Selenskyj-Reise nach Washington: Biden will Patriot-Flugabwehrsystem liefern

Seit Kriegsbeginn ist der ukrainische Präsident Selenskyj nicht ins Ausland gereist. Doch die jetzt erfolgte Washingtonreise ist für ihn vielversprechend.
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Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine. GENYA SAVILOV/AFP via Getty Images
Epoch Times21. Dezember 2022

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj brach am 21. Dezember zu seiner ersten Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs in die US-Hauptstadt Washington auf. Selenskyj werde in Washington unter anderem von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen und vor dem US-Kongress sprechen. Biden will den Angaben zufolge im Zuge des Treffens mit seinem ukrainischen Kollegen auch bekannt geben, dass die USA der Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem liefern werden.

Nach der Abreise wird sein Ankommen von Präsident Biden bereits sehnlichst erwartet. In einem Twitterbeitrag schreibt er: „Ich hoffe, Sie haben einen guten Flug, Wolodymyr. Ich freue mich sehr, Sie hier zu haben. Es gibt viel zu besprechen“.

Selenskyj war nach eigenen Angaben zu der Reise nach Washington aufgebrochen, um über weitere Waffenlieferungen zu verhandeln. „Auf dem Weg in die USA, um die Stabilität und Verteidigungsfähigkeit [der Ukraine] zu stärken“, hatte Selenskyj zuvor per Twitter mitgeteilt.

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj die Ukraine nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne – etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – ließ er sich stets digital dazuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals, während der russische Präsident Wladimir Putin angeblich kein einziges Mal an der Front gewesen ist.

Volles Programm in Washington

Dem Weißen Haus zufolge haben Biden und Selenskyj während eines Telefonats Mitte Dezember erstmals über einen möglichen Besuch gesprochen. Später sei dann eine offizielle Einladung erfolgt.

Die USA haben die Ukraine seit Beginn des Krieges mit milliardenschweren Militärhilfen unterstützt. Biden werde am Mittwoch ein weiteres Militärhilfspaket in Höhe von knapp zwei Milliarden US-Dollar ankündigen, hatte ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung im Vorfeld mitgeteilt.

Dieses werde auch das Patriot-Flugabwehrsystem enthalten. Die Ankündigung kommt nicht überraschend. Zuletzt gab es Berichte, wonach die US-Regierung eine solche Lieferung in Erwägung zieht.

Wie funktioniert das Patriot-Flugabwehrsystem?

Die NATO selbst schützt ihren Luftraum vor allem mit Patriot-Raketen. Nach Angaben des Center for Strategic and International Studies (CSIS) wäre die Ukraine damit das 19. Land, das dieses System im Einsatz hat oder dies plant.

Patriot („Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target“) zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper werden damit bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen – abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper.

Die mobile Startstation erinnert an große Lastwagen und enthält bis zu vier Startbehälter. Nach US-Militärangaben können damit insgesamt je nach Konfiguration bis zu 16 Abwehrraketen geladen werden. Dem US-Thinktank CSIS zufolge kostet eine Abwehrrakete der weit verbreiteten Version Pac-3 etwa vier Millionen Dollar pro Stück.

Mit einem Radar stuft das Patriot-System zunächst Flugobjekte am Himmel in die Kategorien Freund und Feind ein. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Objekte der Angreifer unschädlich zu machen. Überwacht werden können gleichzeitig bis zu 50 mögliche Ziele, aktiv bekämpft bis zu fünf.

Kremlsprecher kritisiert geplante Waffenlieferungen

Russland kritisierte die USA-Reise des ukrainischen Präsidenten und die angekündigten neuen Waffenlieferungen. „Das alles führt zweifellos zu einer Verschärfung des Konflikts und verheißt an sich nichts Gutes für die Ukraine“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der russischen Nachrichtenagentur „Interfax“ zufolge.

Er erwarte nicht, dass Selenskyj nach seiner Reise verhandlungsbereiter gegenüber Moskau sein werde. Peskow kritisierte, die Waffenlieferungen würden nicht nur fortgesetzt, sondern um neue Systeme erweitert.

Parallel zu Selenskyjs Flug in die USA wird Putin in Moskau eine erweiterte Sitzung des Verteidigungsministeriums leiten. Peskow bestätigte, dass der 70-Jährige dabei eine „ziemlich umfangreiche“ Rede halten werde. Dabei geht es vor allem um den Krieg in der Ukraine. Inhaltliche Details nannte er jedoch nicht.

US-Regierungsvertreter: Botschaft an Putin und die Welt senden

„Wir sind nicht auf einen direkten Krieg mit Russland aus“, sagte der US-Regierungsvertreter. Und daran werde sich auch mit Selenskyjs Besuch und der Lieferung der Patriot-Batterie nichts ändern. „Es geht darum, eine Botschaft an Putin und an die Welt zu senden, dass Amerika für die Ukraine da sein wird, solange es nötig ist.“ Der Besuch sei auch eine gute Möglichkeit für den ukrainischen Präsidenten, sich an das amerikanische Volk zu wenden.

Am Dienstag hatten sich Republikaner und Demokraten im US-Kongress auf einen Haushaltsentwurf geeinigt, der auch milliardenschwere Militärhilfen enthält.

Das Paket mit einem Volumen von 1,7 Billionen US-Dollar (1,6 Billionen Euro) sieht unter anderem 44,9 Milliarden US-Dollar (42,3 Milliarden Euro) Hilfen für die Ukraine vor. Über den Entwurf müssen allerdings noch der Senat und das Repräsentantenhaus abstimmen.  (dpa/il)



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