Proteste in Peru: 200 Festnahmen, Tränengas, Machu Picchu geschlossen
Inmitten erneut schwerer Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten bei Protesten gegen Perus Regierung im ganzen Land hat die Polizei eine Universität in Lima geräumt und mehr als 200 Personen festgenommen. Dies berichtete der peruanische Sender „RPP Noticias“ unter Berufung auf den Oberstaatsanwalt Alfonso Barrenechea am Samstag (Ortszeit). In Lima waren allein bei den Protesten am Freitag rund 11.800 Polizisten im Einsatz, wie Polizeichef Víctor Zanabria mitteilte. Tränengas wurde verwendet.
Die Festgenommenen wurden beschuldigt, illegal auf den Campus der Universidad Nacional Mayor de San Marcos eingedrungen zu sein, eine der wichtigsten und ältesten Universitäten der Amerikas. Sie waren „RPP Noticias“ zufolge aus den Städten Puno und Cusco im Süden des Landes in die Hauptstadt gekommen, um an den Protesten gegen die Regierung von Dina Boluarte teilzunehmen.
In Perus zweitgrößter Stadt Arequipa kam es erneut zu Straßenschlachten zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften. Es wurde versucht, den Flughafen zu stürmen. Die Teilnehmer des Protests warfen Steine und entzündeten Feuer rund um eine Brücke, um in Richtung des vorübergehend geschlossenen Flughafens vorzustoßen. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengasgranaten, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
In der Provinz Chucuito steckten Regierungsgegner eine Polizeiwache in Brand. In der Region Cusco legten Demonstranten in einem Camp von Bergleuten Feuer. Die Regierung erklärte für mehrere Regionen des südamerikanischen Landes den Ausnahmezustand.
Auch in der nordperuanischen Region La Libertad gab es Zusammenstöße – ungeachtet eines Aufrufs zur Ruhe von Präsidentin Boluarte. Die Staatschefin hatte darin ihre Bereitschaft zu einem „positiven Dialog“ erklärt.
Inka-Stätte Machu Picchu geschlossen
Seit Anfang Dezember sind 45 Menschen ums Leben gekommen, und die Regierung hat über die von der Gewalt betroffenen Gebiete den Ausnahmezustand verhängt. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Peru rief die Polizei nach dem Einsatz zu Verhältnismäßigkeit auf.
Die blutigen Proteste haben für den Tourismus in Peru schwere Folgen. Die bei Touristen aus aller Welt beliebte Weltkulturerbestätte Machu Picchu wurde nach Angaben des peruanischen Kulturministeriums „wegen der sozialen Lage und zum Schutz der Integrität der Besucher“ geschlossen. Mindestens 400 Menschen, darunter 300 Ausländer, strandeten im Ort Aguas Calientes am Fuße des Bergs mit der Inka-Stätte.
Die Besucher in Aguas Calientes konnten dem Tourismusminister Luis Fernando Helguero zufolge „nicht abreisen, weil die Eisenbahnschienen an einigen Stellen beschädigt sind“. Sie wurden später nach Cusco gebracht, wie die peruanische Nachrichtenagentur „Agencia Andina“ berichtete. Bereits Mitte Dezember saßen Hunderte ausländische Touristen rund um den Machu Picchu fest.
Hintergründe: Früherer linksgerichteter Präsident verhaftet
Die Unruhen begannen, kurz nachdem der ehemalige linksgerichtete Präsident Pedro Castillo aus dem Amt entfernt und verhaftet worden war. Er wurde dafür angeprangert, den Kongress des Landes rechtswidrig auflösen zu wollen. Er wurde wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen und sitzt in U-Haft.
Neue Präsidentin wurde Dina Boluarte, Perus erste Frau im höchsten Amt. Die 60-Jährige hat es sich zur Priorität gemacht, gegen Korruption im Land vorzugehen. „Dieses Krebsgeschwür muss in dem Land ausgerottet werden“, so Boluarte.
Boluarte war zwar Castillos Vize-Präsidentin, wurde später aber aus dessen Partei Perú Libre ausgeschlossen und distanzierte sich von den Linken im Kongress. Sie will bis zum Ende der Wahlperiode 2026 iim Amt bleiben, kündigte jedoch für 2024 vorgezogene Neuwahlen an.
Die Demonstranten, viele aus dem armen Süden des Landes, fordern den Rücktritt von Boluarte, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo.
Castillo war der KP Chinas zugeneigt
Peru ist wirtschaftlich stark mit China verflochten. Der Einfluss Chinas auf Peru ist groß. Im Land leben offiziell rund 60.000 Chinesen. Eine weit untertriebene Schätzung, meinen einige Forscher, die davon ausgehen, dass diese Bevölkerungsgruppe möglicherweise mehr als eine Million Chinesen umfasst. Sollte dies zutreffen, bedeute es, dass etwa jeder 33ste Einwohner Perus chinesischer Abstammung wäre.
Peru beherbergt einige der größten Kupferminen der Welt und exportiert große Mengen Kupfer nach China. Inzwischen ist die KPC mit Abstand der größte Abnehmer des peruanischen Kupfers. Das kommunistische Regime kauft nicht nur übermäßig viel von dem Rohstoff ein, sondern schickt schon seit Jahren Bergleute in die Region, um das wertvolle Metall abzubauen.
China stützt zudem Unternehmen, die sich zu sogenannten Konsortien zusammengeschlossen haben. Diese sind nun im Besitz der peruanischen Kupferminen. Perus frühere Regierung zeigte sich bei diesem Geschäft fügsam. Auch illegaler Holzeinschlag ist im Zusammenhang mit China ein großes Thema.
Castillos Regentschaft hat der KP Chinas viele Vorteile beschert. Im Juli 2021, gleich in seiner ersten Woche im Amt, besuchte Castillo bei seinem ersten Staatsbesuch nach der Vereidigung Peking und wurde vom chinesischen Staatschef Xi Jinping mit offenen Armen empfangen. Beide standen sich augenfällig wohlwollend gegenüber. (dpa/ks)
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