Rätsel um untergetauchte Unternehmerin: Spur der Pager-Anschläge führt nach Ungarn

Drohungen gegen ihr Unternehmen und ihre Familie haben Ungarns Geheimdienst dazu veranlasst, die Unternehmerin Cristiana Bársony-Arcidiacono von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Ihr Name wurde mehrfach im Kontext der Pager-Explosionen bei der Hisbollah genannt.
Titelbild
Reste der explodierten Pager am 18. September 2024 in den südlichen Vororten von Beirut. Hunderte von Pagern, die von Hisbollah-Mitgliedern benutzt wurden, explodierten am 17. September im gesamten Libanon.Foto: -/AFP via Getty Images
Von 26. September 2024

Der ungarische Geheimdienst hat derzeit die 49-jährige Unternehmerin Cristiana Bársony-Arcidiacono von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Gleichzeitig befragt er sie bezüglich geschäftlicher Transaktionen der von ihr geleiteten Unternehmensberatung BAC Consulting. Dies berichtet die „Times of Israel“. Es bestehen belastbare Anhaltspunkte dafür, dass die 49-Jährige in die Lieferung sogenannter Pager an die im Libanon operierende proiranische Terrororganisation involviert war.

In der Vorwoche detonierten im gesamten Libanon zeitgleich mehrere tausend dieser Pager, die offenbar zuvor mit Sprengfallen ausgerüstet worden waren. Dabei wurden 12 Personen getötet und mehr als 2.000 weitere zum Teil schwer verletzt. Wenig später gab es Dutzende weitere Todesopfer bei einer Serie von Explosionen von Funkgeräten. Mittlerweile sollen bei der Familie und an der früheren Privatanschrift von Bársony-Arcidiacono Drohungen eingegangen sein. Die 49-Jährige hat ihre Social-Media-Profile gelöscht, die Wohnung ist verwaist, die Rollläden zugezogen.

Unternehmen von Bársony-Arcidiacono hatte Lizenz für die Geräte

Verantwortliche für die Explosionen der Pager und weiterer Kommunikationsgeräte in der Vorwoche im Libanon sind noch nicht ermittelt. Israel bestreitet jede Beteiligung, aus Jerusalem wird darauf verwiesen, dass „die Hisbollah viele Feinde“ habe. Unter diesen wird weithin jedoch lediglich dem israelischen Geheimdienst Mossad die Durchführung einer Kommandoaktion dieser Art zugetraut.

Der „New York Times“ zufolge hat dieser rechtzeitig bemerkt, dass der Anführer der Terrormiliz, Hassan Nasrallah, seinen Kadern eine neue Form der Kommunikation verordnet hat. Da die Ortungsgefahr von Mobiltelefonen zu groß geworden sei, habe man stattdessen zu älteren Techniken wie Pagern oder Walkie-Talkies gegriffen.

Dem Mossad sei es daraufhin gelungen, die Lieferkette zu infiltrieren. Liefern sollte diese offenbar das Unternehmen „Apollo Gold“ aus Taiwan. Das Modell AR-924, das nachgefragt worden sei, wird üblicherweise in Ungarn hergestellt. Die Lizenz vor Ort hatte die BAC Consulting in Budapest, geführt von Cristiana Bársony-Arcidiacono.

Kryptische Angaben auf mittlerweile gelöschtem LinkedIn-Profil

Die Unternehmerin betonte auf Mediennachfragen vor ihrem Abtauchen, ihr Unternehmen sei ebenfalls lediglich „Mittelsmann“. Hergestellt habe sie die Geräte nicht. Auch die ungarische Regierung betont, dass die präparierten Geräte weder in Ungarn produziert noch über Ungarn versandt worden wären. Mittlerweile überprüft auch die EU-Kommission, ob BAC Consulting und ihre Alleineigentümerin zu irgendeinem Zeitpunkt für sie tätig gewesen sein könnte.

Wie BBC berichtet, war diese – neben beispielsweise dem britischen Entwicklungsministerium (DfID) – auf ihrem mittlerweile gelöschten LinkedIn-Profil als Referenz für frühere Zusammenarbeit angegeben. Die Briten erklären, bereits überprüft zu haben, ob eine solche Kooperation stattgefunden habe. Auch die EU-Kommission erklärte, keine Hinweise auf eine direkte Kooperation gefunden zu haben. Die „New York Times“ will über einige Zwischenstationen Verbindungen zwischen BAC Consulting und israelischen Sicherheitsdiensten gefunden haben.

Es spricht manches dafür, dass zumindest ein Teil des Profils der Ungarin auch Elemente einer Legende für Nachrichtendienstangehörige aufgewiesen haben könnte. Gegen die Annahme, dass die promovierte Teilchenphysikerin der EU in besonderer Weise verbunden gewesen sein könnte, sprechen einige ihrer Posts auf LinkedIn.

So hat die aus einer ungarischen jüdischen Familie stammende Bársony-Arcidiacono scharfe Kritik an der Unterstützung der Ukraine geäußert. Sie erklärte unter anderem, sie sei „angewidert“, dass sich Brüssel hinter eine Regierung stelle, die „uns alle in große physische, soziale und wirtschaftliche Gefahr“ bringe.

Wie viel am Lebenslauf von Bársony-Arcidiacono war Tarnung?

Auch das gemeinnützige Earth Child Institute (ECI), bei dem Bársony-Arcidiacono Vorstandsmitglied gewesen sein will, bestritt eine solche Verbindung. Zwar soll die Unternehmerin mit dem ECI in den Jahren 2017 und 2018 E-Mails ausgetauscht haben. Darin soll sie gefragt haben, inwieweit sie die Vereinigung unterstützen könne. Allerdings sei der Kontakt 2018 abgebrochen.

Gesichert sind Angaben aus dem LinkedIn-Profil von Bársony-Arcidiacono bezüglich eines UNO-Programms im Jahr 2019. Libyer sollen in Tunesien in Bereichen wie Aquakultur, IT und Geschäftsentwicklung geschult werden. Programmkoordinator Kilian Kleinschmidt soll sie aber vor Ende des auf sechs Monate befristeten Projekts nach beruflichen Differenzen freigestellt haben.

Acht Monate lang soll Bársony-Arcidiacono auch zwischen 2008 und 2009 als Praktikantin bei der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) tätig gewesen sein. Dies bestätigte die Organisation gegenüber Medien. Die Unternehmerin beschrieb ihre dortige Tätigkeit auf LinkedIn als „Projektmanagerin“.

Bei Eden-Klimaberatung, um mögliche Hamas-Unterstützerin auszuhorchen?

Zumindest bis vor drei Jahren soll Bársony-Arcidiacono auch als „Chief Sustainability Officer“ bei der Nachhaltigkeits-Beraterfirma Eden Global Climate Impact Group tätig gewesen sein. Auf deren Seite scheint ihr Name nicht mehr auf. Eine Mitarbeiterin erklärt über die Tätigkeit der Ungarin bei der Unternehmensgruppe gegenüber der „Welt“, der Kontakt sei über LinkedIn entstanden.

Bársony-Arcidiacono schien demnach „sehr daran interessiert zu sein, die Welt zu einem nachhaltigen Ort zu machen“. Allerdings könnte der israelische Geheimdienst auch aus anderen Gründen Einblick in die Eden Group angestrebt haben. Eine der Mitarbeiterinnen soll für „Islamic Relief UK“ gearbeitet haben, die wegen ihrer Nähe zur terroristischen Hamas unter Beobachtung des israelischen Nachrichtendienstes steht.



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