Rumänien: Pro-russischer Kandidat in erster Runde der Präsidentschaftswahl vorne

Überraschung in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Rumänien: Nach der Auszählung von 98,6 Prozent der Stimmen lag der pro-russische Kandidat Georgescu vor dem pro-europäischen Ministerpräsidenten Ciolacu.
Titelbild
Wahlplakate mit Kandidaten für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Bukarest am 22. November 2024.Foto: Daniel Mihailescu/AFP via Getty Images
Epoch Times25. November 2024

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Rumänien liegt nach der Auszählung von 98,6 Prozent der Stimmen der rechte, pro-russische Kandidat Călin Georgescu mit 22,59 Prozent der Stimmen unerwartet vor dem pro-europäischen Ministerpräsidenten Marcel Ciolacu von der sozialdemokratischen Partei, der auf 19,5 Prozent kam.

Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, treten die beiden Politiker am 8. Dezember in einer Stichwahl gegeneinander an.

Georgescu: Für Frieden, kritisch zur NATO

Nachwahlbefragungen hatten zunächst einen komfortablen Vorsprung für Ciolacu vorausgesagt und die Mitte-Rechts-Kandidatin Elena Lasconi an zweiter Stelle gesehen. Sie lag am Montagmorgen auf dem dritten Platz vor George Simion.

Zusammen kämen die Kandidaten der Rechten auf rund ein Drittel der Stimmen – ein konservatives Erdbeben in dem 19 Millionen Einwohner zählenden NATO- und EU-Mitgliedsland.

Der parteilose Georgescu hatte in den letzten Tagen mit einer viralen TikTok-Kampagne von sich reden gemacht, in der er ein Ende der Hilfe für die Ukraine forderte. Außerdem äußerte er sich skeptisch über die NATO-Mitgliedschaft Rumäniens.

„Heute Abend hat das rumänische Volk nach Frieden geschrien. Und es hat sehr laut geschrien, sehr laut“, erklärte Georgescu. Umfragen hatten ihm weniger als zehn Prozent der Stimmen vorhergesagt.

Călin Georgescu ist ein ehemaliger Agrarwissenschaftler und war in verschiedenen Funktionen tätig, unter anderem als Sonderberichterstatter für die UNO und als Direktor des Global Sustainability Index Institute.

Premierminister für Unterstützung der Ukraine

Ion-Marcel Ciolacu ist derzeit Premierministers von Rumänien und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (PSD). Er wurde 2012 erstmals in das rumänische Parlament gewählt. Ciolacu konzentrierte sich auf Themen wie wirtschaftliche Stabilität und soziale Wohlfahrt und versprach, angesichts steigender Lebenshaltungskosten Mindestlöhne und Renten zu erhöhen.

Er hat auch die Unterstützung Rumäniens für die Ukraine während des laufenden Konflikts mit Russland aufrechterhalten, was ein wichtiger Aspekt der Außenpolitik seiner Regierung war.

Die Sozialdemokraten sind die Nachfolgepartei der Kommunisten des langjährigen Diktators Nicolae Ceausescu. Die sozialdemokratischen Regierungsjahre ab den 1990ern wurden von mehreren Korruptionsskandalen überschattet.

Derzeit regiert die Partei in einer Koalition mit der liberalen PNL. Ciolacu hat niedrige Beliebtheitswerte im Land und versuchte im Wahlkampf, sich als Garant für Stabilität und als demütiger, lernwilliger Politiker zu präsentieren.

Trump-Anhänger Simion hofft auf Parlamentswahl

Trump-Anhänger Simion hatte darauf gehofft, dass ein gutes Abschneiden bei der Präsidentschaftswahl seiner Partei AUR Auftrieb für die Parlamentswahl in Rumänien gibt, die am 1. Dezember stattfindet. Simion bezeichnet seine Partei als „Trumpistisch“, was darauf hindeutet, dass er Trumps Politikansatz nachahmen möchte, insbesondere was die Förderung der nationalen Identität und Souveränität betrifft.

Simion kandidierte als unabhängiger Kandidat für das Europäische Parlament im Jahr 2019, blieb aber erfolglos. Später im selben Jahr war er Mitbegründer der AUR, die sich schnell als nationalistische und konservative Kraft in der rumänischen Politik etablierte und für traditionelle Familienwerte und nationale Souveränität eintrat.

13 Kandidaten haben sich beworben

Insgesamt 13 Kandidaten bewarben sich um die Nachfolge des deutschstämmigen Präsidenten Klaus Iohannis, der seit 2014 Staatschef in dem Nachbarland der Ukraine ist. Regierungschef Ciolacu von der Sozialdemokratischen Partei, die in den vergangenen 30 Jahren die Politik in dem Land dominierte, hatte in den Umfragen auf dem ersten Platz gelegen.

Die politische Stimmung in Rumänien ist angespannt. Insbesondere die Inflation in Rekordhöhe, die 2023 zehn Prozent erreicht hatte und 2024 immer noch 5,5 Prozent betrug, sorgt für Unmut.

Rumänien teilt eine 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine, die rumänische Schwarzmeerküste reicht bis 150 Kilometer an die ukrainische Großstadt Odessa heran. 5.000 NATO-Soldaten sind in Rumänien stationiert, das Land spielt eine herausragende Rolle für den Export von ukrainischem Getreide. (afp/red)



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