Selenskyj: Trump kann Krieg in Ukraine beenden
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zuversichtlich gezeigt, dass der „starke“ designierte US-Präsident Donald Trump Russland zu Friedensgesprächen zwingen und den Krieg in der Ukraine beenden kann.
In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem US-Podcaster Lex Fridman sagte Selenskyj, dass Donald Trump entscheidend dazu beitragen werde, die Sicherheit der Ukraine zu gewährleisten und den Weg für eine Verhandlungslösung zu ebnen, die auch von den europäischen Staaten unterstützt werde.
Sofortige NATO-Mitgliedschaft der Ukraine?
Als mögliches Modell brachte Selenskyj im Podcast eine sofortige NATO-Mitgliedschaft seines Landes im Tausch für die Aufgabe der von Russland besetzten Gebiete in der Ostukraine ins Spiel.
Das Szenario beschrieb Selenskyj so: „Rechtlich gesehen ergeht eine Einladung der NATO an die Ukraine, und wir erkennen nicht alle anderen ukrainischen Gebiete an, aber die NATO kann in dem Teil operieren, der unter ukrainischer Kontrolle steht – darauf kann man sich einigen.“ Dies sei aber nur möglich, wenn die Ukraine einen diplomatischen Weg zur Beendigung des Krieges sehe, präzisierte er.
Um zu einem Frieden zu kommen, müsse die Ukraine neben der NATO-Mitgliedschaft als weitere Sicherheitsgarantie starke Waffenpakete von den USA und der EU erhalten.
„Denn ohne Sicherheitsgarantien kommt (Kremlchef Wladimir) Putin wieder“, sagte Selenskyj. Und um einen möglichen Frieden oder einen Waffenstillstand weiter zu festigen, wären weitere Sanktionen gegen Russland nötig, um zu verhindern, dass Putin seine Kriegskasse weiter mit Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas fülle.
Trump müsse Putin zu Waffenstillstand bewegen
Letzten Endes müsse der designierte US-Präsident Donald Trump den russischen Präsidenten zu einem Waffenstillstand bewegen. Dann aber wären starke Sicherheitsgarantien nötig. „Denn ein Waffenstillstand ohne Garantien ist wie ein Freibrief für Putin“, so Selenskyj.
„Trump und ich werden zu einer Einigung kommen und (…) gemeinsam mit Europa starke Sicherheitsgarantien anbieten, und dann können wir mit den Russen reden“, sagte Selenskyj laut der veröffentlichten Übersetzung des Gesprächs. „Wir und Trump kommen zuerst, und Europa wird die Position der Ukraine unterstützen.“
Trump tritt am 20. Januar sein Amt an. Er hatte im Wahlkampf angekündigt, den Frieden in der Ukraine nach seiner Amtsübernahme „binnen 24 Stunden“ wiederherzustellen. Dies stieß in der Ukraine auf Skepsis: Kiew befürchtet, dass es zu einer für das Land ungünstigen Vereinbarung gezwungen werden könnte.
Selenskyj zählt auf Trump
Selenskyj zeigte sich nun voller Lob für Trump. „Ich zähle wirklich auf ihn, und ich glaube, dass unser Volk wirklich auf ihn zählt, so dass er genug Macht hat, um (…) Putin unter Druck zu setzen.“
Die europäischen Staats- und Regierungschefs warteten alle darauf, zu sehen, was Trump wolle, fuhr Selenskyj fort. Nach seinen Gesprächen mit Trump fragten ihn stets alle, wie es gelaufen sei.
„Das zeigt den Einfluss von Donald Trump, und das hat es bei einem amerikanischen Präsidenten noch nie gegeben“, sagte der ukrainische Staatschef. „Das gibt auch das Vertrauen, dass er diesen Krieg beenden kann.“
Zudem sagte Selenskyj, Trump habe die US-Präsidentschaftswahl gegen seine Rivalin Kamala Harris gewonnen, weil er „viel stärker“ als die Demokratin sei. Trump habe „intellektuell und körperlich“ Stärke gezeigt, sagte Selenskyj. Es sei wichtig gewesen, zu zeigen, „dass man stark sein muss, wenn man ein starkes Land haben will. Und er war stark“.
Der Podcaster Lex Fridman ist ukrainisch-jüdischer Abstammung und wuchs zu Sowjetzeiten in Moskau auf, ehe seine Familie in den 1990er Jahren in die USA umsiedelte. Er ist Informatiker und Podcaster.
Zu seinen Gästen gehörten unter anderem Trump, der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und der argentinische Staatschef Javier Milei.
Lage im Land – Russland nimmt Kurachowe ein
Die Lage der ukrainischen Streitkräfte in der russischen Grenzregion Kursk ist nach Einschätzung des US-Außenministers Antony Blinken von entscheidender Bedeutung für künftige Verhandlungen.
„Ihre Position in Kursk ist wichtig, denn sie ist sicherlich ein Faktor bei den Verhandlungen, die im kommenden Jahr zustande kommen könnten“, sagte Blinken am Montag am Rande seines Besuchs in Südkorea. Die scheidende US-Regierung unter Präsident Joe Biden wolle sicherstellen, dass Kiew im Falle von Verhandlungen „die bestmöglichen Karten hat“, fügte er hinzu.
Russische Streitkräfte haben nach Regierungsangaben die Stadt Kurachowe in der Ostukraine eingenommen. Russische Einheiten hätten „den größten Ort im südwestlichen Donbass vollständig befreit“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Montag im Onlinedienst Telegram. Die Einnahme des „wichtigen Logistikzentrums“ ermögliche es, die restliche Region Donezk „in beschleunigtem Tempo“ zu erobern.
Die Industriestadt, in der vor Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 rund 22.000 Menschen lebten, liegt an einem Stausee, an dessen Ufer auch ein Kraftwerk steht.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die ukrainischen Streitkräfte hätten aus der Stadt ein „stark befestigtes Gebiet mit einem gut ausgebauten Netz von lange bestehenden Feuerstellungen und unterirdischen Kommunikationsverbindungen“ gemacht.
(afp/dpa/red)
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