Samsung-Erbe bleibt vorerst erneute Inhaftierung erspart
Der Erbe des südkoreanischen Samsung-Konzerns, Lee Jae Yong, ist vorerst um eine erneute Inhaftierung herumgekommen. Eine Richterin in Seoul lehnte am Dienstag den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Ausstellung eines Haftbefehls gegen den 51-Jährigen ab. Die Ermittler hatten verlangt, Lee wegen des Verdachts auf Gesetzesverstöße bei der Fusion der Samsung-Tochterfirmen Samsung C&T und Cheil Industries im Jahr 2015 in Haft zu nehmen.
Die Richterin befand jedoch, dass die Staatsanwaltschaft keine hinreichenden Argumente für eine Inhaftierung Lees und anderer Samsung-Manager präsentiert habe. Über mögliche Delikte Lees bei der Fusion solle in einem Prozess entschieden werden, befand sie. Lee nahm selber an der Anhörung teil, die nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap rund neun Stunden dauerte.
Die Ermittlungen zu dem Zusammenschluss der beiden Samsung-Tochterfirmen laufen abgetrennt von einem anderen Fall, in dem Lee unter anderem der Bestechung, Veruntreuung von Geldern und des Meineids beschuldigt ist. Dieser Fall steht im Zusammenhang mit einem weitverzweigten südkoreanischen Korruptionsskandal, der 2017 zum Sturz der früheren Präsidentin Park Geun Hye geführt hatte.
Park soll Samsung und andere Unternehmen unter Druck gesetzt haben, damit diese hohe Summen an Stiftungen einer Jugendfreundin spenden. Die frühere Präsidentin wurde unter anderem wegen Bestechung, Machtmissbrauchs und Verstoßes gegen das Wahlgesetz zu 32 Jahren Haft verurteilt und befindet sich im Gefängnis.
Samsung-Erbe Lee war im Zusammenhang mit diesem Skandal 2017 zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach einer Berufung kam er jedoch im Jahr darauf frei. Das Oberste Gericht ordnete später einen neuen Prozess gegen Lee im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal an, der noch nicht abgeschlossen ist.
Lee stand seit einer Herzattacke seines Vaters im Jahr 2014 de facto an der Spitze des Großkonzerns. Er wurde damit dann der erste Samsung-Chef, der Zeit im Gefängnis verbrachte – obwohl sein Vater zweimal schuldig befunden worden war, Straftaten begangen zu haben.
Korruptionsvorwürfe gegen Manager südkoreanischer Firmen sind keine Seltenheit. Die mächtigen familiengeführten Großkonzerne des Landes – die sogenannten Chaebol – waren in der Vergangenheit immer wieder in Korruptionsskandale verwickelt. (afp)
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