Selenskyj wirbt mit Bodenschätzen für die USA – Deal mit Trump für Militärhilfe?

Die Ukraine bietet den USA Zugang zu seltenen Erden und Mineralien im Austausch für weitere Militärhilfen an. Präsident Selenskyj reagiert damit auf eine Forderung von Donald Trump, der ein entsprechendes Abkommen anstrebt. Gleichzeitig warnt Kiew vor der Gefahr, dass Russland diese Rohstoffe an seine Verbündeten weitergeben könnte.
Trump könnte Selenskyj nächste Woche treffen. (Archivbild)
Selenskyj möchte schnell mit US-Präsident Trump sprechen. (Archivbild)Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa
Von 9. Februar 2025

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am vergangenen Freitag, dass er offen sei, im Gegenzug zu Militärhilfen aus den USA dem Land Zugang zu seltenen Erden und Mineralien in der Ukraine zu gewähren.

Damit nahm Selenskyj Bezug auf eine Forderung von US-Präsident Donald Trump, der Anfang Februar laut der Nachrichtenagentur „Reuters“ erklärt hatte, die USA würden mit der Ukraine ein Abkommen über „seltene Erden und andere Dinge“ anstreben. Diese Lieferungen aus der Ukraine sollen die Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung der USA im Krieg gegen Russland sein.

In der Ukraine lagern viele Bodenschätze

Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die in der Erdkruste vorkommen und aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in modernen Technologien wie in Batterien, Elektronik, Windturbinen und Elektromotoren eine wichtige Rolle spielen. In der Ukraine gibt es Vorkommen von seltenen Erden, und das Land hat das Potenzial, ein wichtiger Lieferant dieser Ressourcen zu werden.

Ein wichtiger Ort für seltene Erden in der Ukraine ist die Region Zaporozhye, wo das Unternehmen Zaporozhye Rare Earth Company (eine Tochtergesellschaft der Ukrainischen Staatsgesellschaft „Ukrraremet“) an der Förderung und Verarbeitung von seltenen Erden beteiligt ist. In dieser Region gibt es Vorkommen von Lanthanoiden, die zu den wichtigsten seltenen Erden gehören.

Darüber hinaus wurden in verschiedenen Teilen des Landes, einschließlich des Krim-Gebiets und der Donbass-Region, ebenfalls Vorkommen von seltenen Erden identifiziert. Besonders Lanthanoide und Neodym sind für die Ukraine von Interesse, da sie für die Herstellung von leistungsstarken Magneten und batteriebetriebenen Geräten genutzt werden.

Die Ukraine hat noch nicht das volle Potenzial ihrer Vorkommen an seltenen Erden erschlossen, aber aufgrund geopolitischer und wirtschaftlicher Entwicklungen könnte das Land in Zukunft eine größere Rolle auf dem globalen Markt für seltene Erden spielen.

China im Moment größter Lieferant

Im Moment ist China der weltweit größte Produzent von seltenen Erden und kontrolliert einen erheblichen Teil der globalen Produktion. Im Jahr 2023 entfielen etwa 60 Prozent der weltweiten Minenproduktion von seltenen Erden auf China. Die größte bekannte Lagerstätte befindet sich in der Bayan-Obo-Mine in der Inneren Mongolei in China, die etwa 80 Prozent der chinesischen Produktion liefert.

Nach Angaben des ukrainischen Wirtschaftsministeriums gibt es in der Ukraine Vorkommen von 22 bis 34 Mineralien, die von der Europäischen Union als kritisch eingestuft werden. Kritische Mineralien sind essenzielle Rohstoffe für Wirtschaft und Industrie, deren Verfügbarkeit durch begrenzte Vorkommen, geopolitische Abhängigkeiten oder Lieferkettenprobleme gefährdet ist. Dazu gehören Industrie- und Baumaterialien, Ferrolegierungen, Edel- und Nichteisenmetalle sowie einige seltene Erden.

Laut einem Artikel verschiedener Experten, veröffentlicht in der Zeitschrift„SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen“ verfügt die Ukraine über seltene Erden wie Lanthan und Cer, die in Fernsehgeräten und Beleuchtungskörpern verwendet werden; Neodym, das in Windturbinen und EV-Batterien verwendet wird; und Erbium und Yttrium, deren Anwendungen von der Kernenergie bis zu Lasern reichen. Die von der EU finanzierte Forschung weist auch darauf hin, dass die Ukraine über Scandiumreserven verfügt. Detaillierte Daten sind geheim.

Bodenschätze Gegnern der USA zugänglich machen

„Wenn wir über ein Abkommen sprechen, dann lasst uns ein Abkommen schließen, wir sind nur dafür“, sagte Selenskyj im exklusiven Interview mit „Reuters“ als Reaktion auf das Ansinnen aus den USA. Weiter betonte der ukrainische Präsident, dass sein Land im Rahmen einer Einigung mit Russland Sicherheitsgarantien von seinen Verbündeten brauche.

Die Idee, dass die Ukraine den Zugang zu ihren seltenen Erden und kritischen Mineralien für ihre Verbündeten öffnet, hatte Selenskyj im Herbst bei der Vorstellung seines sogenannten „Siegesplan“ selbst ins Spiel gebracht. Mit dem von der Ukraine ausgearbeiteten Plan sollte das Land in eine stärkere Verhandlungsposition gebracht und Moskau an den Verhandlungstisch gezwungen werden.

