Russland schränkt Getreideexport vorerst ein – heimische Versorgung soll gesichert werden
Mitten in der Corona-Pandemie schränkt Russland seine Getreideexporte stark ein. Vorerst bis Ende Juni dürfen insgesamt nur sieben Millionen Tonnen Weizen, Mais, Gerste und Roggen ins Ausland verkauft werden, wie die Regierung am Donnerstag mitteilte. Das Land ist der größte Weizenexporteur der Welt.
In dem vom russischen Regierungschef Michail Mischustin unterzeichneten Dekret zur Exportbeschränkung fällt das Wort Corona-Pandemie nicht. Im Gesetzestext heißt es, das Getreide sei „von hoher Bedeutung für den heimischen Markt“. Mit der Ausfuhrbeschränkung will das Land die heimische Versorgung sichern und die Preise niedrig halten. Im Wirtschaftsjahr 2018/2019 hatte Russland mehr als 35 Millionen Tonnen Weizen und mehr als 43 Millionen Tonnen anderes Getreide exportiert.
In Russland haben sich offiziellen Angaben zufolge bis Donnerstag etwa 3600 Menschen mit dem Virus infiziert, 30 starben bislang daran. Präsident Wladimir Putin erklärte den April zum bezahlten Urlaubsmonat, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Die UNO warnte am Freitag vor verheerenden Folgen der Corona-Krise für die ärmeren Länder der Welt. Hunderten Millionen Menschen, insbesondere in Afrika, drohe Nahrungsmittelknappheit, erklärte der Chefökonom des UN-Welternährungsprogramms (WFP), Arif Husain, in Rom.
In ärmeren Ländern, die von Exporten abhängig sind, um Lebensmittelimporte bezahlen zu können, könnte demnach sogar der Mittelstand in der Krise auf Lebensmittelhilfen angewiesen sein. Für gewöhnlich gebe es entweder auf Angebotsseite Probleme, etwa wegen einer Dürre, oder auf Nachfrageseite, etwa wegen einer Rezession, sagte Husain. „Hier haben wir beides, und das auf globaler Ebene.“
Weltweit sind einem Bericht des WFP zufolge fast 212 Millionen Menschen chronischer Lebensmittelknappheit ausgesetzt und 95 Millionen Menschen akuter Lebensmittelknappheit. „Für viele arme Länder werden die wirtschaftlichen Folgen verheerender sein als die Krankheit selbst“, heißt es in dem Bericht.
Afrika, insbesondere die Länder südlich der Sahara, ist demnach der am stärksten gefährdete Kontinent. Afrika importierte 2018 mehr als 40 Millionen Tonnen Getreide. Ölexportländer wie der Iran und der Irak sowie vom Krieg zerstörte Staaten wie Jemen und Syrien gelten ebenfalls als gefährdet.
Laut Husain unterstützt das WFP jedes Jahr 80 bis 90 Millionen Menschen. Durch die Corona-Krise würden jedoch „Millionen weitere“ dazukommen, sagte er. (afp)
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