Realschulabschluss und „Top Secret“-Freigabe: Die Person hinter den Datenleaks der US-Armee

Ein 21-jähriger Mann wurde wegen des Verdachts auf Beteiligung an der Weitergabe geheimer US-Militärdokumente festgenommen. Wer ist er eigentlich?
Titelbild
Diese am 13. April 2023 erstellte Fotoillustration zeigt den Verdächtigen, den Nationalgardisten Jack Teixeira.Foto: Stefani Reynolds/AFP via Getty Images
Von 16. April 2023

Im Rahmen des US-Datenlecks fiel nun ein Name: Jack Teixeira von der Massachusetts Air National Guard wurde am 13. April in einem Haus im Süden von Massachusetts, rund 29 Kilometer östlich von Providence, Rhode Island, festgenommen. Was ist über Teixeira bekannt?

IT-Spezialist für Cyber-Transportsysteme

Nach seiner Einberufung im September 2019 wurde Teixeira ein Spezialist für Cyber-Transportsysteme, wie ein Sprecher der Nationalgarde The Epoch Times per E-Mail mitteilte. Laut seinem Spezialisierungscode wurde Teixeira auf der niedrigsten Qualifikationsstufe geführt.

Auf der Website der Luftwaffe wird das Personal für Cyber-Transportsysteme wie folgt beschrieben: „Ein riesiges, globales Kommunikationsnetzwerk ist eines der vielen Dinge, die uns zur stärksten Luftwaffe der Welt machen. Die Spezialisten für Cyber-Transportsysteme sind dafür verantwortlich, dass die zugrunde liegende Infrastruktur dieses Netzwerks einwandfrei funktioniert. Ob es sich um die Reparatur eines Netzwerkknotens auf einem Stützpunkt in den USA oder um die Installation von Glasfaserkabeln in einer vorgeschobenen Einrichtung in Übersee handelt, diese Experten halten unsere Kommunikationssysteme am Laufen und spielen eine entscheidende Rolle für unseren anhaltenden Erfolg.“

Voraussetzung für eine Tätigkeit im Bereich Cyber-Transportsysteme ist ein Realschulabschluss oder die allgemeine Hochschulreife. Zu den fachlichen Voraussetzungen gehören Kenntnisse in Elektronik und Netzwerkgrundlagen, Erfahrung in der Installation von Sprach-, Daten- und Videonetzwerkinfrastrukturen sowie eine abgeschlossene militärische Grundausbildung.

Titel 10 mit „Top Secret“-Freigabe

Nach Angaben der Nationalgarde ist Teixeira seit 2021 für den Bundesdienst unter Titel 10 geführt. Das United States Code System ist die offizielle Sammlung der Gesetze und Verordnungen der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist in Titel unterteilt, die verschiedene Rechtsgebiete wie Strafrecht, Handelsrecht und Steuerrecht abdecken.

Titel 10 des United States Code (USC) befasst sich hauptsächlich mit den Streitkräften der Vereinigten Staaten, einschließlich der Organisation, Regelung und Verwaltung der verschiedenen Teilstreitkräfte sowie der Rechte und Pflichten der Angehörigen der Streitkräfte.

Teixeira wurde der 102. Aufklärungsstaffel zugeteilt, die auf der Otis Air National Guard Base stationiert ist. „Unser Auftrag ist die weltweite Bereitstellung von Präzisionsaufklärung und -überwachung mit ausgebildeten und erfahrenen Piloten zur Unterstützung von Kampfeinsätzen und der inneren Sicherheit“, heißt es auf der Website des Geschwaders.

Teixeira verfügt seit 2021 über eine „Top Secret“-Freigabe und hat Zugang zu streng geheimen Informationen im Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit, insbesondere im militärischen Bereich. Dazu gehören geheime Operationen, Strategien und Taktiken, Waffensysteme, nachrichtendienstliche Informationen sowie vertrauliche militärische Forschung und Entwicklung. Diese Informationen gelten als hochsensibel und kritisch für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten und erfordern daher die höchste Sicherheitsüberprüfungsstufe.

Beamte der Massachusetts National Guard haben auf Anfragen der Epoch Times zu Teixeira, dem im September 2022 eine „Air Force Achievement Medal“ verliehen wurde, nicht geantwortet. Die Air Force Achievement Medal ist eine niedrigere Auszeichnung der United States Air Force, die für herausragende Leistungen oder Dienste in Nicht-Kampfsituationen verliehen wird.

