Secret-Service-Chefin räumt schwerstes Versagen seit Jahrzehnten ein – Rücktritt gefordert

Die Secret-Service-Chefin Kimberley Cheatle hat am Montag vor dem US-Kongress zum Attentat auf Donald Trump ausgesagt. Sie hat ein Versagen des Geheimdienstes eingeräumt. Einen Rücktritt lehnt sie jedoch ab.
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US-Geheimdienstchefin Kimberly Cheatle wich Fragen zu den Schüssen auf Donald Trump häufig aus. Einen Rücktritt lehnte sie ab.Foto: Kent Nishimura/Getty Images
Von 23. Juli 2024

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Der amerikanische Geheimdienst steht nach dem Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unter massivem Druck.

In einer sechsstündigen Anhörung musste sich die Chefin des Secret Service, Kimberly Cheatle, nun den Fragen von Kongressabgeordneten stellen. Cheatle hat das Versagen ihrer Behörde eingeräumt und bezeichnete das Attentat als schwerstes Versagen seit Jahrzehnten. „Wir haben versagt“, sagte sie am Montag im US-Kongress.

Rücktritt gefordert

Nach der Anhörung kamen der republikanische Vorsitzende des Komitees, James Comer, und dessen ranghöchstes Mitglied, der Demokrat Jamie Raskin, zu demselben Schluss: Cheatle muss zurücktreten.

In einem Schreiben an die Secret-Service-Chefin heißt es: Sie habe keine Antworten auf grundlegende Fragen zu diesem eklatanten operativen Versagen geben können. Auch könne Cheatle dem amerikanischen Volk nicht zusichern, dass die Behörde nach der Schießerei vom 13. Juli bei der Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania ihre Aufgaben weiterhin erfüllen könne. Bei dem Attentat wurde das Ohr von Donald Trump verletzt, eine Person wurde getötet und zwei weitere verwundet.

„Mitten in den Präsidentschaftswahlen verlangen das Komitee und das amerikanische Volk eine ernsthafte institutionelle Rechenschaftspflicht und Transparenz. Aber diese können Sie nicht bieten“, so die beiden Politiker in der Erklärung. Weiter heißt es: „Wir fordern Sie auf, von Ihrem Amt als Direktorin zurückzutreten, um einer neuen Führung die Möglichkeit zu geben, diese Krise zügig anzugehen. Das Vertrauen eines wirklich besorgten Kongresses und des amerikanischen Volkes muss wiederhergestellt werden.“

Seltene Einmütigkeit

Sowohl republikanische als auch demokratische Abgeordnete forderten Cheatle bereits während der Anhörung zum Rücktritt auf. Die wiederholten Rücktrittsforderungen wurden von der Geheimdienstchefin zurückgewiesen.

Cheatle sagte zu Beginn der Anhörung: „Ich denke, dass ich die beste Person bin, um den Secret Service zu diesem Zeitpunkt zu leiten.“

Daraufhin fragte der Republikaner Ro Khanna: „Glauben Sie wirklich aufrichtig in Ihrem Herzen, dass Sie in dieser Rolle zu diesem Zeitpunkt die Richtige für Amerika sind?“

Cheatle antwortete: „Ich werde im Amt bleiben und der Behörde, diesem Komitee, dem ehemaligen Präsidenten und der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich sein.“ Dabei verwies die 51-Jährige auf ihre 27-jährige Karriere beim US-Geheimdienst.

Die Anhörung am Montag markierte die erste Runde von umfassenden Untersuchungen des Kongresses zum Attentat auf Trump. Die zentrale Frage ist, ob der Geheimdienst seine Aufgabe, aktuelle und ehemalige Präsidenten zu schützen, überhaupt noch erfüllen kann. Bei dem Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten hat der Geheimdienst offensichtlich versagt.

Das Versagen des Secret Service

Auf der Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump gelang es dem mutmaßlichen Schützen mehrere Kugeln auf den ehemaligen US-Präsidenten abzufeuern. Der 20-jährige Thomas Matthew Crooks lag dabei auf einem 122 Meter entfernten Dach. Erst nachdem er das Feuer eröffnet hatte, erschoss ein Scharfschütze des US-Geheimdienstes Crooks. Seine Aufgabe wäre es aber gewesen, die Schüsse bereits vorab zu verhindern. Mehrere Möglichkeiten, den Schützen vor dem Attentat zu eliminieren, hatte der Secret Service jedoch nicht wahrgenommen.

Es gab Berichte, wonach Crooks Sicherheitsbeamten bereits vor Trumps Auftritt mit seinem Verhalten aufgefallen war. Der Ex-Präsident durfte jedoch trotzdem die Bühne betreten. Cheatle bestätigte dies: Die Personenschützer Trumps hätten „zwischen zwei- und fünfmal“ solche Hinweise erhalten, sagte sie.

Es sei aber ein Unterschied, ob jemand als „verdächtig“ oder als „tatsächliche Bedrohung“ eingestuft werde. Die Personenschützer seien nicht von einer echten Gefahr für das Leben von Trump ausgegangen, sagte sie.

Cheatle wurde mehrfach gefragt, warum kein Agent auf dem besagten Gebäude postiert war, blieb aber eine Antwort schuldig. Sie verwies stattdessen auf die laufenden Ermittlungen.

Der Geheimdienst steht zudem in der Kritik, die Forderungen nach mehr Personal zum Schutz für Donald Trump verweigert zu haben. Dazu sagte Cheatle: „Die Sicherheitsvorkehrungen für den ehemaligen Präsidenten wurden bereits vor dem Wahlkampf erhöht und haben sich mit der Entwicklung der Bedrohungen stetig verbessert.“ Der Secret Service habe die von der Trump-Kampagne gewünschten Sicherheitsvorkehrungen für die Kundgebung getroffen.

Cheatle erklärte sich bereit, weiter Geheimdienstinformationen zur Verfügung zu stellen. Die laufenden Untersuchungen würden sie jedoch daran hindern. Die Geheimdienstchefin verwies in diesem Zusammenhang auf eine interne Untersuchung, die innerhalb von 60 Tagen abgeschlossen sein sollte. Abgeordnete beider Parteien sprachen sich gegen eine 60-tägige Verzögerung aus und warfen ihr vor, die Befragung des Kongresses zu behindern.

Vor der Befragung sagte Cheatle, die Schießerei in Pennsylvania sei „das bedeutendste operative Versagen des Geheimdienstes seit Jahrzehnten“. Es sei der schlimmste Moment für den Geheimdienst seit dem Vertuschen des Attentats auf US-Präsident Ronald Reagan im Jahr 1981.

„Reuters“ hat zu diesem Bericht beigetragen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Democrat, Republican House Leaders Say Secret Service Director Must Resign“. (deutsche Bearbeitung jw)



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