Spanien: Wütende Einwohner – Königspaar bricht Besuch ab – Zugang für Helfer begrenzt 

Nach dem Hochwasser mit mehr als 200 Todesopfern traf sich das spanische Königspaar mit Anwohnern – doch der Besuch wurde abgebrochen. Aufgebrachte Menschen warfen Schlamm und Gegenstände in Richtung der offiziellen Delegation. Für die Provinz Almería wurde vom Wetterdienst Alarmstufe rot ausgerufen.
Titelbild
Wütende Einwohner von Paiporta während des Besuchs von König Felipe VI. von Spanien am 3. November 2024. Einige schrieen „Mörder“, andere warfen mit Schlamm.Foto: Manaure Quintero/AFP via Getty Images
Epoch Times3. November 2024

Nach den Überschwemmungen in der Region Valencia hat das spanische Königspaar bei einem Besuch des Katastrophengebiets die Wut und Verzweiflung der Menschen zu spüren bekommen.

„Mörder“, brüllten Menschen am Sonntag in der besonders stark betroffenen 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta König Felipe VI. und seiner Frau Letizia entgegen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Besuch abgebrochen

Aufgebrachte Menschen warfen außerdem Schlamm und Gegenstände in Richtung der offiziellen Delegation. Das Königspaar wurde im Gesicht getroffen.

Felipe, Letizia, Sánchez und Mazón verließen daraufhin das Gelände, später wurde der Besuch im Katastrophengebiet vorzeitig abgebrochen.

Zuvor hatte das Königspaar noch versucht, mit den aufgebrachten Betroffenen in der Menge zu sprechen.

König Felipe VI. von Spanien (M.) wird während seines Besuchs in Paiporta in der Region Valencia im Osten Spaniens mit Schlamm und Gegenständen beworfen. Foto: Manaure Quintero/AFP via Getty Images

Die Gemeinde Paiporta südwestlich der Küstenmetropole Valencia wurde besonders stark von den Überschwemmungen getroffen. Felipe hatte sich nach seiner Ankunft in der Mittagszeit und vor dem Zusammentreffen mit den wütenden Bewohnern im dortigen Krisenzentrum ein Bild von der Lage gemacht.

Nach dem Besuch in Paiporta wollte das Königspaar eigentlich in die weiter westlich gelegene Gemeinde Chiva weiterreisen. Doch das Besuchsprogramm wurde nach Angaben des nationalen Fernsehens nach den chaotischen Szenen in Paiporta abgebrochen.

Polizeischutz zu Pferde während des Besuchs des spanischen Königs Felipe VI. in Paiporta. Foto: Manaure Quintero/AFP via Getty Images

Wut gegen gegen Regierungschef Sánchez und Regionalpräsident Mazón

Die Wut der Betroffenen richtete sich vor allem gegen Regierungschef Sánchez und Regionalpräsident Mazón. Aus der Menge ertönten Rücktrittsforderungen gegen Mázon. Andere fragten, wie viele Tote es noch geben werde.

Der Regionalregierung wird vorgeworfen, die Bevölkerung am Dienstag nicht rechtzeitig mit Handynachrichten vor den Niederschlägen gewarnt zu haben. Der nationale Wetterdienst Aemet hatte bereits am Morgen die höchste Warnstufe für die Region ausgerufen.

Es regnet weiter – Alarmstufe Rot in der Provinz Almería

Der Besuch des Königspaars wurde auch von der Gefahr weiterer schwerer Regenfälle überschattet. Die spanische Meteorologiebehörde Aemet veröffentlichte für die Region Valencia wegen neuer starker Regenfälle eine Warnung der zweithöchsten Stufe orange. Demnach könnten stellenweise 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Für die Provinz Almería in der südspanischen Region Andalusien wurde gar Alarmstufe rot ausgerufen: Das bedeutet extreme Gefahr. Die bei Touristen beliebte Gegend muss demnach wegen heftiger Regenfälle mit Überschwemmungen rechnen.

