Russland setzt bei seiner Armee auf hochgradig automatisierte Waffensysteme – Friedenssicherung?
Russland lässt neue konventionelle, hochgradig automatisierte und fernsteuerbare Waffensysteme entwickeln. Auffallend ist hierbei der technologisch hohe Standard der neuen Waffen, bei bekannt robuster Bauweise. Außerdem setzt man darauf, auch ältere Gefechtsfeldwaffen, vor allem gepanzerte Kampffahrzeuge, Aufklärer und Minenräumroboter fernsteuerbar zu machen und/oder mit automatisierten Abwehrsystemen auszustatten.
Was unterscheidet die Waffenentwicklung der NATO und Russlands?
Im Gegensatz zu dem was man in der westlichen Welt bei vielen Militärentwicklungen in den letzten Jahren beobachten konnte, scheint man in Russland das Pferd nicht vom Schwanz her aufzuzäumen.
Das heißt: Der westliche, militärindustrielle Komplex ließ in den letzten Jahrzehnten immer wieder die Notwendigkeit von neuen Waffenträgersystemen durch Presse und andere Lobbyisten herbeireden.
Was dann zu hohen Kosten entwickelt wurde, liess einen glauben, dass jede einzelne Schraube aus purem Gold besteht. Trotzdem waren die Systeme dann oft genug extrem störanfällig (z.B. Eurofighter) oder nicht in der Lage, die gewünschten Waffensysteme zu tragen, sodass sie wie der berühmt-berüchtigte Starfighter reihenweise vom Himmel fielen.
Also musste entweder gleich etwas noch Neueres entwickelt werden oder das gerade erst für viel Geld gekaufte Material für noch mehr Geld umgerüstet werden.
Funktioniert das System dann doch, verschleißen viele, vor allem teure Teile so schnell, dass die Fabriken, so wie in Deutschland, nicht einmal in der Lage sind, für ausreichende Ersatzteile zu sorgen und das bei einer Armee wie der Bundeswehr, die nur in bescheidenem Maße überhaupt Kampfeinsätze hat.
Bei den Russen sieht es dagegen, von außen her, so aus, als ob man sich erst einmal Gedanken darüber macht, was für Waffen man einsetzen will und dann bewährte und im Regelfall robuste Trägersysteme anpasst oder entsprechend neu entwickelt. Hierbei haben die Russen schon öfter gezeigt, dass einfache Systeme, stabil konstruiert, viele Jahrzehnte überdauern können, Beispiel: Kalaschnikow.
Interessant ist auch, dass die russischen Waffensysteme anscheinend auch schneller und effektiver entwickelt werden, als das auf westlicher Seite der Fall ist. Dass die neuen Systeme dann immer gleich gebündelt der Öffentlichkeit vorgestellt werden, lässt sich wahrscheinlich mit russischer Mentalität erklären.
Da wird eben nicht gekleckert sondern geklotzt. Man möchte gerne zeigen, dass man technisch genauso gut, wenn nicht sogar besser als der Westen ist.
Alte Militärdoktrinen funktionieren schon lange nicht mehr
Die Entwicklungen scheinen auf die endgültige Abkehr von alten Militärdoktrinen, auf die sich Russland in den letzten Jahrhunderten verlassen hatte, hinzudeuten. Ging man in der Verteidigung früher immer davon aus, dass das Land schon wegen seiner Größe und seines Klimas für jeden Angreifer schwierig ist und dass man auch zahlenmäßig den meisten Gegnern überlegen war, gilt das zumindest was die potenzielle Zahl der Soldaten angeht, heute nicht mehr. Schon eine vereinigte europäische Armee könnte mehr Soldaten aufbieten als Russland.
Schaut man sich die neuen Waffen an, mit deutschen Erläuterungen auf Kopp, ist die Tendenz klar. Es wird durch reduzierten Personalaufwand in den Kampffahrzeugen oder deren Fernsteuerung dafür gesorgt, dass der Verlust an Menschenleben geringer ist als früher.
Hier mussten die Russen zum Beispiel in Afghanistan lernen, dass auch große Armeen mit konventionellen Panzern durch modern ausgerüstete Guerillakämpfer zu schlagen sind. Panzerabwehr geht heute mit lenkbaren Raketen aus leicht transportierbaren Abschussvorrichtungen aus sicherer Distanz.
Der gezielte Einsatz lenkbarer und weitreichender Geschosse bei gleichzeitiger Abwehr der üblichen panzerbrechenden Geschosse ist heute das A und O. Für eine glaubhafte Abschreckungsstrategie gegenüber potenziellen Angreifern scheint Russland derzeit nichts anderes übrig zu bleiben, als Systeme zu entwickeln, die einen Angreifer abwehren können, bevor der in Schussweite ist.
Sichert die Abschreckung den Frieden?
Wahrscheinlich ist das Beste, was erreicht wird, ein labiles Gleichgewicht, so wie man es aus den letzten 70 Jahren kennt. Auch wenn man sich wünscht, dass die genialen Techniker ihre Kraft in bessere Dinge als Waffen stecken würden, so ist das Hamsterrad der gegenseitigen Dominanzbestrebungen leider immer noch nicht angehalten worden.
Denn wirklich anhalten und aussteigen ist riskant, solange jeder befürchtet, dass die anderen Beteiligten nicht auch aufhören ihr Rad anzutreiben.
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