Russische und chinesische Kampfjets verletzen südkoreanische Luftverteidigungszone
Russische und chinesische Kampfflugzeuge sind offenbar in den südkoreanischen Luftraum eingedrungen. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs ließ die Luftwaffe Jagdflugzeuge aufsteigen, nachdem am Freitag elf russische und chinesische Kampfflugzeuge für mehr als vier Stunden in die südkoreanische Luftverteidigungszone eingedrungen waren.
Die Luftverteidigungszone unterscheidet sich vom Luftraum des Landes. Letzteren haben die Flugzeuge aus Russland und China nicht durchbrochen. Die Luftverteidigungszone erkennen beide Länder allerdings nicht als südkoreanisches Territorium an. Regelmäßig führen beide Großmächte gemeinsame Luftübungen durch.
Wie der südkoreanische Generalstab mitteilt, seien die russischen und chinesischen Flugzeuge nacheinander in das Gebiet eingedrungen und hätten es wieder ohne Zwischenfälle verlassen. Südkoreas Militär habe die Flugzeuge vor ihrem Eindringen in die Zone identifiziert und dann Jets der Luftwaffe eingesetzt. Diese hätten als Reaktion taktische Manöver durchgeführt.
Sorge über chinesisch-russische Zusammenarbeit
Südkorea, die USA und andere westliche Länder haben in der Vergangenheit schon mehrmals ihre Sorge über die Zusammenarbeit zwischen Russland, China und Nordkorea zum Ausdruck gebracht.
Erst Mitte November hatte Außenministerin Annalena Baerbock China am Rande eines EU-Treffens vor chinesischer Drohnenhilfe für Russland gewarnt. Der Auswärtige Dienst der EU hatte zuvor bestätigt, dass derzeit Hinweise geprüft werden, dass in China Drohnen für Russland produziert werden, die in der Ukraine zum Einsatz kommen. Baerbock forderte damals: „Das muss Konsequenzen haben.“
Am selben Tag meldete sich auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in einer Pressekonferenz zu Wort und sagte, dass Chinas Rolle im Krieg ausgeweitet worden sei.
„China ist heute der größte Lieferant von Gütern mit doppeltem Verwendungszweck und sensiblen Produkten, die Russlands militärisch-industrielle Basis stützen“, sagte Borrell. „Ohne Nordkorea, ohne Iran, ohne China könnte Russland seine militärischen Anstrengungen nicht aufrechterhalten und den Krieg nicht weiterführen.“
Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis forderte, die EU müsse „entschlossen“ reagieren. Die USA haben bereits zahlreiche chinesische Unternehmen mit Sanktionen belegt, weil sie im Krieg gegen die Ukraine russische Unternehmen beliefert und finanziert haben. Damit gelang es Russland die internationalen Sanktionen zu umgehen.
Beunruhigt über Zusammenarbeit mit Nordkorea
Ganz reibungslos ist das Verhältnis zwischen Russland und China allerdings nicht. So hatte der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell im November auf dem „ROK-U.S. Strategic Forum 2024“ gesagt, dass China zunehmend beunruhigt über die Allianz zwischen dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un und Wladimir Putin sei.
„Das Thema, das für chinesische Gesprächspartner immer unangenehmer wird, ist das Engagement von Nordkorea mit Russland“, sagte Campbell auf dem Forum. „In einigen der Gespräche, die wir geführt haben, scheinen wir sie über Dinge zu informieren, von denen sie in Bezug auf die Bestrebungen von Nordkorea nichts wussten, und sie sind besorgt, dass die russische Ermutigung Nordkorea dazu bringen könnte, Handlungen oder militärische Aktionen in Erwägung zu ziehen, die nicht in Chinas Interesse liegen“, so Campall weiter.
Obwohl die beiden Länder Nordkorea und Russland zu Chinas engsten internationalen Verbündeten zählen, sind Analysten zufolge in Peking Bedenken über die potenziellen Auswirkungen eines Bündnisses zwischen den beiden Staaten entstanden.
