„Schutz und Verteidigung“: Nachfrage privater Schusswaffen in Österreich gestiegen
Die Anzahl an privaten Waffenkäufen in Österreich steigt seit einigen Jahren stetig an. Über 1,45 Millionen private Schusswaffen sind derzeit registriert, ein Anstieg um mehr als 70 Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Öster„reich“ an Waffen und Pistolen
Ein wesentlicher Faktor, der zu diesem „sprunghaften Anstieg“ geführt hat, ist laut dem österreichischen Schießsachverständigen Ingo Wieser ein „subjektives Unsicherheitsgefühl“. Insbesondere in Zeiten von Krisen, wie der Flüchtlingskrise 2015, der COVID-19-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und zuletzt dem Nahost-Konflikt, greifen Menschen vermehrt zu Pistolen oder ähnlichen Waffen. Der Grund dafür sei „Schutz und Verteidigung“.
Neue Studie: Verteidigung im Notfall
Dem entspricht auch das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts „Marketagent“ aus Niederösterreich, bei der 932 Menschen im Alter von 20 bis 75 Jahren befragt wurden.
Demnach sind Notwehr bzw. Selbstverteidigung und steigende Kriminalität Hauptmotive für Waffenbesitz. Besonders Frauen äußern Sorgen bezüglich steigender Kriminalität (43 Prozent), während Männer hauptsächlich das Bedürfnis haben, ihre Familie zu beschützen (34 Prozent). „Das zentrale Motiv für Waffenbesitz stellt für die Bürgerinnen und Bürger hierzulande die Selbstverteidigung dar, also das Bedürfnis, sich in etwaigen Notfällen verteidigen zu können“, so der Geschäftsführer von Marketagent, Thomas Schwab.
Krisen und Sicherheitsgefühl im Fokus
Etwa jeder vierte Befragte nannte vermehrte Krisen als Grund für den Waffenkauf, während 20 Prozent angaben, sich mit einer Waffe im Haus sicherer zu fühlen.
Jeder zweite Waffenbefürworter gab zudem an, dass er nicht zögern würde, den Revolver auch zu zücken, sollte er selbst mit einer Waffe bedroht werden, und im Extremfall sogar abzudrücken. Jeder Dritte würde im Falle eines Überfalls auch schießen.
Nach wie vor können sich allerdings ganze 68 Prozent nicht vorstellen, überhaupt eine Waffe zu besitzen. Mehr als die Hälfte der Waffengegner argumentierte damit, dass Schusswaffen in Privathaushalten ohnehin nichts verloren hätten.
Zwei Seiten einer Medaille: Sicherheit ist Ansichtssache
Während jeder vierte Waffenbesitzer angab, sich mit einer Waffe zu Hause sicherer zu fühlen, gab jeder vierte Waffen-Gegner ebenso an, sich mit einer Waffe im Haus unsicher zu fühlen. 18 Prozent äußerten die Befürchtung, dass ihre Kinder das Gewehr oder die Pistole in die Finger bekommen könnten.
Die Mehrheit der Waffenbesitzer gibt an, ihre Waffe im Notfall zielgerichtet einsetzen zu können, obwohl knapp die Hälfte nur wenig Übung im Schießen hat. Für den Großteil (61 Prozent) stehen Trainings am Schießstand maximal dreimal jährlich auf dem Programm.
Unabhängig vom Training zeigt die Studie geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer haben ein großes Selbstvertrauen in ihre Waffenfähigkeiten, während Frauen ihre Fähigkeiten bescheidener einschätzen.
Im Zweifelsfall einsatzbereit? Sicher weggeschlossen
90 Prozent der Befragten gaben an, ihre Schusswaffe vorschriftsgemäß ein- und aufbruchsicher verschlossen aufzubewahren. Dies werfe jedoch die Frage auf, wie schnell die Waffe im Ernstfall einsatzbereit wäre, so Thomas Schwab vom Österreichischen Marktforschungsinstitut „Marketagent“.
Deutschland uneinig Waffenland
Auch in Deutschland gibt es in circa zehn Prozent der Haushalte Waffen. Dabei weist das Statistische Bundesamt über die vergangenen Jahre nur einen leichten, wenn auch kontinuierlichen Anstieg von Schusswaffen im Privatbesitz aus. Nach Angaben des Nationalen Waffenregisters (NWR) waren es im Jahr 2022 rund 5,45 Millionen. Damit stieg die Anzahl der in Privatbesitz befindlichen Waffen und -teile leicht zum Vorjahr und auch im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Im Jahr 2016 waren es noch circa 5,33 Millionen Waffen und Waffenteile.
Allerdings hatte die deutsche Bundespolizei im Jahr 2022 einen sprunghaften Anstieg bei Straftaten im Zusammenhang mit verbotenem Waffen- und Sprengstoffbesitz festgestellt. Demnach verzeichnete die Polizeiliche Eingangsstatistik der Bundespolizei 1.009 mehr Verstöße (insgesamt 4.472) gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz im Jahr 2022 als im Jahr zuvor.
Den größten Teil der Delikte machten in beiden Jahren Verstöße gegen Paragraf 52 Absatz 3 Nummer 1 des Waffengesetzes in Deutschland aus. Der Paragraf regelt das Strafmaß für den Erwerb und Besitz sowie das Mitführen, Herstellen, Bearbeiten und Instandsetzen einer ganzen Reihe von Waffen sowie den Handel damit.
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Martina Renner, sah in dem Anstieg der festgestellten Waffendelikte Grund zur Sorge: „Die seit Jahren steigende Tendenz der Selbstbewaffnung ist ein gefährlicher Ausdruck einer gesellschaftlichen Legitimationskrise.“
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