbringung der Asylsuchenden erleichtert. Weitere zentrale Elemente sind ein Solidaritäts- und ein Krisenmechanismus.

Vom 6. bis 9. Juni finden Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Die Frage der irregulären Migration wird im Wahlkampf eine zentrale Rolle spielen. Schon jetzt rechnen Umfrageinstitute EU-weit mit deutlichen Zugewinnen für Rechtsaußenparteien.



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