Quarantänecamps in Australien: „Man hat das Gefühl, im Gefängnis zu sein“

Drei Teenager sind aus einem Quarantänecamp in Australien geflüchtet und kurz darauf gefasst worden. Aufnahmen einer Frau zeigen ein düsteres Bild innerhalb der Camps. Andere sprechen von schlechter Behandlung und hohen Strafen bei Regelbruch.
Titelbild
Reisende wurden vom Flughafen direkt zum Quaratänecamp in Howard Springs, Australien, gefahren.Foto: Lisa McTiernan/Getty Images
Von 9. Dezember 2021

Die australische Polizei hat letzte Woche drei Teenager festgenommen, die mitten in der Nacht aus einer Covid-Quarantäneeinrichtung ausgebrochen sind. 

Regierungschef in Northern Territory Michael Gunner bestätigte auf einer Konferenz am 1. Dezember, dass die Teenager im Alter von 15, 16 und 17 Jahren einen Tag davor negativ auf das Virus getestet wurden. 

Er sagte, dass alle drei aus der Binjari-Gemeinde in der Nähe von Katherine stammten und als enge Kontaktpersonen von positiven Fällen unter Quarantäne gestellt wurden.

Geflüchtete müssen mit Konsequenzen rechnen

Die Quarantäneeinrichtung in Howard Springs in der Nähe von Darwin ist zwar eine Einrichtung für Reiserückkehrer, die Behörden verwenden sie mittlerweile auch für Einheimische. 

In Katherine, etwa 300 Kilometer von Howard Springs entfernt, wurde ein Covid-Ausbruch gemeldet und dort sollten die Infizierten untergebracht werden. 

„Dies ist das erste Mal, dass wir das Zentrum für eine große Anzahl von Menschen aus einer Aborigine-Gemeinschaft nutzen müssen, aber es wird wahrscheinlich nicht das letzte Mal sein“, sagte Gunner laut „ABC News“.

Seit es bestätigte Fälle in Katherine und einer anderen Gemeinde gegeben hatte, wurden die positiven Fälle sowie Hunderte von Haushalten und anderen engen Kontaktpersonen zur Quarantäne in die Einrichtung in Darwin geflogen.

Gunner bezeichnete die Flucht der drei Teenager als „unglaublich dumm“, denn „wir werden sie erwischen und das wird Konsequenzen haben“. 

Laut australischen Medien sei der Fall in der Stadt Katherine jedoch „merkwürdig“. Katherine ist eine Kleinstadt mit etwa 6.300 Einwohnern und liegt abgelegen von anderen Städten.

Warum holt der Staat Menschen in ein Lager, das 300 Kilometer weit entfernt ist, wobei sich die Stadt geografisch fast schon in Isolation befindet, stellt die australische Online-Plattform „The Paradise“ die Frage.

Sie dürfen den Balkon nicht verlassen

Über die Einrichtung selbst sind kürzlich einige Aufnahmen und Aussagen aufgetaucht. Die konservative Online-Plattform „Daily Caller“ – gegründet von Tucker Carlson, Moderator bei „Fox News“, – hat darüber berichtet.

Eine Frau, die von „Daily Caller“ nicht namentlich erwähnt wird, hat vom Camp aus einige Szenen aufgenommen. Sie ist demnach ohne Maske aus ihrer Unterkunft zum Zaun gegangen, um mit anderen Leuten zu sprechen, die ebenfalls in Quarantäne sind. 

Auf einer Aufnahme ist zu sehen, dass sie gewarnt wird, wenn es noch mal passiert, soll sie 5.000 Dollar zahlen. Sie wurde geheißen, den Balkon nicht zu verlassen und die gelbe Linie vor ihrer Tür nicht zu überschreiten – nur in die Wäscherei dürfe sie mit Maske gehen. 

Auf die Frage, ob es gesetzlich verboten sei, haben Mitarbeiter des Camps antwortet: „Ja, es gibt eine Richtlinie der Gesundheitsbehörde, wie man sich verhalten soll, vor allem in diesem Gebiet, weil es hier viel ansteckender ist“. Die Frau erwidert darauf im Video, dass ihr Covid-Test doch negativ war.

