Putin: „Nichts ist ewig“

Der Westen klammert sich an die Schatten der Vergangenheit, die Welt hat sich geändert – und die EU ihre politische Souveränität verloren. Zu Putins Rede in St. Petersburg.
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Der russische Präsident Wladimir Putin spricht beim St. Petersburger Wirtschaftsforum am 17. Juni 2022.Foto: OLGA MALTSEVA/AFP via Getty Images
Von 24. Juni 2022

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Im Rahmen seiner Rede anlässlich des Wirtschaftsforums in St. Petersburg erklärte der russische Staatspräsident Wladimir Putin, dass die durch den Westen gegen sein Land verhängten Sanktionen ihre Ziele auf ganzer Linie verfehlt haben.

Die Geschwindigkeit, in der diese Sanktionen verabschiedet worden sind, bezeichnete Wladimir Putin am 17. Juni als bislang ungesehen in der Geschichte. Das hiermit verbundene Ziel sei nachvollziehbar: Russlands Wirtschaft unter Nutzung von Gewalt komplett zu zerstören. Bestehende Lieferketten sollten außer Kraft gesetzt werden, während westliche Firmen unter Androhung von Konsequenzen unter hohen finanziellen Verlusten dazu genötigt worden seien, sich aus dem russischen Markt zurückzuziehen.

Parallel hierzu sind russische Vermögenswerte im Ausland eingefroren worden, um die Funktionsfähigkeit der Industrie- und Bankenmärkte in der Russischen Föderation zu stören und den Lebensstandard der russischen Bevölkerung zu senken.

Putin: Sanktionen gescheitert

Die Sanktionen seien jedoch gescheitert. Nicht nur der russische Finanzsektor, sondern auch die Wirtschaftsaktivitäten in der Heimat haben sich nach einem ursprünglichen Schock wieder stabilisiert.

Pessimistische Prognosen zu einem Verfall der russischen Währung auf 200 Rubel pro US-Dollar hätten als Begleitmusik zu dieser Sanktionshysterie gedient, so Putin. In der vergangenen Woche markierte der Rubel hingegen ein Mehrjahreshoch gegenüber dem US-Dollar auf einem Niveau von 57.

Allein an dieser Entwicklung lasse sich der Grad des tobenden Informationskriegs ablesen. Realität sei, dass die Sanktionshysterie des Westens der EU im laufenden Jahr finanzielle Verluste von mehr als 400 Milliarden US-Dollar bescheren dürfte.

Es handele sich um den zu zahlenden Preis für Entscheidungen, welche durch politisch Verantwortliche getroffen worden sind, die vollkommen außerhalb jedweder Realität stünden. Mit gesundem Menschenverstand habe all das nichts zu tun, so Putin.

Westen klammert sich an die Schatten der Vergangenheit

„Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man die Zeit des turbulenten Wandels sozusagen aussitzen und abwarten kann, dass dann angeblich alles wieder in die gewohnten Bahnen zurückkehrt, dass alles so sein wird wie früher. Das wird es nicht“, erklärt Putin.

„Allerdings scheint es, dass die herrschenden Eliten einiger westlicher Staaten sich genau diesen Illusionen hingeben. Sie wollen das Offensichtliche nicht sehen und klammern sich hartnäckig an die Schatten der Vergangenheit. Sie glauben zum Beispiel, dass die Dominanz des Westens in der Weltpolitik und -wirtschaft ein konstanter, ewiger Wert ist. Nichts ist ewig.“

Die momentan zu beobachtenden Veränderungen in der globalen Architektur seien fundamental in ihrer Natur. Die herrschenden Eliten einiger westlichen Staaten gäben sich genau dieser Illusion hin, sie „versuchen, sich dem Lauf der Geschichte entgegenzustellen. Sie denken in den Kategorien des letzten Jahrhunderts.“

Über das Wesentliche kann nicht mehr hinweggetäuscht werden: „Die EU hat ihre politische Souveränität endgültig verloren und ihre bürokratischen Eliten tanzen nach der Pfeife anderer, akzeptieren, was ihnen von oben befohlen wird, und schaden damit ihrer eigenen Bevölkerung und ihrer eigenen Wirtschaft, ihren eigenen Unternehmen.“

Die durch europäische Politiker beschlossenen Maßnahmen werden nicht nur den wirtschaftlichen Verfall in deren eigenen Ländern beschleunigen, sondern zudem auch zu ernsthaften sozio-ökonomischen Veränderungen führen. Diese Entwicklungen werden letztendlich zu einem Scheitern und zu einer Auswechslung der westlichen Eliten führen.

