Schuss im Thalys-Schnellzug: Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt

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Sicherheitskräfte am Bahnhof von Arras in Nordfrankreich. Foto: Christina Cathleen Coons/dpa
Epoch Times22. August 2015

Arras – Nach den Schüssen in einem Thalys-Schnellzug auf dem Weg von Amsterdam nach Paris hat die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in Paris die Ermittlungen übernommen. Ein 26-Jähriger Marokkaner hatte zwei Menschen schwer verletzt.

Er habe Verbindungen zu radikalen Islamisten, schrieb die spanische Zeitung „El País“ unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Er habe ein Jahr in Spanien gelebt, bevor er nach Frankreich gezogen sei. Der Marokkaner sei auch in Syrien gewesen.

Zwei Fahrgäste aus den USA hätten ihn überwältigt und so möglicherweise ein „furchtbares Drama“ verhindert, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve am Freitagabend. Er beschrieb den mutmaßlichen Täter als extrem gewalttätig. Wie der US-TV-Senders ABC unter Berufung das US-Militär berichtete, gehört einer der Soldaten zur Luftwaffe. Der andere war Mitglied der Nationalgarde des Bundesstaates Oregon. Nach Angaben des US-Senders CNN war auch ein Zivilist an der Aktion gegen den Marokkaner beteiligt.

Belgiens Ministerpräsident Charles Michel sprach von einem Terrorangriff, die ermittelnden französischen Behörden äußerten sich vorsichtiger. Motiv und Identität des Täters seien noch unklar.

Ein bisschen überschlagen sich die Nachrichten und Darstellungen.

Französische Bürger und Politiker feierten die Amerikaner für ihr „mutiges Eingreifen“. Sie hätte ein „Massaker“ verhindert. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP, bekundeten unter anderen Cazeneuve und Ministerpräsident Manuel Valls ihre „Dankbarkeit“.

Im Kurznachrichtendienst Twitter würdigten sehr viele Nutzer das Eingreifen der Soldaten, schrieb AFP. Auch von „amerikanische Helden“ war die Rede.

US-Präsident Barack Obama lobte den Mut der Passagiere, darunter US-Militärangehörige. Sie hätten mit ihren „heldenhaften Taten“ möglicherweise eine weitaus schlimmere Tragödie verhindert, hieß es nach Angaben des Weißen Hauses.

Einer der beiden amerikanischen Soldaten, die den Schützen im Thalys-Zug überwältigt haben, ist dabei mit einem Messer verletzt worden. „Wir haben einen Schuss und berstendes Glas gehört“, erzählte der Nationalgardist Alek Skarlatos dem französischen Fernsehsender BFMTV.

„Ich habe hinter mich geschaut und gesehen, wie ein Mann mit einer Kalaschnikow reinkam.“ Sie hätten sich geduckt und dann auf den Täter gestürzt. „Mein Freund ist mit dem Messer verletzt worden, und ich habe die Waffe gepackt“, sagte er. „Wir haben ihn gegen den Kopf geschlagen, bis er bewusstlos war.“

Der Schütze, der nach übereinstimmenden französischen Medienberichten 26 Jahre alt sein und marokkanischer Herkunft sein soll, verletzte nach offiziellen Angaben zwei Menschen schwer. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die Amerikaner hätten möglicherweise ein „furchtbares Drama“ verhindert.

Auch Zivilisten halfen den beiden Männern – darunter der amerikanische Student Anthony Sadler, der mit ihnen gemeinsam unterwegs war. Der Mann habe nur gerufen: „Gib mir meine Waffe wieder, gib mir meine Waffe wieder“, berichtete er. Danach habe er nichts mehr gesagt.

Der Mann war am frühen Freitagabend im nordfranzösischen Bahnhof Arras der Polizei übergeben worden. Die Schüsse fielen dagegen nach Angaben des Élyséepalastes noch auf belgischem Gebiet. Wie französische Medien übereinstimmend berichteten, erlitt ein Passagier eine Schussverletzung, ein zweiter wurde mit einem Messer verletzt.

Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete am späten Abend, die Verletzten seien nicht in Lebensgefahr. Der Sprecher des Innenministeriums hatte zunächst von lebensgefährlichen Verletzungen eines Opfers gesprochen.

Unter Verweis auf das Umfeld der Ermittlungen hieß es, die Polizisten hätten bei dem Mann ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, eine Automatik-Pistole, neun Magazine und ein Cutter-Messer gefunden. Innenminister Cazeneuve betonte, es sei üblich, dass die für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwaltschaft einen Fall übernimmt, wenn Taten „einen terroristischen Charakter“ aufweisen könnten. Im Hinblick auf erste Spekulationen zum Hintergrund des Mannes rief er zu Vorsicht und Zurückhaltung auf.

„Alles wird getan, um Licht in dieses Drama zu bringen“, versprach der französische Präsident François Hollande. Er vereinbarte mit Belgiens Premierminister Michel, bei der Aufklärung der Tat eng zsammenzuarbeiten.

Unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft schrieb die Regionalzeitung „La Voix du Nord“, sie hätten gehört, wie der Mann in der Toilette eine schwere Waffe durchgeladen habe, daraufhin seien sie eingeschritten. An Bord des Thalys war nach Angaben Cazeneuves auch der Schauspieler Jean-Hugues Anglade, der sich bei dem Zwischenfall leicht verletzte.  (rls/dpa)



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