Smartphone-Verbote in Schulen weltweit auf dem Vormarsch
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Seit Montag, 10. Februar, gilt in ganz Brasilien ein Verbot der Nutzung von Mobiltelefonen in Klassenzimmern. In einigen der 26 Bundesstaaten galt die Bestimmung schon am Freitag der Vorwoche. Sie gilt ab dem jeweiligen Beginn des neuen Schuljahres. Im vergangenen Monat hatte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva dazu ein Bundesgesetz unterzeichnet.
Schulverwaltungen in Brasilien benötigten ein Bundesgesetz
Das Verbot gilt für alle öffentlichen und privaten Schulen in Klassenzimmern und auf Fluren. Es schließt auch Pausen mit ein. Wie die Regelung exakt umgesetzt wird, können die Schulen selbst festlegen. Die Geräte können etwa in den Rucksäcken der Schüler aufzubewahren sein oder in Schließfächern beziehungsweise dafür vorgesehenen Körben.
Ausnahmen sind vorgesehen, wenn die Geräte zu Bildungszwecken benötigt werden, der Lehrer die Benutzung gestattet oder Schüler aus gesundheitlichen oder ähnlichen Gründen darauf angewiesen sind. Es ist auch davon auszugehen, dass es Geräte geben wird, die griffbereit bleiben müssen, um in Notsituationen wie Amokläufen reagieren zu können.
In einigen Bundesstaaten wie Rio de Janeiro, Maranhão oder Goiás hatte es bereits zuvor Beschränkungen für die Nutzung von Smartphones in Schulen gegeben. Um eine so weitreichende Regel zu schaffen, war jedoch ein Bundesgesetz erforderlich.
Hoffnung auf „Renaissance der Schulspielplätze“
Das Verbot der Telefone an Brasiliens Schulen stellt eines der wenigen Themen dar, die in dem politisch stark gespaltenen Land Konsens erzeugen können. Eine Umfrage des Internetlenkungsausschusses hatte im Jahr 2023 eine Zustimmung von mehr als 60 Prozent der Bürger zu Restriktionen ergeben. Für ein vollständiges Verbot an Schulen waren 28 Prozent.
Während Anhänger des linken Präsidenten Lula und seines rechtskonservativen Amtsvorgängers Jair Bolsonaro sonst selten miteinander übereinstimmen: Die Zustimmung zu weniger Smartphone-Nutzung während der Schulzeit ist in beiden politischen Lagern konsensfähig. Beobachter sprechen bereits von einer bevorstehenden „Renaissance der Schulspielplätze“.
Das brasilianische Bildungsministerium sprach von einer Einschränkung, die das Ziel hat, die geistige und körperliche Gesundheit der Schüler zu schützen. Anschluss an Technologien sollen sie dennoch bewahren. Dafür gebe es jedoch eigene Unterrichtseinheiten und internetfähige Computer.
Brasilien ist nicht das erste Land mit entsprechendem Gesetz
Im Oktober 2024 veröffentlichte das brasilianische Meinungsforschungsinstitut Datafolha eine Umfrage unter Eltern. Diese ergab auch unter diesen eine Mehrheit von fast zwei Dritteln für ein Smartphone-Verbot an Schulen. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, das Gefühl zu haben, Smartphones würden ihren Kindern mehr schaden als nützen.
Die Nutzung von Smartphones durch Kinder ist mit mehreren Problemen verbunden, hieß es. Genannt wurden unter anderem Cybermobbing, erhöhte Angstzustände, Konzentrationsverlust und Störungen des Unterrichts. Schüler mit starker Affinität zu den Geräten hätten sich selbst isoliert, schilderten Lehrer. Auch sozial gehemmte Kinder hätten das Smartphone benutzt, um ihre soziale Unsicherheit zu verbergen.
Handyverbote gewinnen auch in anderen Ländern an Beliebtheit: Acht Bundesstaaten der USA haben bereits Gesetze erlassen, die die Nutzung von Mobiltelefonen in Schulen einschränken oder verbieten. Florida führte im Januar 2024 ein solches Gesetz ein. Indiana, Louisiana, Minnesota, Ohio, South Carolina und Virginia haben oder entwickeln ähnliche Regelungen. Kalifornien hat seinen Schulen aufgetragen, bis Juli 2026 entsprechende Richtlinien zu erarbeiten.
UNESCO: Bereits ein Viertel aller Länder will keine Smartphones mehr im Unterricht
Frankreich verbietet Smartphones für Kinder von sechs bis 15 Jahren in Schulen. Australien bestätigte kürzlich ein landesweites Handyverbot in Schulen, um Kinder zu mehr realen Aktivitäten wie Ballspielen zu motivieren. Laut einem UNESCO-Bericht vom September 2024 haben 25 Prozent der Länder weltweit die Smartphone-Nutzung in Schulen eingeschränkt.
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