Der Camp-Arbeiter versichert ihr, dass er nicht mit ihr streiten wolle und nur seinen Job mache. 

„Man hat das Gefühl, im Gefängnis zu sein“

Die 26-jährige Australierin, die sich in einem anderen Interview als Hayley Hodgson zu erkennen gibt, berichtete darin ausführlicher über ihre zweiwöchige Gefangenschaft in Howard Springs.

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„Man hat das Gefühl, im Gefängnis zu sein. Man hat das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben“, sagte Hodgson gegenüber der provokativen Online-Plattform „UnHerd“. „Du bist so klein, sie überwältigen dich einfach.“

Sie wurde in die Quarantäne eingewiesen, nachdem einer ihrer Freunde positiv auf COVID-19 getestet wurde.

Polizeibeamte blockierten ihre Einfahrt, erzählt sie. „Ich bin rausgegangen und habe gesagt: ‚Was ist hier los, testen Sie mich auf COVID?‘ Sie sagten: ‚Nein, Sie werden abgeholt. Und Sie haben keine andere Wahl. Sie kommen nach Howard Springs.‘“

Als sie fragte, warum sie sich nicht selbst isolieren könne, wie andere auch, haben ihr die Beamten gesagt, dass sie von „höherer Stelle“ den Befehl erhalten hätten, sie in die Einrichtung zu bringen.

Sie wurde für zwei Wochen in die Einrichtung gesteckt. In dieser Zeit wurde sie dreimal getestet, und jedes Mal war der Test negativ auf das Virus.

In der Einrichtung hatte Hodgson nach eigenen Angaben nur wenig Kontakt zu anderen Menschen und wurde vom Personal schlecht behandelt.

„Sie kommen nicht und sagen nichts, sie sehen nicht nach, sie tun nichts. Man bekommt einmal am Tag sein Essen geliefert. Und man wird einfach zurückgelassen“, sagte sie.

Einmal soll das Personal Hodgson Valium angeboten haben, um sie zu beruhigen, nachdem sie sich über die Zustände in dem Lager beschwert hatte. 

Hodgson sagte, sie habe während ihres Aufenthalts ihre Arbeit verloren und sei nie über ihre Rechte informiert oder mit einem Anwalt in Kontakt gebracht worden.

Regierung plant noch mehr Einrichtungen

Laut Gesundheitsbehörde gibt es im Northern Territory von Australien zwei obligatorische, überwachte Quarantäneeinrichtungen. Das Zentrum in Howard Springs, Darwin und die Alice Springs Quarantäneeinrichtung.

Die Einrichtung in Howard Springs hat eine Kapazität für bis zu 2.000 Menschen und ist im August 2020 auf einem alten Bergbaulager errichtet worden.

Die australische Regierung plant jedoch noch mehr Einrichtungen. Ein Gebäude soll auf dem Militärgelände in Pinkemba, fünf Kilometer vom Flughafen Brisbane entfernt, errichtet werden.

Dazu wird noch ein Zentrum in der Nähe des Flughafens Wellcamp in Toowoomba gebaut. Diese soll ab dem nächsten Jahr internationale Studenten aufnehmen, die in Queensland ankommen und studieren wollen. Diese Einrichtung wird von der Landesregierung finanziert und soll früher fertig werden als die in Pinkemba.

Der stellvertretende Premierminister Steven Miles verteidigte daher die Notwendigkeit und Nützlichkeit von zwei Quarantäneeinrichtungen, Die Regierung könne bis zum zweiten Quartal des nächsten Jahres keine Betten liefern, so Miles zum australischen Sender „9 News“.

Als Argument für die Errichtung von mehr Camps erklärte Steven Miles, stellvertretender Regierungschef von Queensland, im August, als die ersten Pläne konkretisiert wurden: Da es „zahlreiche Verstöße gegen das Hotelquarantänesystem“ gegeben habe, brauche man diese Quarantäneeinrichtungen.



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