Die Unterstützung Russlands für Nordkorea könnte das Gleichgewicht der Kräfte auf der koreanischen Halbinsel stören, wo Nord- und Südkorea seit Jahrzehnten in einem eingefrorenen Konflikt stehen.
Südkorea hat bereits angedroht, als Reaktion auf Nordkoreas Unterstützung für Russland Waffen an die Ukraine zu liefern, was die Spannungen in Ostasien weiter eskalieren lassen könnte.
China befürchtet weiter, dass die Allianz zwischen Russland und Nordkorea die Verbündeten der USA in der Region enger zusammenrücken lassen könnte. Das könnte den Einfluss Chinas in Ostasien schwächen. Wie das Portal „Business Insider“ schreibt, glauben einige Beobachter, dass der designierte US-Präsident Donald Trump versuchen könnte, einen Keil zwischen die beiden mächtigen Rivalen der USA, China und Russland zu treiben, wenn er im Januar sein Amt antritt.
Nordkoreanische Soldaten in Russland
Nordkorea unterstützt Russland auch mit Soldaten. Ende Oktober bestätigte die NATO, dass nordkoreanische Truppen für einen späteren Kriegseinsatz gegen die Ukraine nach Russland entsandt worden sind.
Einige der Soldaten seien bereits in der russischen Region Kursk im Einsatz, wo die Truppen des Kreml einen Vorstoß der ukrainischen Armee abzuwehren versuchen, teilte der neue NATO-Generalsekretär Mark Rutte damals in Brüssel mit. Er sprach von „einer erheblichen Eskalation“ in der Verwicklung Nordkoreas in den Konflikt und „einer gefährlichen Ausweitung des russischen Krieges“.
„Die vertiefte militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea ist eine Bedrohung sowohl für die Sicherheit im Indopazifik als auch im euro-atlantischen Raum“, sagte Rutte. Er verwies darauf, dass Nordkorea Russland bereits zuvor mit Millionen Schuss Munition und ballistischen Raketen versorgt habe. Diese heizten einen schweren Konflikt im Herzen Europas weiter an.
Auf einem Treffen mit europäischen Staats- und Regierungschefs in Budapest nahm Rutte abermals Stellung zur Zusammenarbeit Russlands mit Nordkorea.
Er teilte damals vor Journalisten mit, dass Russland offenbar Nordkorea im Gegenzug für die militärische Unterstützung mit neuesten technischen Innovationen versorgen werde. Das sei nicht nur für die USA und Europa, sondern auch für NATO-Partner wie Japan und Südkorea eine Gefahr. Wörtlich sagte Rutte laut dem Portal „Euronews“ damals:
China, Nordkorea, Russland und natürlich der Iran – das wird zunehmend zu einer Bedrohung nicht nur für den europäischen Teil der NATO, sondern auch für die Vereinigten Staaten, weil Russland Nordkorea im Gegenzug für seine Hilfe im Krieg gegen die Ukraine die neueste Technologie liefert.“
Später bestätigte Südkorea, dass Russland Nordkorea im Austausch für seine Truppen Flugabwehrraketen gegeben habe.
Ausbau der Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea
Am vergangenen Freitag besuchte der russische Verteidigungsminister seinen nordkoreanischen Amtskollegen No Kwang Cho. Beide kündigten nach dem Treffen an, dass die militärische Unterstützung zwischen Moskau und Pjöngjang ausgebaut wird.
„Heute werden die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea in allen Bereichen aktiv ausgebaut, auch im Bereich der militärischen Zusammenarbeit“, zitierte sein Ministerium laut „Euronews“ den russischen Verteidigungsminister. Beloussow zeigte sich „überzeugt“, dass seine Gespräche in Pjöngjang die russisch-nordkoreanische strategische Partnerschaft im Verteidigungsbereich weiter stärkten.
Wie China diese Aussagen bewertet, bleibt abzuwarten. Am Rande des Treffens der BRICS-Staaten im Oktober im russischen Kasan warnte Präsident Xi Jinping Russland und Nordkorea ganz offen: „Wir müssen drei Prinzipien respektieren: keine Ausweitung des Schlachtfelds, keine Eskalation der Kämpfe und keine Provokationen von einer der beiden Seiten.“
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