NGO-Schiff „Alan Kurdi“ nimmt mit 125 Migranten an Bord Kurs auf Marseille
Nach vergeblichem Warten auf die Freigabe zum Einlaufen in einen europäischen Hafen hat das deutsche NGO-Schiff „Alan Kurdi“ mit 125 Migranten an Bord Kurs auf Frankreich genommen.
Bis Dienstagabend habe keine europäische Leitstelle die Koordinierung der Migranten übernommen, teilte die deutsche NGO Sea-Eye am Mittwoch mit. Deshalb steuere die „Alan Kurdi“ nun den ursprünglichen Zielhafen Marseille an, wo nach dem Einsatz die Besatzung ausgetauscht werden sollte.
Die NGO-Mitarbeiter hatten am Samstag 133 Bootsmigranten aus dem Mittelmeer aufgenommen. Die italienische Küstenwache brachte nach Angaben der Organisation am Dienstagmorgen zwei Frauen, einen Mann und fünf Kinder – darunter ein fünf Monate altes Baby – an Land.
Die Anfrage nach einem Hafen habe die maltesische Rettungsleitstelle schlicht abgelehnt, kritisierte Sea-Eye. Die italienische Leitstelle habe auf die deutsche Leitstelle verwiesen, von dort sei die Bitte an das Bundesverkehrsministerium und das Auswärtige Amt weitergeleitet worden.
NGO-Chef Jan Ribbeck kritisierte das Verhalten der Behörden: „Die gemeinsame Pflicht zur Koordination von Seenotfällen endet nicht in Stillschweigen und Untätigkeit der Behörden. Sie gilt solange weiter, bis die Rettungsoperation mit der Verbringung der geretteten Menschen in einen sicheren Hafen abgeschlossen ist.“
Aufnahme von Bootsmigranten fördert Migrationsströmung
In diesem Jahr hat die Zahl der Migranten, die überwiegend aus Libyen und Tunesien kommend die Überfahrt über das Mittelmeer wagen, deutlich zugenommen. Zwischen Januar und Juli wuchsen die Überfahrtsversuche aus Libyen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 91 Prozent an.
Bei den Migranten handelt es sich vorwiegend um Wirtschaftsmigranten, die sich in Europa ein besseres Leben erhoffen. Schleppern nutzen das aus und verlangen viele Tausende Dollar für die gefährliche Überfahrt.
Den NGOs wird von Kritikern vorgeworfen mit den Schleppern gemeinsame Sache zu machen. Die Überquerung gilt als eine der tödlichsten Fluchtrouten der Welt. Im vergangenen Jahr ertranken dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 1283 Menschen.
In den vergangenen fünf Jahren gab es insgesamt mehr als 19.000 Tote. Kritiker sehen in dem Engagement der NGOs zur Aufnahme von Bootsmigranten einen Pull-Effekt, Migrantionsbefürworter hingegen bezeichnen ihr Engagement als „Rettungsaktion“. (dts/nh)
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