Russischer Politologe befürchtet Atombombe aus Deutschland
Timofei Bordatschow ist Doktor der Politikwissenschaft, akademischer Leiter des Zentrums für umfassende europäische und internationale Studien an der HSE University (Hochschule für Wirtschaftswissenschaften in Moskau) und Autor mehrerer Bücher und Forschungsarbeiten mit dem Schwerpunkt russisch-europäische Beziehungen.
Am 28. April veröffentlichte Bordatschow auf der Website des Valdai Diskussions-Clubs, dessen Programmdirektor er ist, einen Aufsatz mit dem Titel „Europa und die Atombombe“. Er sieht in Europa und speziell in Deutschland eine kommende militärische Bedrohung.
Die von der deutschen Regierung im März dieses Jahres angekündigte Investition von 100 Milliarden Euro in den Verteidigungshaushalt würde von vielen Beobachtern als Zeichen der Bereitschaft gewertet, den Weg einer echten Militarisierung einzuschlagen, so Bordatschow. „Darüber hinaus zeigen sich viele deutsche Politiker nun entschlossen, sich Russland entgegenzustellen, und zwar nicht nur in Bezug auf die Ukraine, sondern auch in einem breiteren geografischen und zeitlichen Sinne.“
Laut Bordatschow sei seit mehreren Jahrhunderten Europa die größte Quelle von Ängsten und militärischen Bedrohungen für den Rest der Menschheit. Aufgrund der technischen Errungenschaften, vor allem im Bereich der Schifffahrt, könnten die westeuropäischen Staaten fast unbegrenzt in die entlegensten Regionen des Planeten vordringen. Daher sei es nicht verwunderlich, dass Anzeichen für eine neue Militarisierung der innereuropäischen Politik Interesse und sogar Besorgnis hervorrufen.
Die Befürchtung einer Aufrüstung Deutschlands sei im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche Lage in Europa umso berechtigter. „Sie müssen die Menschen von der Notwendigkeit überzeugen, die Kosten zu akzeptieren, die durch ihre Unfähigkeit entstehen, die systemischen Probleme im Zusammenhang mit der Entwicklung der Marktwirtschaft und der demokratischen politischen Systeme zu lösen.“
100 Milliarden Sondervermögen
In einer Situation, in der sich die europäische Weltordnung in einer so massiven Krise befinde, seien radikale militärische Lösungen möglich. Die natürlichste Lösung bestünde darin, dass sich Deutschland unter dem Deckmantel „europäisch“ eigene Atomwaffen beschafft, führt der Politologe weiter aus.
Zum Vergleich führt er die in Frankfurt ansässige Europäische Zentralbank an, die die Finanzpolitik in der Eurozone verwaltet. „Jedem ist klar, dass es sich in Wirklichkeit nicht um eine europäische Bank handelt, sondern um ein Instrument zur taktvolleren Kontrolle der Wirtschaftspolitik seiner Partner durch das industriell, finanziell und demografisch bedeutendste Land Europas.“
Bordatschow ist der Meinung, dass Deutschland seine Position in den letzten 15 Jahren gestärkt habe und jetzt an der Spitze der politischen Entscheidungen in Europa stünde.
Die Aussichten auf eine Verwirklichung der Anschaffung von Atomwaffen in Deutschland würden von vielen Faktoren abhängen. Laut Bordatschow beispielsweise von den Vereinigten Staaten, für die die europäischen Verbündeten immer noch ein Instrument der Einflussnahme auf Russland seien.
„Daher werden die Vereinigten Staaten natürlich bestrebt sein, Russland durch einen ständigen Konflikt auf dem europäischen Schauplatz die Hände zu binden, und Washington bevorzugt hier die Militanz der Staaten der Alten Welt.“
„Gegenwärtig wird das Vorgehen Moskaus als Rechtfertigung für die Rückkehr Deutschlands zum Militarismus angeführt“, sagt Bordatschow.
Europas Abhängigkeit von Ressourcen
Das Hauptproblem für Europa seien die fehlenden Ressourcen. Daher erachtet der Politologe die territoriale Expansion Europas als notwendig.
Deshalb ist die territoriale Expansion für die Europäer eine noch unvermeidlichere außenpolitische Entscheidung als für andere fortgeschrittene Industriemächte wie die Vereinigten Staaten oder China oder das industriell rückständige Russland und Indien.“
Der Erwerb neuer militärischer Fähigkeiten durch die Europäer würde daher fast zwangsläufig zu einer Steigerung ihrer Aggressivität führen, zumindest dann, wenn damit keine potenziell tödliche Bedrohung verbunden sei. (bs)
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