Putin weiht Mega-Gasförderprojekt Jamal in der Arktis ein
In arktischer Winterdunkelheit und bei minus 27 Grad Celsius hat Wladimir Putin das russische Mega-Gasförderprojekt auf der sibirischen Halbinsel Jamal eingeweiht.
Im Beisein des russischen Präsidenten legte am Freitag ein erster Tanker mit Flüssigerdgas (LNG) im Hafen Sabetta ab. Die Halbinsel birgt riesige Gas- und Ölvorkommen – Förderung und Abtransport sind angesichts der eisigen Temperaturen eine technische Herausforderung.
„Dies ist ein großer Tag für uns“, sagte Putin während der Feier im Hafen von Sabetta. Jamal sei „ein riesiges Projekt für Russland“. Das Land hofft, damit zum weltweit größten LNG-Exporteur aufzusteigen und Katar zu überholen. Geladen waren auch der saudiarabische Energieminister Chalid al-Falih und weitere ausländische Gäste.
Die Halbinsel Jamal liegt 2500 Kilometer nordöstlich von Moskau, das Thermometer kann unter minus 50 Grad Celsius fallen, die Eisschicht auf dem Wasser über zwei Meter dick werden. Im Sommer besteht die Halbinsel zu vier Fünfteln aus Seen, Flüssen und Sümpfen. Die Gasvorkommen aber sind gewaltig, laut dem beteiligten russischen Energiekonzern Gazprom lagern dort 26,5 Billionen Kubikmeter Erdgas und 300 Millionen Tonnen Erdöl.
Die Bauarbeiten begannen bereits 2013. Errichtet wurden Straßen, Kraftwerke, eine Siedlung für das Personal, eine mehr als 500 Kilometer lange Eisenbahnstrecke und ein Flughafen. Für den Abtransport von Gas und Öl wurden Pipelines gezogen, ein Seeterminal für die Ölverladung und eine Anlage zur Gasverflüssigung errichtet. Sie soll ab 2019 rund 16,5 Millionen Tonnen LNG pro Jahr liefern.
Das Projekt wird gestemmt von einem Konsortium unter Führung des russischen Privatunternehmens Nowatek, das 50,1 Prozent der Anteile hält. Gazprom ist mit zehn Prozent an Nowatek beteiligt. Die anderen Anteile am Jamal-Projekt halten der französische Energiekonzern Total (20 Prozent), der chinesische Energiekonzern CNPC (20 Prozent ) und der Fonds Silk Road (9,9 Prozent). Investiert werden sollen insgesamt 23 Milliarden Euro.
Der erste LNG-Tanker, der den Hafen verlässt, ist benannt nach dem ehemaligen Total-Chef Christophe de Margerie. Total-Chef Patrick Pouyanné erklärte am Freitag, auf Jamal sei es gelungen, „aus dem Nichts eine Kathedrale des 21. Jahrhunderts zu bauen“. Trotz aller Herausforderungen sei erreicht worden, Zeitplan und Kostenrahmen dieses „gigantischen Projekts“ einzuhalten.
Die Finanzierung war schwierig, weil die USA Nowatek auf ihre Sanktionsliste setzten – westliche Banken fielen damit aus. Chinesische Fonds sprangen ein.
Das Flüssiggas soll vor allem nach Asien verkauft werden – 54 Prozent will Nowatek dorthin liefern. Die Klimaerwärmung hat den ganzjährigen Schiffstransport entlang der rund 6500 Kilometer langen Nordostpassage möglich gemacht, die Atlantik und Pazifik verbindet.
„Noch aber ist unklar, wie zuverlässig die Route für LNG-Transporte ist“, sagt Öl- und Gasexperte Samuel Lussac von der Unternehmensberatung Wood Mackenzie. Und: „Die kommenden Monate werden zeigen, ob die LNG-Anlage störungsfrei läuft.“
Die Anlage war am Dienstag in Betrieb genommen worden. Der Tanker „Christophe de Margerie“ hatte die Nordostpassage im August als erster Tanker ohne Hilfe eines Eisbrechers durchquert. Darauf wollen sich die Unternehmen aber nicht verlassen: Bis 2019 sollen 15 Eisbrecher-Tanker in Betrieb genommen werden, um das Flüssiggas zu transportieren.
Nowatek plant bereits das nächste Projekt in der Arktis, genannt Arktis-2. Die Anlage soll auf der Halbinsel Gydan in der Kara-See entstehen, die erste Bauphase soll 2023 abgeschlossen sein. Auf Gydan soll einmal so viel Gas gefördert werden wie auf Jamal. (afp)
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