Schlepper bestätigen NGO-Kontakte zu kriminellen Organisationen

Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen NGOs, die mit Schiffen Menschen illegal von Afrika nach Europa bringen. Hinter den Seenotrettungen scheint offenbar ein skrupelloses und menschenverachtendes Profitsystem zu stecken. Aussagen von Schleppern untermauern nun die italienischen Ermittlungen, dass auch NGO-Schiffe teilweise in engem Kontakt mit den Menschenhändlern aus Nordafrika stehen.
Titelbild
Blick von einem NGO-Schiff auf die sizilianische Küste. (Symbolbild).Foto: Shazad Abdul/AFP via Getty Images
Von 5. Januar 2022

Lange Jahre galten auch in Italien Aktionen von NGOs zur Verschiffung von Migranten von der nordafrikanischen Küste in italienische Hoheitsgebiete als „Seenot-Rettungs-Operationen“. Als aber im März 2017 Luca Donadel, ein Student der Medienwissenschaft, in einem Video auf YouTube zu dem Schluss kam, dass die „humanitären“ Einsätze der NGO-Schiffe zwischen Libyen und Sizilien eher pendelnden Fährfahrten ähnelten als Rettungsaktionen, war in den italienischen Medien immer mehr die Rede von „See-Taxis“. Zudem gibt es Vorwürfe gegen NGO-Schiffe, teilweise mit den Menschenhändlern zusammenzuarbeiten. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt.

Gespräche mit den Schleppern

Die Schweizer „SonntagsZeitung“ sprach mit drei libyschen Schleppern, die den Journalisten bestätigten, dass es Kontakte zwischen Menschenhändlern und NGO-Schiffen gebe. Damit stützten die Aussagen der Schlepper auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Trapani auf Sizilien, die auf 650 Seiten Beweismaterial zusammentrug, um eine Kooperation zwischen den NGOs und den Menschenhändlern zu beweisen – darunter Bildmaterial, interne E-Mails und WhatsApp-Kommunikation, abgehörte Telefonate und Gespräche auf den Kommandobrücken von NGO-Schiffen.

Wie der Schweizer „Blick“ dazu schreibt, würden jedoch große NGOs wie Médecins sans Frontières oder Save the Children eine solche Kooperation dementieren. Allerdings berichte die „SonntagsZeitung“ sogar von rund einem Dutzend Fällen von direkten Lieferungen von Migranten durch die Schlepper an die NGO-Schiffe. Die leeren Schlepperboote seien anschließend nach Libyen zurückgekehrt.

Schlepper-Bilder ungeeignet für Spendenkampagnen

Um mehr Spenden zu generieren, hätten die NGOs dann Fotos der „Rettungsaktionen“ online veröffentlicht. Nicht zu sehen seien jedoch jene Fotos gewesen, auf denen Schlepper zu sehen gewesen seien, als sie Migranten zu den NGO-Schiffen brachten.

Beispielsweise gebe es ein Video einer solchen Aktion vom 13. Oktober 2017. Die Besatzung der „Vos Hestia“ der britischen NGO „Save the Children“ filmte, wie zwei kleine Boote mit drei Schleppern und 21 Migranten nur wenige Kilometer nördlich der libyschen Küste auf die Schiffscrew von „Save the Children“ treffen. Der „Sonntagszeitung“ nach soll sogar in den der Zeitung vorliegenden schriftlichen Einsatzregeln von „Save the Children“ stehen, die NGO „kommt der Aufforderung nicht nach, Foto-/ Medienmaterial zum Zweck der Identifizierung von Menschenhändlern usw. zu übergeben“.

80 Prozent weniger Ankünfte

Als im Mai 2018 eine neue Regierung in Italien gewählt worden war, sperrte deren Innenminister Matteo Salvini als erste Amtshandlung die italienischen Häfen für die NGO-Schiffe.

2019 berichtete der italienische Geheimdienst in seinem Jahresbericht 2018 über einen Zusammenhang zwischen der Beförderung von Migranten über das Mittelmeer und „Aktivitäten verzweigter krimineller Organisationen“. Auch von den Risiken terroristischer Infiltrationen wurde in diesem Zusammenhang berichtet.

Durch die von der italienischen Regierung stark geförderte „Stärkung der Kapazitäten der libyschen Küstenwache“ sei ein Rückgang der Ankünfte um 80 Prozent zu verzeichnen gewesen und ein „drastischer Rückgang“ der NGO-Schiffe, heißt es im Geheimdienstbericht. Dadurch seien auch die Todesfälle im Mittelmeer zurückgegangen.

Die Ware Mensch

Hinter allem stehen offenbar kriminelle Organisationen und Netzwerke, heißt es im Bericht. Die gesammelten Beweise zeigten einen Aktivismus, der alle Phasen des Unternehmens betreffe, von der Öffentlichkeitsarbeit und dem Angebot der „Dienstleistungen“ über soziale Netzwerke bis zur „logistischen Unterstützung in den Zielländern“. Sogar die Mafia soll sich demnach in Italien diesbezüglich in das Aufnahmesystem einmischen.

Der Sender RT sprach diesbezüglich mit der italienischen investigativen Journalistin Francesca Totolo. Diese erklärte: „In Italien wurde der neue produktive Sektor der ‚Bewirtung von Flüchtlingen‘ geschaffen, wie ein ehemaliger stellvertretender Minister feststellte. Genossenschaften und Verbände der Linken und der Kirche haben seit Jahren öffentliche Gelder für die Aufnahme der Einwanderer erhalten. Allein im Jahr 2018 wurden mehr als 5 Milliarden Euro nur für direkte Kosten ausgegeben.“ Doch die Migrationsroute aus Libyen sei durch die Politik des (inzwischen ehemaligen) Innenministers Matteo Salvini fast ausgemerzt worden, so Totolo.

In ihrem Buch „Inferno Spa“ (nur auf Italienisch erhältlich) beschreibt Francesca Totolo, wie RT berichtet, alle Protagonisten des „Bewirtungsgeschäfts“ in einer eschatologischen Struktur: „Ich habe mein Buch in Dantes Inferno spielen lassen und jedem Schauspieler seine Rolle in der Einwanderungskette gegeben – jedem, der die Ankunft von 650.000 illegalen Einwanderern in Italien unterstützte.“

Und weiter: „Die modernen ‚Charon‘ sind die NGOs, die die verführten Seelen dazu bringen, das Paradies in Europa zu finden. Die ‚Hypokriten‘ sind die internationalen NGOs, die einen Propagandateppich entwickelt haben, um die öffentliche Meinung zu zähmen. Die ‚Verräter des Vaterlandes‘ sind die italienischen Verbände, die von ausländischem Geld profitiert haben – wie von jenem von George Soros. Die ‚Betrugsberater‘ sind die italienischen Medien, die gefälschte Nachrichten verbreiteten – als Rechtfertigung für das, was geschah. Und schließlich sind die ‚Tauschhändler‘ diejenigen Politiker, die auch durch die europäischen und bilateralen Abkommen gewollt haben, dass Italien das Flüchtlingslager Europas wird.“



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