Showdown: Heftige Wortgefechte bei TV-Duell zwischen Trump und Harris

Es ist das erste Aufeinandertreffen von Kamala Harris und Donald Trump; und ein folgenreicher Moment im US-Wahlkampf. Auf der Fernsehbühne schenken sich die beiden nichts.
Das TV-Duell leitet den Endspurt im Wahlkampf ein. (Archivbild)
Das TV-Duell leitet den Endspurt im Wahlkampf ein. (Archivbild).Foto: Scarbrough/Weiss/APF Pool/AP/dpa
Epoch Times11. September 2024

Die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump haben sich bei ihrem ersten TV-Duell gegenseitig mit scharfen Angriffen überzogen. Sie warfen einander vor, das Land heruntergewirtschaftet zu haben, keinen Plan für die drängenden Probleme zu haben und Lügen zu verbreiten.

Inhaltlich gab es wenig Unterschiede zu dem im Juni geführten TV-Duell zwischen Trump und dem amtierenden Präsidenten Biden, das schließlich zum Rückzug Bidens aus dem Wahlkampf geführt hatte.

Wie damals betonte Trump, das Land in seiner Amtszeit hervorragend durch die Pandemie geführt und den Chinesen Geld abgenommen zu haben. Harris warb für Steuerentlastungen für niedrige Einkommen und kleine Betriebe und unterstellte Trump, am Ende seiner Amtszeit die höchste Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten und das größte Handelsdefizit hinterlassen zu haben.

Beim Thema Abtreibung warf Trump dem Harris-Lager wie schon beim ersten Duell vor, Abtreibung bis zum neunten Monat und angeblich „Hinrichtungen“ von Babys nach der Geburt zu befürworten.

Ein symbolischer Handschlag zwischen Kamala Harris und Donald Trump vor dem TV-Duell am 10. September 2024. Foto: SAUL LOEB/AFP via Getty Images

Über den Ukraine-Krieg sagte Trump, es sei im Interesse der USA, dass der Krieg schnell ende. Wenn er wieder Präsident sei, so Trump, werde er schnell mit Putin und Selenskyj telefonieren und den Krieg beenden. Harris unterstrich, dass die Ukraine unabhängig bleiben müsse, dies sei nur der funktionierenden NATO zu verdanken, die Trump verlassen wolle.

Trump wirkte in der Sendung routiniert und versuchte zunächst, wenn er nicht an der Reihe war, Ruhe auszustrahlen. Bei seinen Redebeiträgen wurde er dann aber im Laufe der Sendung immer aktiver. Harris war dagegen vor allem zu Beginn sichtlich aufgeregt, gestikulierte und lachte häufig, wurde aber gegen Ende ruhiger und kam damit letztlich unfallfrei durch die Debatte.

Erstes Aufeinandertreffen der beiden

Es war überhaupt das erste Mal, dass sich Harris und Trump von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden – und das gleich zum vermutlich wichtigsten Showdown der beiden vor der Wahl am 5. November. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf der Bühne schüttelten die beiden einander die Hand. Die Demokratin ging auf den Republikaner zu und stellte sich in der Veranstaltungshalle in Philadelphia als „Kamala Harris“ vor. Danach gingen beide sofort in den Angriffsmodus über.

Klagen über Zerstörung und Chaos

Harris beklagte, Trump habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen – mit der größten Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression, der schlimmste Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. „Und was wir getan haben, ist Donald Trumps Chaos aufzuräumen.“

Trump wiederum beklagte, Harris und US-Präsident Joe Biden hätten das Land in ihrer Amtszeit in den Abgrund gestürzt. „Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt“, sagte er. Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte die Regierung von Biden und Harris, sie hätten Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. „Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört.“

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump während der Präsidentschaftsdebatte im National Constitution Center in Philadelphia am 10. September 2024. Foto: Win McNamee/Getty Images

