Schwere Krawalle bei Paris nach tödlichem Schuss auf Jugendlichen
Im Pariser Vorort Nanterre sind nach einem tödlichen Polizeischuss auf einen 17 Jahre alten Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle schwere Krawalle ausgebrochen. Mülltonnen, Autos und eine Grundschule wurden von aufgebrachten Menschen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beschossen.
Zwischen den Hochhaussiedlungen wurden Barrikaden errichtet und Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen behindert, wie französische Medien berichteten.
In mehreren Städten im Departement Hauts-de-Seine kam es gestern Abend zu Unruhen, nachdem am Morgen in #Nanterre ein 17-jähriger Teenager durch einen Polizeischuss getötet wurde.
Spannungen wurden auch aus anderen Orten gemeldet.#polizeigewalt
quelle: https://t.co/O6Bw2z2njI pic.twitter.com/ZyI0nTqd16— Klang Ruinen – Ⓐ – #stopthewar #NoWarButClasswar (@Klang_Ruinen) June 28, 2023
Cela fait des années qu’on a pas vu des émeutes pareilles. Il y a des dizaines de vidéos dans plusieurs villes. La gauche médiatique va tout faire pour cacher ça. #Nanterre pic.twitter.com/CVz3fJ9u3V
— Damien Rieu (@DamienRieu) June 28, 2023
Die Unruhen, die gestern Abend mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre begonnen hatten, griffen in der Nacht auf angrenzende Orte über. In Mantes-la-Jolie wurde ein Rathaus in Brand gesetzt und ging lichterloh in Flammen auf. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, musste sich angesichts der massiven Angriffe aber teils im Laufschritt zurückziehen. Nach Behördenangaben wurden 20 Menschen festgenommen.
Tödlicher Schuss in die Brust
Eine Motorradstreife der Polizei hatte das mit drei Personen besetzte Auto gestern Morgen gestoppt. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt, wie einer der Beamten seine Waffe auf Höhe der Fahrertür in das stehende Auto richtete. Die Situation scheint unter Kontrolle, hektische Bewegungen sind nicht zu erkennen. Als der 17-Jährige am Steuer plötzlich losfährt, feuert der Beamte aus nächster Nähe auf den Jugendlichen und trifft ihn tödlich in die Brust.
Das Auto fuhr dann noch einige Meter weiter und rammte schließlich eine Straßenabsperrung. Ein – ebenfalls minderjähriger – Mitfahrer wurde festgenommen und später wieder freigelassen, ein dritter ergriff laut Staatsanwaltschaft die Flucht.
Wie France Info berichtete, wurde der Beamte unter Totschlagsverdacht in Polizeigewahrsam genommen. Nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin nahm die Polizeiaufsicht Ermittlungen auf, um den Vorfall aufzuklären. Für den Beamten und seinen Kollegen gelte vorerst die Unschuldsvermutung, betonte der Minister.
Widersprüchliche Informationen der Polizei
Laut France Info hatten die Streifenpolizisten zunächst ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Später seien sie von dieser Version wieder abgerückt und hätten erklärt, er habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben – von einer Tötungsabsicht war keine Rede mehr.
Der Teenager soll wegen früherer Verkehrsdelikte und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte polizeibekannt gewesen sein. Innenminister Darmanin bezeichnete seinen Tod als „Drama“, wies zugleich aber darauf hin, dass Widerstand gegen die Staatsgewalt schon in vielen Fällen zum Tod von Polizisten geführt habe. Die Familie des Jungen kündigte über ihren Anwalt an, sie werde den Todesschützen wegen Mordes verklagen und auch wegen Falschaussage, weil seine Darstellung der Ereignisse von den Videoaufnahmen eindeutig widerlegt werde. (dpa)
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