Selenskyj betonte weiter, dass sich weniger als 20 Prozent der Bodenschätze der Ukraine, darunter die Hälfte der Seltenerdenvorkommen, unter russischer Besatzung stünden. Der Präsident der Ukraine wie weiter darauf hin, Moskau könne diese Ressourcen seinen Verbündeten Nordkorea und dem Iran zugänglich machen, die beide erklärte Feinde der USA sind. „Wir müssen Putin stoppen und schützen, was wir haben – eine sehr reiche Dnipro-Region in der Zentralukraine“, so Selenskyj.

Seit Monaten verzeichnen russische Truppen im Osten der Ukraine Geländegewinne und setzen immense Ressourcen in eine russische Offensive ein. Gleichzeitig kämpft Kiews deutlich kleinere Armee mit einem Mangel an Soldaten und sorgt sich um zukünftige Waffenlieferungen aus dem Ausland.

Die Ukraine besitzt neben seltenen Erden und Mineralien auch die größten Titanreserven Europas – ein Rohstoff, der für die Luft- und Raumfahrtindustrie sehr wichtig ist. Auch viele Uranvorkommen, die sowohl für Kernenergie als auch für Waffen benötigt werden, sind in der Ukraine vorhanden.

Außenpolitik an Pragmatismus Trumps angepasst

Mit dem Angebot an die USA hat Kiew seine außenpolitische Strategie nun schnell an die pragmatische Weltsicht des neuen US-Präsidenten Trump angepasst. Sein Land gilt als der wichtigste Verbündete der Ukraine. Selenskyj betonte, dass Kiew seine Ressourcen nicht „verschenken“ wolle, sondern eine für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft zur gemeinsamen Entwicklung anstrebe.

„Die Amerikaner haben am meisten geholfen, also sollten sie auch am meisten profitieren. Sie haben Priorität, und das wird auch so bleiben. Ich würde das gerne mit Präsident Trump besprechen“, so Selenskyj. Er wies darauf hin, dass Russland genau wisse, wo sich die wichtigsten Rohstoffvorkommen der Ukraine befinden – ein Wissen, das auf sowjetische geologische Untersuchungen zurückgeht, die nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 nach Moskau gebracht wurden.

Zusätzlich erläuterte Selenskyj, dass Kiew und das Weiße Haus derzeit über die Nutzung der riesigen unterirdischen Gasspeicher der Ukraine zur Lagerung von amerikanischem Flüssigerdgas (LNG) verhandeln. „Ich weiß, dass die Trump-Administration großes Interesse daran hat. Wir sind bereit und willens, langfristige Verträge für LNG-Lieferungen abzuschließen. Die Ukraine könnte dabei zur Drehscheibe für ganz Europa werden“, so Selenskyj gegenüber „Reuters“ weiter.

Das Interview fand wenige Tage vor der Münchner Sicherheitskonferenz statt, die vom 14. bis 16. Februar abgehalten wird. Politiker aus vielen westlichen Ländern kommen dort inmitten des anhaltenden Krieges zu Gesprächen zusammen. Selenskyj plant, an der Konferenz teilzunehmen, bei der auch Keith Kellogg, Trumps Sondergesandter für Russland und die Ukraine, erwartet wird.

Selenskyj will Trump schnell treffen

Der ukrainische Präsident betonte die Notwendigkeit eines persönlichen Treffens mit Trump, bevor dieser mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin spricht. „Andernfalls würde es aussehen wie ein Dialog über die Ukraine ohne die Ukraine“, warnte Selenskyj. Trump kündigte an, nächste Woche mit Selenskyj sprechen zu wollen. Der ukrainische Präsident will dabei vor allem über Sicherheitsgarantien für die Ukraine sprechen, um eine erneute russische Invasion in der Zukunft zu verhindern.

Er betonte zudem die Notwendigkeit einer klaren westlichen Strategie, bevor Gespräche mit Moskau beginnen. Sein Team stehe bereits in regelmäßigem Kontakt mit Kellogg und Trumps nationalem Sicherheitsberater Michael Waltz. „Wir sprechen täglich über allgemeine Themen, aber die Details werden später geklärt“, so Selenskyj.

Währenddessen drohen vorrückende russische Streitkräfte dem wichtigen ukrainischen Logistikknotenpunkt Pokrowsk. Auf dem Schlachtfeld bestätigte Selenskyj erstmals, dass ukrainische Truppen am Donnerstag eine neue Offensive gestartet und dabei 2,5 Kilometer in die russische Region Kursk vorgedrungen seien. Russland hatte zwar einen ukrainischen Angriff in der Region gemeldet, behauptete jedoch, ihn abgewehrt zu haben.

Selenskyj erklärte zudem, dass Tausende nordkoreanische Soldaten, die auf russischer Seite kämpfen, nach einer mehrwöchigen Pause wieder in den aktiven Kampf gegen die ukrainischen Streitkräfte in Kursk zurückgekehrt seien.

Um den Personalmangel in der Armee zu lindern, plant die ukrainische Regierung in der kommenden Woche lukrative Rekrutierungsverträge, um junge Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren – also noch unter dem Wehrpflichtalter – für den Militärdienst zu gewinnen. Selenskyj machte jedoch keine Angaben dazu, wie viele sich voraussichtlich melden werden.



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