Neue wirtschaftliche Zentren in Asien

Die Unternehmen und Bürger in seinem eigenen Land rief Wladimir Putin dazu auf, ihre Geschäfte in Zukunft in der russischen Heimat zu tätigen. Die jüngsten Entwicklungen hätten erwartungsgemäß vor allem eines zutage gefördert: Nämlich dass es sicherer sei, die eigene Zukunft und die eigenen geschäftlichen Aktivitäten mit der Heimat zu verbinden – und nicht mit dem Ausland.

Wer bereits in der Vergangenheit in diese Richtung erfolgte Warnungen nicht ernst genommen habe, blicke nun Verlusten von Millionen, vielleicht sogar Milliarden von US-Dollar in den westlichen Ländern ins Auge.

In Russland müsse man den Geschehnissen jeweils einen Schritt voraus sein, um wettbewerbsfähige Technologien, Güter aller Art sowie Dienstleistungen zu entwickeln, um diese Aktivitäten zu einem neuen Weltstandard zu machen.

Ferner haben sich neue wirtschaftliche Zentren rund um den Globus ausgebildet. Hierzu gehörten allen voran China und der Rest Asiens. In Russland sei man daran interessiert, mit China zu kooperieren, was nicht heiße, dass China in allen Belangen inhaltlich immer mit der Russischen Föderation übereinstimmen müsse.

Nationen seien nur dann stark und in ihren Handlungen souverän, wenn deren Führungen sich nicht den Direktiven und Anweisungen von irgendjemand anderem unterwerfen. Nationen, die diesem Motto folgten, werden sich dazu in der Lage sehen, Regeln im Hinblick auf eine neu entstehende Weltordnung aufzustellen – und diese auch durchzusetzen.

Inflation in USA und EU hat nichts mit Russland zu tun

Im Rahmen eines Fernsehinterviews, das auf eine Zusammenkunft zwischen Wladimir Putin und dem Vorsitzenden der Afrikanischen Union Macky Sall am 3. Juni in Sotchi folgte, machte der russische Staatspräsident auf einige unmissverständliche Zusammenhänge aufmerksam. „In zwei Jahren, weniger als zwei Jahren, von Februar 2020 bis Ende 2021, stieg die Geldmenge in den Vereinigten Staaten um 5,9 Billionen. Dies ist eine beispiellose Arbeit der Druckmaschine. Die Gesamtmenge an Geld stieg um 38,6 Prozent.“

Anscheinend seien die Behörden und Institutionen in den USA davon ausgegangen, dass der US-Dollar weiterhin die Weltreservewährung sei. Wie in den guten alten Tagen scheine damit gerechnet worden zu sein, dass diese zusätzlich erzeugten US-Dollar ihren Weg in die Weltwirtschaft finden würden – ohne zu ernsthaften Problemen in den USA selbst zu führen.

Aus heutiger Sicht betrachtet sei allerdings zu erkennen, dass diese Annahme nicht eingetreten ist. Die außer Rand und Band befindliche Inflation in den USA sei Folge der durch staatliche Finanzbehörden und andere Institutionen begangenen Fehler, was dort inzwischen sogar offen zugegeben wird – und habe nichts mit Russlands Handlungen in der Ukraine zu tun.

„Auch die Geldmenge in der EU ist in diesem Zeitraum stark gestiegen. Sie ist um rund 20 Prozent oder 2,5 Billionen Euro gewachsen“, erklärte Putin auf dem Petersburger Forum.

Die Inflationsentwicklung in der EU lasse sich eher auf die sehr kurzsichtige Energiepolitik Brüssels zurückführen – welche die Düngerpreise ansteigen ließ. Die abhebenden Preise und Lebenshaltungskosten im Westen auf die Turbulenzen in der Ukraine zu schieben, bedeute, alle Eigenverantwortung an der vorherrschenden Situation von sich zu weisen.

„Dieses Problem ist nicht heute entstanden, nicht in den letzten drei oder vier Monaten und es war definitiv nicht die Schuld Russlands, wie einige Demagogen jetzt erklären, indem sie die Verantwortung für alles, was in der Weltwirtschaft vor sich geht, auf unser Land abzuwälzen versuchen.“

Putin fügt hinzu: „Unsere Partner selbst haben viele Fehler gemacht und jetzt suchen sie jemanden, der schuld ist. Natürlich ist in diesem Sinne Russland der bequemste Kandidat dafür.“



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