Dokumente mit nach Hause genommen

Eine Untersuchung ergab, dass die Person, welche die Dokumente in den sozialen Medien veröffentlicht hatte, den Text aus den Dokumenten zunächst bei der Arbeit abschrieb, dann aber befürchtete, entdeckt zu werden. Die Person, die später als Teixeira identifiziert wurde, „begann, die Dokumente mit nach Hause zu nehmen und sie zu fotografieren“, heißt es in der Anklageschrift.

Ein Nutzer sozialer Medien, der mit dem FBI sprach, gab an, dass die Person sich Jack nannte, in Massachusetts zu leben schien und behauptete, bei der US Air Force zu sein.

Die Plattform stellte dem FBI Datensätze zur Verfügung, die den Rechnungsnamen Jack Teixeira und eine Rechnungsadresse für einen Wohnsitz in North Dighton, Massachusetts, enthielten – dasselbe Haus, das Teixeira in den Unterlagen der Nationalgarde als seinen Wohnsitz angegeben hatte. Discord, eine Social-Media-Plattform, auf der einige der Dokumente veröffentlicht wurden, erklärte, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.

Teixeira hätte im Rahmen der Einstufung als „Top Secret“ eine lebenslang bindende Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen müssen, in der er anerkennt, dass die unbefugte Weitergabe von geheimen Informationen strafrechtliche Konsequenzen haben kann.

Vorsätzlich kriminell

„Das war eine vorsätzliche kriminelle Handlung, die gegen diese Richtlinien und Vorschriften verstieß“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Brigadegeneral Pat Ryder, nach der Festnahme gegenüber Journalisten.

Teixeira hatte auch sensiblen Zugang zu anderen geheimen Programmen. Ein auf der Social-Media-Plattform veröffentlichtes Dokument war für Teixeira zugänglich, und aus den Protokollen der US-Regierung ging hervor, dass Teixeira im Februar 2023 auf das Dokument zugegriffen hatte – etwa einen Tag, bevor ein Social-Media-Nutzer das Dokument online gestellt hatte. Dieser Nutzer informierte das FBI darüber, dass Teixeira das Dokument zuerst online gestellt hatte.

Eine zweite, namentlich nicht genannte US-Regierungsbehörde, die nach eigenen Angaben in der Lage ist, „bestimmte Suchvorgänge in ihren geheimen Netzwerken zu überwachen“, stellte fest, dass Teixeira am 6. April seinen Regierungscomputer benutzte, um in geheimen Dokumenten nach dem Wort „Leck“ zu suchen. Am selben Tag erschienen die ersten Medienberichte über das Leck.

Teixeira wurde der unbefugten Aufbewahrung und Weitergabe von Informationen, die die nationale Verteidigung betreffen, sowie der unbefugten Entfernung und Aufbewahrung von als geheim eingestuften Dokumenten oder Materialien beschuldigt.

Online veröffentlichte Dokumente

Unter den Dutzenden Bildern, die im Umlauf waren, schien eines eine aktuelle Karte der Kämpfe in der ostukrainischen Region Donezk zu zeigen. Ein anderes angebliches Geheimdienstbild zeigte Schäden, die durch einen „kürzlichen Angriff“ im Februar 2023 in der Donezker Stadt Marinka verursacht worden waren.

Ein weiteres offenbar durchgesickertes Dokument des Verteidigungsnachrichtendienstes schien mögliche Szenarien für Waffenlieferungen der israelischen Regierung an die ukrainischen Streitkräfte zu skizzieren. Es listete mehrere Szenarien auf, die von „am plausibelsten“ bis „am wenigsten plausibel“ eingestuft wurden.

In einem anderen Dokument wurden russische und ukrainische Verluste bis Anfang März 2023 aufgelistet. In einem davon wurde behauptet, dass bisher zwischen 16.000 und 17.500 russische Soldaten ums Leben gekommen seien, während die ukrainischen Streitkräfte seit Beginn des Konflikts im vergangenen Jahr 71.500 Tote zu beklagen hätten.

Amerikanische und ukrainische Beamte haben erklärt, dass das durchgesickerte Material über den Krieg in der Ukraine manipuliert worden sein könnte. The Epoch Times kann die Echtheit der Dokumente nicht bestätigen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „IN-DEPTH: What We Know About Jack Teixeira, Accused of Involvement in Classified Documents Leak“ (deutsche Bearbeitung jw)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion