Serie schwerster Anschläge erschüttert Afghanistan
Islamistische Attentäter haben Afghanistan in den vergangenen Tagen mit einer Serie schwerster Anschläge auf Moscheen und Militäreinrichtungen überzogen. Am Samstag sprengte sich ein Selbstmordattentäter in der Hauptstadt Kabul in die Luft und riss 15 Rekruten mit in den Tod. Nur 24 Stunden zuvor verübte ein weiterer Selbstmordattentäter einen Anschlag mit 56 Toten auf eine schiitische Moschee in Kabul. Bei der Serie von landesweit sieben Anschlägen starben seit Dienstag mehr als 200 Menschen.
Die Rekruten in Kabul verließen in einem Kleinbus die Militärakademie und wurden von einem Attentäter, der zu Fuß unterwegs war, angegriffen, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mitteilte. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich in einer Email zu der Tat. Die Nato-Unterstützungsmission in Afghanistan erklärte, der Anschlag auf die Rekruten sei ein „Anschlag auf die Zukunft“ Afghanistans und seiner Sicherheitskräfte. Dennoch könnten die Aufständischen diesen Kampf nicht gewinnen.
Am Donnerstag hatten die Taliban einen Militärstützpunkt in der Unruheprovinz Kandahar im Süden Afghanistans angegriffen und dabei rund 50 Soldaten getötet. Insgesamt gab es seit Dienstag fünf Taliban-Angriffe auf Einrichtungen der afghanischen Sicherheitskräfte.
Den Anschlag auf die schiitische Moschee in Kabul reklamierte die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) für sich, die seit einiger Zeit auch in Afghanistan aktiv ist. 56 Tote und 55 Verletzte zählten die Behörden, nachdem sich der Attentäter am Abend während des Freitagsgebets in der Imam-Saman-Moschee in die Luft gesprengt hatte.
Bei einem zweiten Anschlag am Freitag sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einer sunnitischen Moschee im Bezirk Dolaina der Provinz Ghor in die Luft. Unter den mindestens 20 Toten war ein Polizeikommandeur, dem der Anschlag mutmaßlich galt.
Die Truppen der Nato-Verbündeten hatten Ende 2014 ihren Kampfeinsatz in Afghanistan beendet und danach die Ausbildungsmission Resolute Support gestartet. Derzeit haben die USA etwa 8400 Soldaten in Afghanistan stationiert. Rund 7000 beteiligen sich an Resolute Support, die auch von der Bundeswehr mit derzeit rund 930 Soldaten unterstützt wird.
Die Mission hat sich zum Ziel gesetzt, das afghanische Militär und die afghanische Polizei selbst in die Lage zu versetzen, für Sicherheit im Land zu sorgen. Die enormen Verluste und die zahlreichen Desertionen führen nach Einschätzung von Beobachtern aber dazu, dass viele Soldaten in den Reihen der afghanischen Armee inzwischen demoralisiert sind.
Die Bundesregierung verurteilte die jüngsten Anschlagsserie und erklärte, Deutschland stehe „weiter entschlossen an der Seite der Menschen in Afghanistan“. „Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft werden wir Afghanistan weiter beim Wiederaufbau und der Stabilisierung des Landes unterstützen“, sagte ein Außenamtssprecher.
Der USA hatten den internationalen Militäreinsatz in Afghanistan nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gestartet. Die damals in Afghanistan herrschenden Taliban wurden zwar von der Macht vertrieben, militärisch aber nie entscheidend geschwächt. Zeitweise hatten die USA mehr als 100.000 Soldaten in dem Land am Hindukusch stationiert, seit 2011 sank ihre Zahl aber kontinuierlich. (afp)
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