Sabotage von Ölfeldern sorgt für noch mehr Chaos

Libyen braucht dringend Geld und könnte von der aktuellen Lage am Weltmarkt für Öl eigentlich profitieren. Doch das politische Chaos im Land macht dem Land einen Strich durch diese Rechnung.
Das Verteilerkreuz einer Ölleitung auf einem Ölfeld in Libyen.
Das Verteilerkreuz einer Ölleitung auf einem Ölfeld in Libyen.Foto: picture alliance / dpa
Epoch Times7. März 2022

Ausgerechnet in Zeiten lukrativ-hoher Weltmarktpreise wird Libyens Ölindustrie von Produktionsausfällen durch Sabotageakte geplagt.

„Ich verfolge mit Besorgnis Berichte über die Schließung von Ölfeldern“, twitterte die UN-Sondergesandte für das Bürgerkriegsland, Stephanie Williams, am Montag. „Die Blockierung der Ölförderung entzieht allen Libyern ihre wichtigste Einnahmequelle“.

Sabotage verhindert Millionen-Einnahmen

Kriminelle Banden hätten auf mehreren Ölfeldern Ventile von Ölpumpen geschlossen, teilte Libyens staatliche Ölgesellschaft NOC mit. Dem Unternehmen fielen deshalb nun jeden Tag 330.000 Barrel Erdöl weg, das Land verliere täglich umgerechnet knapp 32 Millionen Euro. Angesichts der derzeit hohen Ölpreise zielen die Verantwortlichen nach Ansicht der NOC darauf ab, „Libyen ins Chaos zu stürzen“. Angriffe auf die Ölproduktion verschärften die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage im Bürgerkriegsland weiter.

Die UN-Sondergesandte Williams ist zudem besorgt über Berichte zur Einstellung mehrerer ziviler Flüge, wie sie weiter auf Twitter schrieb. „Die Bewegungsfreiheit im ganzen Land ist ein Grundrecht“. Betroffen sind Inlandsflüge zwischen Ost und West. Hintergrund ist, dass das gespaltene Land seit kurzem wieder zwei konkurrierende Regierungen hat – eine im Westen und eine im Osten. Berichten zufolge sollten die gekappten Flugverbindungen verhindern, dass die Minister des umstrittenen neuen Kabinetts zu ihrer Vereidigung im ostlibyschen Tobruk anreisen. Die Vereidigung fand vergangenen Donnerstag statt.

Nach dem Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi brach 2011 ein Bürgerkrieg in Libyen aus, in dem ebenfalls zwei Führungen um die Macht kämpften. Um Druck auf die damals international anerkannte Regierung zu machen, blockierten Anhänger der Gegenregierung auch die Ölproduktion. An den Blockaden beteiligt waren auch Söldner der privaten russischen „Wagner Gruppe“, der Beziehungen zum Kreml nachgesagt werden.

Die Libyer sollten eigentlich im Dezember eine Regierung durch freie Wahlen bestimmen. Die Wahl fiel jedoch aus, soll nach Wunsch der Vereinten Nationen aber möglichst bis Juni nachgeholt werden. (dpa/mf)



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