Rohstofflieferant Russland: Sanktionen bremsen Elektromobilität aus
Der Krieg in der Ukraine und die westliche Sanktionsspirale gegen Russland drohen zentrale Prestigeprojekte in Europa zu gefährden. Neben der „Energiewende“, die infolge von hohen Preisen und dem Bestreben, von russischen Lieferungen unabhängig zu werden, unter Druck gerät, wackeln auch Vorhaben im Bereich der Elektromobilität. Der indische Sender „WIO News“ geht davon aus, dass Ausfälle in der Lieferkette die Produktion von Elektroautos drosseln könnten.
Ukraine-Krieg als nächste große Erschütterung der Lieferkette
Infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine hatte sich in der Vorwoche unter anderem der Preis für Nickel innerhalb von nur einer Woche verdoppelt. Der Rohstoff wird unter anderem für die Herstellung von Batterien für Elektroautos benötigt. Die Londoner Metallbörse stoppte den Handel und brachte den weltweiten Nickelmarkt dadurch de facto zum Stillstand.
Nach zwei Jahren des durch die Pandemie verursachten Chaos in der Versorgungskette zeigt der Ukraine-Krieg nun erneut, wie geopolitische Spannungen Handelsbeziehungen zerstören, die Unternehmen einst für selbstverständlich hielten.
Nun versuchen Automobilhersteller und andere Unternehmen, die Nickel sowie andere Batterierohstoffe wie Lithium oder Kobalt benötigen, nach Möglichkeiten, um sich gegen künftige Erschütterungen abzusichern.
Volkswagen habe beispielsweise damit begonnen, Nickel direkt von Bergbauunternehmen zu kaufen. Markus Duesmann, CEO der Audi-Sparte des Autobauers, ging am Donnerstag (17.3.) davon aus, dass „Rohstoffe in den nächsten Jahren ein Thema sein“ würden.
Russland mit Schlüsselrolle auf dem Nickel-Weltmarkt
Eine durchschnittliche Batterie für ein Elektroauto enthält etwa 80 Pfund Nickel, erläutert WION. Der im März zu verzeichnende Preisanstieg würde die Kosten für dieses Nickel auf 1.750 Dollar pro Auto mehr als verdoppeln. Davon geht beispielsweise das Handelsunternehmen Cantor Fitzgerald aus.
Norilsk Nickel, auch bekannt als Nornickel, ist nach wie vor der weltgrößte Nickelproduzent und betreibt riesige Anlagen in Sibirien. Nornickel ist eines von wenigen Unternehmen, die berechtigt sind, eine spezielle Form von Nickel an der Londoner Metallbörse zu verkaufen, an der der gesamte Nickelhandel abgewickelt wird.
Die Rolle des Unternehmens am Nickelmarkt hat beispielsweise dazu geführt, dass Nornickel-Eigentümer Wladimir Potanin nicht zum Ziel von Sanktionen geworden ist, obwohl er als einer der reichsten Menschen Russlands mit erheblichem politischem Einfluss alle Kriterien für einen sanktionswürdigen „Oligarchen“ erfüllen würde.
Weder die USA noch die EU haben auch nur ansatzweise versucht, die Nickelexporte zu blockieren. Zu große Bedenken hatte bereits der Umstand ausgelöst, dass allein das Gerücht, russisches Nickel könnte ins Visier von Boykotten geraten, Panik auf den Märkten ausgelöst hat.
Zudem wollte die Londoner Metallbörse ungeahnte Folgewirkungen ausschalten, die daraus resultiert hätten, dass zahlreiche Hedgefonds, aber auch wichtige Unternehmen wie die chinesische Tsingshan Holding Group auf einen Rückgang des Nickelpreises gewettet hatten. Das Platzen von Derivaten infolge der Preisexplosion hatte unter anderem dieses aufgrund eines sogenannten Short Squeeze in Milliardenschulden gestürzt.
Produktionsausfälle im Bereich der Elektromobilität denkbar
Der Nickelhandel wurde im weiteren Verlauf der Woche zweimal unter Vorgabe von Preisobergrenzen wiederbelebt. Allerdings erwiesen diese sich als nicht nachhaltig, sodass plötzliche Kurseinbrüche für erneute Handelsstopps sorgten.
Experten rechnen längerfristig mit einer Beruhigung des Marktes auf deutlich höherem Preisniveau als in den vergangenen Jahren, wo dieses sich zwischen 10.000 und 15.000 US-Dollar pro Tonne bewegt hatte. Der Preis werde sich jedoch, so vermutet unter anderem Adrian Gardner, Chefanalyst des Forschungsunternehmens Wood Mackenzie, deutlich unterhalb des kurzfristigen Höchststandes von 100.000 US-Dollar einpendeln.
Außer in Russland gibt es Nickelvorkommen unter anderem in Kanada, Grönland und in US-Bundesstaaten wie Minnesota. Neben Nickel werden die westlichen Staaten aber auch bei Kobalt, Platin, Palladium und Kupfer nach neuen Lösungen suchen müssen, wenn es darum geht, die erforderlichen Rohstoffe für Elektromobilität zu beschaffen. Verbraucher werden in jedem Fall mit Preissteigerungen zu rechnen haben. Auch Produktionsausfälle könnten stattfinden, meint Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius.
Es gebe jedoch noch ausreichend Nickel. Zwischenzeitlich müssten Autohersteller und andere große Nickelabnehmer, etwa Stahlhersteller, improvisieren. Dies könnte bedeuten, nach alternativen Lieferanten zu suchen, mehr recyceltes Material zu verwenden oder auf Batteriekonzepte umzusteigen, die weniger Nickel benötigen.
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