Schweiz: Festnahmen nach dem ersten Einsatz von umstrittener Suizidkapsel

Eine schwerkranke 64-jährige Amerikanerin nimmt sich in einer der Kapsel Sarco das Leben. Die Schweizer Innenministerin hält die Kapsel für nicht rechtskonform, ihre Befürworter sehen keine rechtlichen Probleme.
Titelbild
Sterbehilfe leistete eine Schweizer Organisation einer 64 Jahre alten, schwer kranken Amerikanerin. Foto (Symbolbild): Patrick Seeger/Illustration/dpa
Von 27. September 2024

Nach dem Einsatz der umstrittenen Suizidkapsel Sarco in der Schweiz hat die Polizei mehrere Menschen festgenommen. Gegen sie sei ein Strafverfahren „wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord“ eröffnet worden, teilte am Dienstag die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen im Norden des Landes mit. Wie Agenturen berichten, ist die Suizidkapsel sichergestellt worden, die verstorbene Person werde obduziert.

Amerikanerin starb an Sauerstoffmangel

Wie der „Blick“ schreibt, sei die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen am Montag um 16:40 Uhr von einer Anwaltskanzlei über den begleiteten Suizid bei einer Waldhütte in Merishausen informiert worden. Daraufhin rückte die örtliche Polizei samt kriminaltechnischem Einsatzdienst und Staatsanwaltschaft an den Tatort aus.

Sarco erinnert an eine Raumfahrtkapsel und funktioniert mit Stickstoff. Wie der „Tagesanzeiger“ schreibt, handelt es sich bei dem Opfer um eine 64-jährige Amerikanerin. Sie war eigens aus den USA angereist, um zu sterben. Den gesamten Vorgang hat die niederländische Tageszeitung „De Volkskrant“ begleitet und fotografiert. Der Fotograf soll zu den Verhafteten gehören.

Wie „De Volkskrant“ berichtet, leitete die Frau ihren Sterbeprozess selbst ein, indem sie in der Kapsel liegend einen Knopf drückte. Die Luft in der Kabine wurde daraufhin rasch durch Stickstoffgas ersetzt, wodurch der Sauerstoffgehalt innerhalb einer Minute auf ein tödliches Niveau sank. Stickstoff ist nicht giftig. Die Amerikanerin verlor das Bewusstsein und starb an Hypoxie (Sauerstoffmangel), so die Organisation, die sie begleitet hat.

Den Tod der Frau bestätigte der Arzt Philip Nitschke. Er ist der Entwickler der Kapsel und laut der niederländischen Zeitung ein international bekannter Verfechter der Bewegung für das Recht auf Sterben.

Sarco-Entwickler für würdigen, selbst gewählten Tod

Da die Behörden in Schaffhausen, wo sich der Selbstmord ereignete, derzeit keine Stellungnahmen abgeben, mutmaßt „De Volkskrant“ nur über die Identitäten der verhafteten Menschen. Dazu gehöre neben dem Fotografen möglicherweise auch der Rechtsanwalt Dr. Florian Willet, Vizepräsident der Schweizer Sterbehilfeorganisation „The Last Resort“, der bei dem Selbstmord anwesend war.

Sarco-Schöpfer Nitschke ist ein australischer Arzt und Physiker, der seit zehn Jahren in den Niederlanden lebt. Dort hat er die Kapsel im Laufe von zwölf Jahren entworfen und gebaut. „The Last Resort“ gründete sich im Juli 2023 in der Schweiz speziell für den Einsatz der Sarco-Kapsel. Den Standort in der Alpenrepublik hat „The Last Resort“ gewählt, weil sie eines der wenigen Länder der Welt ist, in denen die Beihilfe zum Suizid unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. In den Niederlanden ist dies illegal.

Fast zum selben Zeitpunkt des Suizides tagte der Schweizer Bundesrat. Im Verlauf der Sitzung wollte die Nationalrätin Nina Fehr Düsel (SVP) wissen, wie er zur Sterbekapsel stehe. Laut „Blick“ antwortete die Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP) darauf: „Die Sarco-Suizidkapsel ist in zweierlei Hinsicht nicht rechtskonform.“ So verstoße sie gegen das Produktsicherheitsrecht und wegen der Verwendung von Stickstoff gegen das Chemikaliengesetz. „Sie darf nicht in Verkehr gebracht werden“, betonte sie.

Fiona Stewart erklärte hingegen, dass „The Last Resort“ zu jedem Zeitpunkt auf der Grundlage der rechtlichen Beratung durch ihre Anwälte gehandelt habe. Demnach habe die Rechtsberatung seit 2021 stets ergeben, dass der Einsatz von Sarco in der Schweiz rechtmäßig sei.



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