Russische Feuerpause: Hoffnung auf weitere Evakuierungen aus Asow-Stahlwerk
Mit einer russischen Feuerpause in Sicht hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die UNO aufgerufen, das Leben der im Asow-Stahlwerk in Mariupol festsitzenden Verletzten zu retten und bei ihrer Evakuierung zu helfen. „Das Leben der Menschen, die noch dort sind, ist in Gefahr. Alle sind für uns wichtig“, sagte Selenskyj am Mittwoch in einem Telefongespräch mit UN-Generalsekretär António Guterres.
Den Vereinten Nationen und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) war es in den vergangenen Tagen in einem fünftägigen Evakuierungseinsatz gelungen, mehr als hundert Zivilisten aus dem Stahlwerk zu retten. Selenskyj berichtete in einer Videobotschaft, dass am Mittwoch insgesamt 344 Menschen aus Mariupol und Umgebung ins rund 230 Kilometer entfernte Saporischschja gebracht worden seien.
Bürgermeister Wadym Boitschenko berichtete am Mittwoch von anhaltenden heftigen Kämpfen um das Stahlwerk. Der Kontakt zu den dort verschanzten ukrainischen Soldaten sei abgebrochen. Das Asow-Regiment hatte der russischen Armee am Dienstag vorgeworfen, einen Großangriff mit Bodentruppen und Panzern auf die Anlage gestartet zu haben. Moskau wies die Berichte über eine Erstürmung zurück.
Russland kündigt Feuerpause an
Russland kündigte derweil eine dreitägige Feuerpause zur Evakuierung von Zivilisten aus dem Asow-Stahlwerk im südukrainischen Mariupol an. Die russischen Streitkräfte würden am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils von 08.00 bis 18.00 Uhr (07.00 – 17.00 Uhr MESZ) Fluchtkorridore für Zivilisten aus dem Industriekomplex öffnen. In dieser Zeit würden „alle Feindseligkeiten einseitig“ eingestellt, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Zivilisten könnten nach Russland oder in die ukrainisch kontrollierten Gebiete reisen.
Mariupol ist nach wochenlanger russischer Belagerung und Angriffen weitgehend zerstört, das Stahlwerk ist der letzte Rückzugsort ukrainischer Soldaten in der strategisch wichtigen Hafenstadt. Nach ukrainischen Angaben sitzen noch zahlreiche Zivilisten sowie hunderte verletzte Soldaten in ausgedehnten Tunnelanlagen auf dem Werksgelände fest.
Unterdessen setzte Russland seine Offensive in der Ostukraine fort. Bei einem Luftangriff auf das Dorf Schandrygolowe wurden nach Angaben des Gouverneurs der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, zwei Zivilisten getötet und elf verletzt. In der Umgebung von Charkiw wurden ukrainischen Angaben zufolge ein weiterer Mensch getötet und ein Kind verletzt.
In der Stadt Dnipro hörten AFP-Journalisten Flugzeuggeräusche gefolgt von einer starken Explosion. „Ein weiterer Schlag gegen die Eisenbahninfrastruktur in Dnipro. Keine Opfer“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der ukrainischen Eisenbahngesellschaft, Alexander Kamyschin. Weitere Explosionen wurden aus Mykolajiw im Süden, Lwiw im Westen und der Region Transkarpatien an der ungarischen Grenze gemeldet.
Für Donnerstagabend ist in New York eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Ukraine angesetzt. (afp/red)
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