Samsung-Mitarbeiter in Südkorea treten in den Streik

Die Mitarbeiter des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung haben einen einen längeren Streik begonnen. Monatelange Tarifverhandlungen waren zuvor gescheitert.
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Mitglieder der National Samsung Electronics Union demonstrieren zu Beginn eines dreitägigen Generalstreiks vor der Gießerei und Halbleiterfabrik des Unternehmens in Hwaseong am 8. Juli 2024.Foto: Jung Yeon-je/AFP via Getty Images
Epoch Times8. Juli 2024

Die Mitarbeiter des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung sind am Montag in einen dreitägigen Streik getreten. „Der heutige Generalstreik ist erst der Anfang“, sagte Gewerkschaftschef Son Woo Mok.

Die Gewerkschaft, die mit 28.000 Mitgliedern rund ein Fünftel der Samsung-Angestellten vertritt, hatte den Streik in der vergangenen Woche angekündigt, nachdem monatelange Tarifverhandlungen gescheitert waren.

Es ist der allererste längere Streik in der Unternehmensgeschichte von Samsung. Als größter südkoreanischer Mischkonzern hatte Samsung fast 50 Jahre lang erfolgreich eine gewerkschaftliche Organisation und Streiks vermieden.

Samsung: Zu Beginn eines dreitägigen Generalstreiks vor der Gießerei und Halbleiterfabrik des Unternehmens in Hwaseong am 8. Juli 2024. Foto: Jung Yeon-je/AFP via Getty Images

In schwarzen Regenjacken und mit Bändern mit der Aufschrift „Kämpfe mit Solidarität“ versammelten sich tausende Mitarbeiter vor der Fabrik des Unternehmens in Hwaseong, südlich von Seoul. Die Gewerkschaft teilte mit, dass sich etwa 5.200 Menschen dem Protest angeschlossen hätten.

„Glaubt das Management immer noch, dass dies keine Auswirkungen auf die Produktionslinie haben wird?“, fragte Lee Hyun Kuk, Vizepräsident der Gewerkschaft. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagte ein Gewerkschaftsmitglied, ohne seinen Namen zu nennen. „Wir schreiben Geschichte.“

Risiko für das Management

Analysten halten es für unwahrscheinlich, dass der Streik die Chip-Produktion aufgrund der Automatisierung nennenswert beeinträchtigen wird. Das Unternehmen selbst äußerte sich auf AFP-Anfrage zunächst nicht.

Samsung Electronics ist der weltweit größte Hersteller von Speicherchips und steht für einen erheblichen Teil der weltweiten Produktion von High-End-Halbleitern. Es ist die Flaggschiff-Tochtergesellschaft der Samsung Group, dem größten der Familienkonzerne, die Asiens viertgrößte Volkswirtschaft dominieren.

Vergangene Woche teilte das Unternehmen mit, dass es für das zweite Quartal einen 15-fachen Anstieg des Gewinns gegenüber dem Vorjahr erwartet, dank einer Erholung der Chippreise und einer höheren Nachfrage nach seinen Produkten für künstliche Intelligenz.

Der Streik findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem Samsung versucht, seine Marktführerschaft bei der Produktion von Speicherchips zurückzuerobern. Da Samsung eine dominierende Kraft in der südkoreanischen Wirtschaft und ein wichtiger globaler Akteur bei Halbleitern und Smartphones ist, könnten weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen folgen.

Zu dem Streik gab der Wirtschaftswissenschaftler Kim Dae Jong von der Sejong-Universität zu bedenken, dass zu den Teilnehmern auch diejenigen gehörten, die „an den Chip-Montagelinien arbeiten“.

Angesichts der Tatsache, dass die Gewerkschaft den Streik verlängern könnte, könne dies „ein erhebliches Risiko für das Management von Samsung inmitten seines Wettlaufs um die Vorherrschaft auf dem wettbewerbsintensiven Chipmarkt darstellen“, sagte er.

Präzedenzfall für Südkorea?

Bereits im Juni hatte es erstmals in der Firmengeschichte einen eintägigen Streik bei Samsung gegeben. Unternehmensführung und Gewerkschaft verhandeln bereits seit Jahresbeginn unter anderem über Lohnerhöhungen und transparente Leistungsprämien.

Zuletzt hatte Samsung den Beschäftigten 5,1 Prozent mehr Lohn geboten, die Gewerkschaft hatte dies zurückgewiesen. Zudem pocht sie auf eine Verbesserung beim Jahresurlaub und bei der Transparenz der leistungsabhängigen Boni. Die Samsung-Führung hatte sich jahrzehntelang vehement gegen jede gewerkschaftliche Organisation ihrer Angestellten gewehrt.

Dieser Streik stellt einen bedeutenden Wendepunkt in der Unternehmenskultur von Samsung und in der südkoreanischen Arbeitslandschaft dar und könnte einen Präzedenzfall für künftige Arbeitskampfmaßnahmen in der Tech-Industrie des Landes schaffen.

Halbleiter sind mittlerweile das Herzstück der Weltwirtschaft und werden in zahlreichen Produkten verwendet – von Haushaltsgeräten über Mobiltelefone bis hin zu Autos und Waffen.

Zugleich sind die Chips Südkoreas wichtigstes Exportgut und brachten dem Land im März 11,7 Milliarden Dollar ein, den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Dies entspricht einem Fünftel der gesamten Exporte des Landes. (afp/red)



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