Sabotage gegen Olympia in Frankreich: Premierminister Attal kündigt harte Strafen für Täter an

Die koordinierten Sabotageakte, die in der Nacht zum Freitag in Frankreich weite Teile des TGV-Netzes lahmgelegt haben, stehen offenbar im Zusammenhang mit Olympia. Radikale Klimagruppen hatten gegen das Ereignis Stimmung gemacht. Es sind aber auch andere Hintergründe denkbar.
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Gestrandete Reisende im Bahnhof Montparnasse in Paris, nachdem Vandalismus am TGV-Netz zu Störungen geführt hatte, 26. Juli 2024.Foto: David Ramos/Getty Images
Von 26. Juli 2024

Von „massiven Sabotageakten“ mit dem Ziel, die Strecken „lahmzulegen“, gehen Ermittler in Frankreich mit Blick auf die jüngsten Angriffe auf das Bahnnetz für Hochgeschwindigkeitszüge (TGV) aus. In der Nacht auf Freitag, 26. Juli, richteten sich koordinierte und zeitgleiche Brandanschläge auf das Netz der Staatsbahn SNCF gegen die Linien im Südwesten, Norden und Osten. Ein weiterer Versuch einer Sabotage im Südosten konnte offenbar vereitelt werden.

Zusammenhang mit Olympia wahrscheinlich

Es wird davon ausgegangen, dass die dadurch bedingten Störungen im Bahnverkehr noch über das Wochenende anhalten werden. Am Freitag sollen nicht weniger als 800.000 Fahrgäste in ganz Frankreich in ihrer Mobilität beeinträchtigt gewesen sein. Zahlreiche Züge fielen aus oder mussten mit stundenlanger Verspätung umgeleitet werden. Der beigeordnete Verkehrsminister Patrice Vergriete sprach von einer „skandalösen kriminellen Handlung“.

Vergriete sprach von „sehr schwerwiegenden Folgen“ für den Schienenverkehr. Die Sabotage treffe Urlauber in der sommerlichen Hauptreisezeit. An diesem Wochenende sei jeder zweite Zug in den Norden, Osten oder die Bretagne unterwegs, jeder vierte in Richtung Bordeaux.

In erster Linie zeichnet sich jedoch ab, dass die Anschlagsserie im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen stehen könnte. Deren offizielle Eröffnungsfeier findet am Freitag im Stade de France in Paris statt.

Ein Technikerteam arbeitet unter Hochdruck an der Wiederherstellung beschädigter Leitungen in Val d’Yerres, nachdem das TGV-Netzwerk am 26. Juli 2024 massiv angegriffen worden war. Foto: Jean-Francois Monier/AFP via Getty Images

Vorgehen war über ganz Frankreich koordiniert worden

Von den Sabotageakten waren unter anderem auch die Strecken zwischen den Olympia-Standorten Paris und Lille sowie der Eurostar zwischen London und Paris betroffen. Im Nahverkehr richteten sich die Brandanschläge gegen Verbindungen, die zum Stade de France verlaufen.

Laut „francetvinfo“ hatten die Täter „Brände auf der Ebene von Elektro- oder Signalkästen, die sich am Rand der Gleise befinden“, ausgelöst. Dies äußerte eine mit dem Fall vertraute Quelle. Insgesamt habe es am Freitag zwischen 01:00 und 05:30 fünf vollendete oder versuchte Beschädigungen am TGV-Streckennetz der SNCF gegeben.

Im Einzelnen seien Anlagen in Arrou, in Croisilles, zwischen dem TGV-Bahnhof Maas und Lamorville sowie zwischen Pagny-sur-Moselle und Vandières betroffen. Unter anderem seien sogenannte Kabeladern in Brand gesetzt worden. In diesen seien alle relevanten Stromversorgungskabel eines Streckenabschnitts vergraben.

Sicherheitsbehörden warnen vor schnellen Schuldzuweisungen

Bezüglich des Hintergrundes der Anschläge warnen die Sicherheitsbehörden vor schnellen Schuldzuweisungen. Dass linksextreme Bestrebungen wichtige Einrichtungen der Infrastruktur wie Bahngleise zum Ziel von Anschlägen machen, ist in Frankreich deutlich seltener der Fall als in Deutschland.

Dennoch könnten die Verantwortlichen in diesem Bereich zu verorten sein. Klimagruppen wie „Soulèvements de la Terre“ („Aufstand der Erde“), der „Extinction Rebellion“-Ableger Dernière Rénovation oder Saccage 2024 („Bambule 2024“) hatten gegen die Olympischen Spiele Stimmung gemacht. Innenminister Gérald Darmanin hatte angekündigt, diese Gruppen in besonderer Weise im Visier zu haben und die Wettbewerbe selbst gezielt vor Störaktionen schützen zu wollen.

Es soll sich auch eine gewisse Ratlosigkeit unter den Olympiagegnern ausgebreitet haben. Aufgrund des dezentralen Charakters der Wettbewerbe sei es schwierig, öffentlichkeitswirksame Aktionen durchzuführen, die Beachtung finden.

Passagiere warten am Bahnhof Montparnasse nach einem Sabotageakt auf der TGV-Strecke in Paris, Frankreich, 26. Juli 2024. Foto: Riccardo Milani/Hans Lucas/AFP via Getty Images

Sportministerin will „russischen Sabotageakt“ nicht ausschließen

Allerdings halten Ermittler und Sicherheitsdienste auch andere Hintergründe für denkbar, etwa Sabotage durch eine ausländische Macht. Auffällig ist, dass der Hashtag #TGV auf X im Bereich der neusten Ergebnisse mit chinesischsprachigen Spambeiträgen geflutet ist.

Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra wollte in einer Stellungnahme nicht ausschließen, dass „Russland hinter den Angriffen“ stehen könnte. Allerdings relativierte sie die Aussage, dass es „genauso Protestierende gewesen sein könnten – auch aus Frankreich“.

Entscheidend bei der Tätersuche ist jedoch, dass der organisierte Zusammenhang zum einen die personellen Ressourcen als auch die Detailkenntnisse über das Bahnnetz haben musste, die für ein Vorgehen dieser Art erforderlich sind. Ob ausländische Akteure dazu in der Lage wären oder sich unbemerkt dieses Wissen aneignen könnten, ist fraglich. Über Bekennerschreiben ist noch nichts veröffentlicht.

Sabotageakte könnten bis zu 20 Jahre Haft nach sich ziehen

Premierminister Gabriel Attal hat angekündigt, die Verantwortlichen für die Anschläge „zu finden und zu bestrafen“. Aus der Pariser Staatsanwaltschaft, die mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen hat, heißt es, die Taten könnten Haftstrafen von bis zu 20 Jahren nach sich ziehen.

Matthieu Chabanel, CEO von SNCF Réseau, erklärte, die technischen Systeme der Bahngesellschaft hätten die Sabotage gegen 04:00 Uhr morgens erkannt. Die Standorte seien so gewählt worden, dass sie „schwerwiegendere Folgen haben, denn bei einem Brand werden jedes Mal zwei Zweige des Netzes lahmgelegt“.



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