Feuerwehrleute graben das Wrack eines Autos aus, und suchen nach weiteren Opfern am Flussufer in Paiporta (3. November 2024). Foto: Jose Jordan/AFP via Getty Images

Am Dienstag waren im Osten und Süden Spaniens extreme Regenfällen niedergegangen. An manchen Orten regnete es so viel wie sonst in einem ganzen Jahr. Die Flutkatastrophe ist die schlimmste in Spanien seit Jahrzehnten.

Zugang für Helfer begrenzt

Auch am Sonntagmorgen versammelten sich wieder viele Hilfsbereite mit Schaufeln und Besen im Zentrum der Stadt Valencia, die von den Niederschlägen weniger betroffen war. Sie wollten zu Fuß in die betroffenen umliegenden Gemeinden ziehen, um dort zu helfen. 

Bereits in den Tagen zuvor hatten freiwillige Helfer auch Wasser und Lebensmittel für die von der Flut Betroffenen gebracht. Die Regionalregierung beschränkte den Zugang für die freiwilligen Helfer auf 2.000 pro Tag, unter anderem damit die Zufahrtsstraßen nicht blockiert werden.

Sánchez hatte Samstag die Entsendung von 5.000 weiteren Soldaten in die Region angekündigt, womit die Zahl der Truppen vor Ort auf 7.500 stieg. Der Regierungschef sprach vom „größten Einsatz der Streitkräfte in Spanien in Friedenszeiten“. Zudem sind 10.000 Polizisten vor Ort.

Die Polizei teilte am Samstagabend mit, dass 20 weitere Menschen wegen Diebstahls und Plünderung festgenommen wurden. Seit Mittwoch gab es demnach wegen solcher Vorwürfe rund hundert Festnahmen.

Mitglieder der Feuerwehr vor Autos und Trümmer in einem Tunnel an der Grenze der Gemeinden Benetusser und Alfafar. Foto: David Ramos/Getty Images

Große Teile der Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur in den Überschwemmungsgebieten wurden zerstört oder sind außer Betrieb.

Zwei Chinesen sind unter den Toten

Nach Angaben vom Sonntag wurden bereits 217 Todesopfer gefunden, davon 213 in der Region Valencia. Drei weitere Menschen starben im benachbarten Kastilien-La Mancha.

Dort wurde am Sonntag die Leiche einer seit Dienstag vermissten Frau gefunden, die etwa zwölf Kilometer weit weggespült worden war, wie ein Sprecher der Regionalregierung mitteilte. Ein weiteres Todesopfer wurde aus Andalusien gemeldet.

Auch der Friedhof von Alfarar wurde in Mitleidenschaft gezogen. Foto: David Ramos/Getty Images

Unter den Toten sind laut der chinesischen Botschaft in Madrid auch zwei chinesische Staatsbürger. Zwei weitere Chinesen wurden als vermisst gemeldet.

Nach Angaben vom Sonntag wurden bereits 217 Todesopfer gefunden, davon 213 in der Region Valencia. Die Behörden rechnen mit weiteren Todesopfern, etwa in von den Flutwellen mitgerissenen Autos. In den Katastrophengebieten fehlt es außerdem an Trinkwasser und Lebensmitteln.

Die Behörden rechnen mit weiteren Todesopfern. „Es gibt noch viele überflutete Erdgeschosse oder Garagen, Keller und Parkplätze, die geräumt werden müssen und es ist davon auszugehen, dass sich dort noch Verstorbene befinden“, schrieb Verkehrsminister Oscar Puente im Onlinedienst X.

Die Opferbilanz habe sich in den vergangenen 48 Stunden kaum verändert, da die Rettungskräfte angewiesen worden sein, sich zunächst um gut erreichbare oberirdische Orte zu kümmern. (afp/red)



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