Proteste: Umstrittener General aus Nordkorea entzweit Südkoreaner
Der geplante Empfang eines berüchtigten hohen Generals aus Nordkorea zum Abschluss der Olympischen Winterspiele bringt Südkoreas Regierung in die Defensive.
Nach Protesten gegen Kim Yong Chol, den früheren Chef des Auslandsgeheimdienstes, an der Spitze der Delegation aus Nordkorea bat das Vereinigungsministerium an diesem Freitag um Verständnis für den Besuch. Die Regierung hoffe, dass damit der Dialog vorangebracht und die Beziehungen verbessert werden könnten.
Trump-Tochter ebenfalls anwesend
Der General mit der dunklen Vergangenheit wird wie die Tochter des amerikanischen Präsidenten, Ivanka Trump, am Sonntag an der Zeremonie zum Abschluss der Winterspiele in Pyeongchang teilnehmen. Bei ihrer Ankunft in Seoul sagte die Tochter von Donald Trump, sie wolle in Südkorea die „starke und anhaltende Verpflichtung“ der USA gegenüber dem Verbündeten bekräftigen. Die 36-Jährige arbeitet als Beraterin im Weißen Haus und reist als Sonderbeauftragte ihres Vaters.
Auf ihrem Programm stand am Freitag zunächst ein Abendessen mit Südkoreas Präsidenten. Nach Spekulationen in südkoreanischen Medien hofft Moon Jae In, die Trump-Tochter zu gewinnen, im Konflikt über Nordkoreas Atomrüstung mäßigend auf ihren Vater einzuwirken oder diesen vielleicht für einen innerkoreanischen Gipfel zu gewinnen.
Zu Beginn der Spiele hatte die Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, bei ihrem historischen Besuch als erstes Familienmitglied der Kim-Dynastie in Südkorea die Einladung nach Pjöngjang überbracht. Darauf will Südkoreas Präsident aber nicht eingehen, solange Nordkorea nicht mit den USA redet.
Dass Ivanka Trump mit dem verrufenen General zusammentreffen könnte, wurde in Seoul ausgeschlossen. Der frühere Geheimdienstchef, der heute Vizevorsitzender des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei ist, wird unter anderem für den Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im Jahr 2010 verantwortlich gemacht. Das Schiff wurde von einem Torpedo getroffen. 46 Menschen kamen um.
Zu Kritik der Angehörigen sowie der Opposition, die vor dem Präsidentensitz in Seoul demonstrierte, sagte der Sprecher des Vereinigungsministeriums, es sei schwierig, genau zu bestimmen, wer die Verantwortung für den Angriff trage. „Es ist klar, dass Nordkorea für die Versenkung des Kriegsschiffes verantwortlich gemacht wurde, und Kim (Yong Chol) führte zu jener Zeit das Aufklärungsbüro.“
Der General und seine Delegation sollen erst am Sonntag über die streng bewachte Grenze kommen und drei Tage bleiben. Die Visite wurde in Südkorea als Signal verstanden, dass Nordkoreas Führer seine Annäherungspolitik fortsetzen will. Nordkorea hatte nicht nur Athleten zu den Winterspielen entsandt, sondern plant auch eine Teilnahme an den Paralympischen Spielen, die am 9. März beginnen.
Auch wenn der Streit über das nordkoreanische Atomwaffen- und Rüstungsprogramm über die Winterspiele nicht weiter angeheizt wurde, befürchten Beobachter, dass der Konflikt schnell wieder aufflammen könnte. Die USA hatten in Aussicht gestellt, in Kürze scharfe neue Sanktionen verhängen zu wollen. Auch soll nach den bis zum 18. März laufenden Paralympics entschieden werden, wann die zunächst wegen Olympia verschobenen Militärmanöver Südkoreas und der USA nachgeholt werden sollen. Nordkoreas Machthaber versteht die Übungen als Provokation. (dpa)
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