Schrecken, die sich „nicht wiederholen sollten“ – das Schicksal zweier verschleppter Mädchen
Vor vielen Jahren kam der Großvater der jungen Frau Bar Tomer als Überlebender des Holocausts nach Israel. Jetzt werden der betagte Mann, seine Kinder und Enkelkinder wieder einmal mit dem Schrecken des Krieges konfrontiert – ebenso wie viele andere Familien in Israel.
Bar Tomer und ihre Freundinnen Noam Shallom und Noa Kalash besuchten mit fast 3.000 anderen jungen Leuten das Friedensfestival „Super Nova“ in der Negev-Wüste am 7. Oktober. Noa (das jüngste Mädchen von den Dreien) gelang es, bei dem Angriff von Hamas-Terroristen nach Hause zu fliehen, aber die beiden anderen Mädchen blieben verschwunden. Die besorgten Familien erklärten, sie seien als Geiseln nach Gaza verschleppt worden.
Die Angehörigen appellierten an die internationale Gemeinschaft, ihnen zu helfen. „Bar und Noam sind das Licht des Himmels in unserem Leben. Wir können ohne die Sonne nicht leben“, sagte die Freundin der verschleppten Mädchen, Sahar D. im Namen der Familien.
Nach einer Woche der Ungewissheit sind die Leichen mehrerer junger Menschen, die von Hamas-Terroristen als Geiseln nach Gaza mitgenommen wurden, gefunden worden. Darunter waren auch Bar Tomer und Noam Shallom. Der Kummer der Familien ist unbeschreiblich, an den Beerdigungen nahmen Hunderte Menschen teil.
„Als die Dunkelheit in die Wüste fiel“
Noam Shallom, 25, ist die junge Frau, die im Vordergrund tanzt, während sich Hamas-Terroristen mit Gleitschirmen noch unbemerkt hinter ihr nähern. Ihre Freundin Bar Tomer tanzt links hinter ihr. Das Bild wurde knapp vor dem Moment aufgenommen, als die Terroristen auf dem Festivalgelände in der Negev-Wüste eintrafen.
Sahar D., beste Freundin der vermissten Mädchen, erinnert sich an die Geschehnisse im Interview mit Epoch Times. Laut ihren Erzählungen wachten die Angehörigen am 7. Oktober in Tel Aviv durch Raketenbeschuss auf.
Die Eltern haben sofort die drei Mädchen auf der Party in der Wüste kontaktiert. Sie machten sich große Sorgen um sie, denn der südliche Teil des Landes war immer viel gefährlicher als andere Orte. Zwischen 7 und 8 Uhr sprachen sie zum ersten Mal miteinander. Von da an waren die nächsten zweieinhalb Stunden die schwierigsten Stunden ihres Lebens. Alle wussten schon, dass Terroristen vor Ort waren und in einigen Gesprächen hörten sie auch Schüsse. Die Mädchen versuchten zu fliehen.
Bar Tomer, die auch deutsche Staatsbürgerin ist, verschwand nach den Anrufen und Nachrichten spurlos. „Bar ist ein besonders hübsches Mädchen, das auch als Model für ein lokales Bekleidungsunternehmen gearbeitet hat“, sagt ihre Freundin.
Noams Vater, der 52-jährige Tomer Shallom, berichtete den Medien, dass seine älteste Tochter Noam als Sanitäterin am Tatort tätig war und den Verletzten half.
Bevor sie verschwand, schickte sie noch eine letzte Videobotschaft an ihre Familie, in der sie zu sehen ist, wie sie sich in einen Krankenwagen setzt, um den Verletzten zu helfen.
Das einzige der drei Mädchen, das entkam, war Noa Kalash. Sie erzählte der Familie, dass überall um sie herum junge Menschen erschossen wurden. Es gelang ihr, sich an einem Ort zu verstecken, an dem sie von den Terroristen nicht entdeckt wurde. Sie verbrachte acht Stunden dort, bis die israelische Polizei sie fand und nach Hause brachte.
Ihren Eltern zufolge war die junge Noa wie ein „kleiner Fuchs“ im Gebüsch. „Unser tapferes Mädchen. Du hast das Grauen gesehen und bist so schnell mit der Situation zurechtgekommen. Ein Wunder hat dich gerettet, Gott segne dich“, so die Mutter.
Licht des Herzens
Nach langer Ungewissheit und zur Enttäuschung vieler Gebete von Freunden und Bekannten kam am 13. Oktober schließlich die Nachricht vom Tod der beiden entführten Mädchen. An jenem Tag brachten israelische Soldaten die Leichen von mehreren entführten Jugendlichen aus dem Grenzgebiet von Gaza zurück. Sie wurden direkt neben dem Zaun gefunden.
Am Wochenende fanden die Beerdigungen der Verstorbenen statt. Freunde und Familie erinnerten in öffentlichen Beiträgen an die beiden Opfer. Über die Beerdigung von Bar Tomer ist wenig bekannt. An der Trauerfeier für die Familie Shallom nahmen Hunderte Menschen in strömendem Regen teil. Viele mit Regenschirmen, viele ohne. Weiße oder farbige Kleidung, ganz nach Wunsch der Familie. Erinnert wird auch an die Familiengeschichte – denn die gesamte Familie von Bars Großvater kam während des Holocausts in Deutschland ums Leben.
Die Mutter des Mädchens, eine Künstlerin, hat seit Langem kleine Herz-Halsketten hergestellt. So bildeten Freunde der Familie auch eine „Herzensverbindung“ mit den unverwechselbaren kleinen Herzketten aus Keramik. Ein Freund aus dieser kleinen Gemeinschaft, der an der Beerdigung teilgenommen hat, sagt (Auszug):
„Ich war heute auf der Beerdigung von Noam […]. Es waren so viele Menschen da, Hunderte. Und die Tränen, die Tränen, die Tränen. Denn was ist sonst möglich? Und fast alle Frauen, die ich dort sah, und vielleicht auch einige der Männer, trugen das Herz von Noams Mutter eng am Herzen. Wie ein geheimes Team von Herzensmenschen. Mögen Noams Licht und Herz weiterleuchten und durch uns alle in diese Welt strahlen. Es braucht so viel Licht und Herz, um zu heilen.“
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