Hightech-Schlachtfeld: Ukraine und Russland im Drohnenkrieg

2024 will die Ukraine eine Million Drohnen herstellen; monatlich benötigt die Armee bis 120.000 Drohnen. Beide Seiten setzen diese Art Waffen in großem Umfang ein – sie fliegen bis nach Moskau.
Titelbild
Mehrere DJI Matrice 300-Aufklärungsdrohnen, die im Rahmen des Programms „The Army of Drones“ von der Ukraine gekauft wurden.Foto: Sergei Supinsky/AFP via Getty Images
Epoch Times20. Dezember 2023

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für das kommende Jahr die Produktion von einer Million Drohnen angekündigt. „Wir werden im nächsten Jahr eine Million Drohnen herstellen“, sagte Selenskyj am Dienstag bei seiner Jahresendpressekonferenz in Kiew.

Sein Land setzt auf moderne Waffen aus eigener Herstellung: „Unsere Soldaten werden in ihren Einheiten Drohnen aus ukrainischer Produktion erhalten.“

Sowohl Kiew als auch Moskau setzen Drohnen in großem Umfang ein, um feindliche Stellungen auszukundschaften, Sprengstoff abzuwerfen und Ziele anzugreifen.

Hightech-Kriegsführung

Drohnen haben sich als präziser, preiswerter und vielfältiger als die traditionelle Artillerie herausgestellt. Der Hightech-Wettkampf liegt auch in den ständigen Innovationen der Hersteller. Die meisten Drohnen zählen eher zu denen, die über kurze Distanzen eingesetzt werden können.

Nach Angaben des ukrainischen Digitalministers Mychailo Fedorow stieg die Zahl der ukrainischen Drohnenhersteller seit Herbst 2022 von 80 auf 200. Europäische Staaten und die USA unterstützen die Ukraine auch in diesem Bereich.

Russland setzt auch auf iranische Drohnen wie die Shahed, die etwa 20.000 Dollar pro Stück kosten – was preiswerter sei als die russischen Kalibr-Marschflugkörper, die bis eine Million Dollar kosten könnten, wie AP schreibt. Gleichzeitig wird die Produktion eigener Drohnen massiv vorangetrieben.

Weltweit führender Hersteller von Drohnen ist China, Peking baut für die Marine beispielsweise an Drohnenträgerschiffen. Die Kriegsschiffe sollen eine Mischung aus Flugzeug- und Hubschrauberträger unter der Typenbezeichnung 076 sein. Besonders schwer bewaffnetet und voll betankte Drohnen können von dort auch mittels eines elektromagnetischen Katapults starten. 

Die ukrainische „Army of Drones“

Die Ukraine baut ihrerseits an der „Army of Drones“, womit eine große Anzahl von Drohnen für militärische Zwecke gemeint ist. Sie werden für die Luftaufklärung genutzt, zur Überwachung, zum Abwurf von Bomben oder als Selbstmorddrohne beim Aufprall. Sie können ferngesteuert oder vorprogrammiert werden.

Ukrainischen Beamten zufolge benötigen die Streitkräfte 100.000 bis 120.000 Drohnen pro Monat, um die Angriffe russischer Truppen abzuwehren.

Dabei fliegt meist zunächst eine ukrainische Aufklärungsdrohne hinter die feindlichen Linien und übermittelt ein Bild an ihre Auftraggeber, die sich im Hintergrund versteckt halten. Wird ein russisches Fahrzeug gesichtet, kann es sein, dass das klare Bild nur wenige Sekunden zu sehen ist. Russland setzt in der Hightech-Kriegsführung elektronische Strahlen (Jamming-Geräte) ein, um die Signale der Drohne zu deaktivieren.

Dann wechselt der ukrainische Drohnenpilot die Übermittlungsfrequenz und erhält weiterhin Informationen. Eine zweite Drohne, mit Sprengstoff beladen, wird schnell gestartet und fliegt Richtung Ziel. Manchmal werden Granaten auch einfach mit Klebeband an kommerziellen Drohnen befestigt. 

Drohnen in Moskau abgeschossen

Am 19. Dezember wurde berichtet, dass eine unbemannte Drohne über dem Bezirk Odinzowo in der Region Moskau „zerstört“ worden sei, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es machte die Ukraine für den Angriff verantwortlich und erklärte, dass die Drohne auf „Einrichtungen“ in der Hauptstadt abgezielt habe.

Nach Angaben des Moskauer Bürgermeisters Sergej Sobjanin gab es ersten Erkenntnissen zufolge keine Schäden oder Verletzte durch herabfallende Trümmer. Spezialisten der Rettungsdienste seien vor Ort, erklärte er. Der Moskauer Hauptstadtflughafen Wnukowo schränkte seinen Betrieb zunächst ohne Angabe von Gründen ein.

Wenige Stunden zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, mehrere ukrainische Drohnen über der südlichen Region Brjansk an der Grenze zur Ukraine abgeschossen zu haben.

Vor dem Hintergrund der ukrainischen Gegenoffensive hatten die Drohnenangriffe auf das russische Staatsgebiet und die weit von der Grenze entfernte Hauptstadt Moskau im vergangenen Sommer zugenommen. Nachdem die ukrainische Gegenoffensive zum Stillstand gekommen war, waren solche Angriffe seltener geworden. Beide Staaten haben ihre Drohnenproduktion massiv hochgefahren, wobei Russland auch iranische Kampfdrohnen nutzt.

Angriffe auch nachts

In der Nacht zum 20. Dezember griff Russland ukrainische Städte mit Drohnen und Raketen an. Dabei wurden in der südlichen Stadt Cherson neun Menschen verletzt, darunter vier Kinder, wie Bürgermeister Roman Mrotschko am Dienstag im Onlinedienst Telegram mitteilte. Auch die Hauptstadt Kiew sowie die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw waren Ziele der russischen Angriffe.

Kiews Militärverwaltungschef Serhij Popko erklärte, mehrere Kampfdrohnen vom Typ Schahed aus iranischer Produktion seien von der Luftabwehr abgefangen worden. Ersten Erkenntnissen zufolge habe es keine Opfer oder Schäden in der Hauptstadt gegeben, erläuterte er auf Telegram. Der Angriff sei vom Schwarzen Meer aus geführt worden. Es war der fünfte russische Angriff auf Kiew seit Monatsbeginn.

Der ukrainischen Armee zufolge wurden insgesamt 19 Schahed-Drohnen von der von Russland annektierten Halbinsel Krim aus abgefeuert, von denen 18 zerstört wurden.

Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow berichtete von mindestens zwei Einschlägen in der Nähe von Wohngebäuden. Dabei sei ein Transportdepot getroffen worden, das bereits bei vorigen russischen Angriffen zerstört worden sei, schrieb er auf Telegram. Angaben zu möglichen Opfern machte er nicht. (afp/dpa)



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