Ein ungewöhnlicher Vorschlag

Harris beschuldigte Trump, er wolle Steuersenkungen für Reiche, die einfachen Amerikaner interessierten ihn nicht. Sie appellierte an Bürger, sich bei einem seiner Wahlkampfauftritte selbst ein Bild davon zu machen. „Ich werde etwas wirklich Ungewöhnliches tun und Sie aufrufen, eine von Donald Trumps Kundgebungen zu besuchen“, sagte die Demokratin an die Zuschauer gewandt. Trump verbreite dort absurde Behauptungen wie jene, dass Windmühlen Krebs verursachten. „Das Einzige, worüber Sie ihn nicht reden hören werden, sind Sie.“ Trump habe keinen Plan für die Menschen im Land. Trump entgegnete pikiert, Menschen gingen erst gar nicht zu Harris‘ Wahlkampfveranstaltungen.

Bewährungsprobe für Harris

Das Duell, das der Sender ABC ausrichtete, war vor allem für Harris eine Bewährungsprobe. Die 59-Jährige hatte erst vor wenigen Wochen Präsident Biden als Kandidatin der Demokraten abgelöst und zeigte sich bislang überwiegend bei streng choreografierten Wahlkampfauftritten, bei denen ihr Team alles unter Kontrolle hatte. Bei der Debatte gegen Trump musste sie sich nun ohne Skript beweisen.

Trump dagegen hat schon diverse Fernsehdebatten bestritten, auch in seinen früheren Wahlkämpfen 2016 und 2020. Aus seinem jüngsten TV-Duell Ende Juni war der 78-Jährige als klarer Sieger hervorgegangen. Damals trat er noch gegen Biden an, der sich nach seiner desaströsen Performance aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzog und Harris das Feld überließ.

Kamala Harris zeigt einen Daumen nach unten als Reaktion auf Aussagen des republikanischen Kandidaten Donald Trump während der Fernsehdebatte. Foto: SAUL LOEB/AFP via Getty Images

Die Szenerie

Übertragen wurde aus einem Studio ohne Publikum in Philadelphia, der größten Stadt im politisch besonders umkämpften Bundesstaates Pennsylvania. Die beiden Politiker waren auf der Bühne auf sich gestellt: Spickzettel waren nicht erlaubt, Kontakt zum jeweiligen Team auch nicht. Während der Debatte war jeweils das Mikrofon jenes Kandidaten stumm geschaltet, der gerade nicht spricht.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Harris und Trump liegen in Umfragen in etwa gleichauf. Beide sind darum bemüht, vor allem unentschlossene Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen. In einer aktuellen Umfrage gaben 28 Prozent der Befragten an, sie wüssten nicht genug über Harris – bei Trump lag dieser Wert bei 9 Prozent.

Während den meisten Menschen in den USA klar ist, was sie von dem Republikaner erwarten können, sind Harris und ihre Positionen weit mehr Menschen unbekannt. Sie bemühte sich bei der Debatte, ihre inhaltlichen Ziele auszubreiten – unter anderem bei ihrem Paradethema Abtreibung. „Die Regierung und ganz sicher Donald Trump sollten einer Frau sicherlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun hat“, sagte Harris und versprach, im Fall eines Wahlsieges wolle sie das Recht auf Abtreibung per Gesetz festschreiben wollen. Dafür bräuchte Harris aber eine entsprechende Mehrheit im Kongress.

Auch diverse außenpolitische Themen – Nahost, Ukraine, China, Afghanistan – kamen zur Sprache. Hier wiederholten die beiden vor allem bekannte Positionen.

Das einzige TV-Duell der beiden?

Vorab hatte es langes Gezerre um den Termin für die Fernsehdebatte gegeben. Bislang ist kein Termin für eine weitere Fernsehdebatte der beiden vereinbart. Es soll aber auch ein TV-Duell der beiden Vizekandidaten von Demokraten und Republikanern, Tim Walz und J.D. Vance, geben – am 1. Oktober (Ortszeit). (dpa/dts)



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