Schweiz streicht Bonuszahlungen für Top-Banker der Credit Suisse
Die Schweizer Regierung streicht alle ausstehenden Bonuszahlungen an die Chefetage der Skandalbank Credit Suisse. Damit werde der „Verantwortung der obersten Kader für die Situation der Credit Suisse“ Rechnung getragen, kündigte der Schweizer Bundesrat am Mittwochabend nach einer Sitzung an. Für die beiden Führungsstufen unterhalb der Geschäftsleitung sind Boni-Kürzungen vorgesehen. Die Regierung hatte zur Wiederherstellung des Vertrauens in den Sektor kürzlich die Übernahme der Credit Suisse durch die Konkurrenzbank UBS arrangiert.
Am Dienstag hatte die letzte Hauptversammlung der Großbank Credit Suisse stattgefunden, die seit zwei Jahren von Skandalen erschüttert worden war. Sie soll Geldwäsche ermöglicht und bei der Abwicklung von Geschäften Krimineller und umstrittener Politiker und Beamter geholfen haben. Es folgten massive Verluste, schwindendes Vertrauen von Kunden und Anlegern und schließlich Finanzierungsprobleme.
Als die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA den gesamten Banksektor erschütterte und der größte Aktionär kein weiteres Kapital mehr investieren wollte, war die Credit Suisse trotz einer Finanzspritze der Zentralbank nicht mehr zu halten. Noch bevor am 20. März die Märkte öffneten, arrangierten die Regierung, die Aufsichtsbehörde Finma und die Zentralbank den Kauf durch die UBS.
Beschäftigte müssen auf Geld verzichten
Weil die Schweizer Regierung ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Übernahme schnürte, das unter anderem umfangreiche Liquiditätsgarantien enthält, darf sie laut Bankengesetz des Landes Maßnahmen bei den Vergütungen anordnen. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um eine systemrelevante Bank handelt.
Der Schritt betrifft nun etwa 1.000 Beschäftigte, die auf insgesamt etwa 50 bis 60 Millionen Schweizer Franken (bis zu 60,8 Millionen Euro) verzichten müssen. Für die Geschäftsleitung fallen alle bis Ende 2022 ausstehenden variablen Vergütungen weg, die Boni der zwei Führungsstufen unterhalb der Geschäftsleitung werden um 50 beziehungsweise 25 Prozent gekürzt.
Den drei obersten Führungsetagen sollen außerdem in diesem Jahr ebenfalls alle bis zur vollständigen Übernahme durch die UBS anfallenden Prämien gestrichen oder gekürzt werden. Die Credit Suisse muss zudem prüfen, ob bereits ausgezahlte Boni zurückgefordert werden können und dem Finanzministerium und der Finma darüber Bericht erstatten.
UBS holt früheren Chef Sergio Ermotti zurück
Die Regierung betonte, dass sich der Verlust durch aufgeschobene variable Vergütungen für alle gut 49.000 Beschäftigten auf 635 Millionen Franken belaufe – zum Zeitpunkt, als ihnen diese Boni zugesprochen worden waren, hatten diese wegen des höheren Aktienkurses noch einen Wert von 2,76 Milliarden Franken. Alle Beschäftigten hätten also bereits deutliche Einbußen in Kauf nehmen müssen.
Um den Übernahmeprozess zu begleiten, hatte die UBS extra ihren früheren Chef Sergio Ermotti zurückgeholt. Er übernahm am Mittwoch das Zepter bei der Bank. Durch die Übernahme entsteht nun ein weiteres Schwergewicht – wegen dessen Größe und Relevanz für den Finanzsektor wird der Schritt in der Schweiz auch kritisch gesehen. (afp/red)
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