Portugal: Wirbel um Protest-Plakate beim Papst-Besuch
Am Rande des Papst-Besuchs zum Weltjugendtag in Portugal haben Plakate einer Initiative gegen das Vergessen von Missbrauchsfällen in der Kirche für Aufsehen gesorgt. Kurz vor der Ankunft von Papst Franziskus hatte die Organisation am Mittwoch in drei Gemeinden des Landes (Lissabon, Oeiras und Loures) über Nacht große Straßenplakate angebracht, auf denen auf einen im Februar aufgedeckten Kindesmissbrauchs-Skandal in der portugiesischen Kirche aufmerksam gemacht wurde. „4.800+ Children abused by the Catholic Church in Portugal“ (mehr als 4.800 Kinder von der katholischen Kirche in Portugal missbraucht), ist auf den Plakaten zu lesen.
Aus dem Aufsehen um die Plakate wurde riesige Empörung, als die Gemeindeverwaltung von Oeiras westlich der Hauptstadt Lissabon das Plakat in ihrem Gebiet entfernen ließ. Die Begründung: es habe sich um „illegale Werbung“ gehandelt. Der staatliche TV-Sender RTP berichtete, sehr viele Menschen hätten bei der Gemeinde protestiert. Eine Passantin sagte zu RTP: „Ich bin schockiert, hier wird versucht, etwas zu verbergen, worüber alle reden.“
Oeiras ruderte nun zurück und brachte das Plakat wieder an. Allerdings an einem etwas diskreteren und ruhigeren Ort, mit weniger Verkehr, wie RTP am Freitag berichtete. Man habe den Ort gratis zur Verfügung gestellt, so die Erklärung der Gemeinde.
Die Plakate wurden von der Bewegung „This is Our Memorial“, die von der Designerin Telma Tavares gegründet wurde, angebracht. „Obwohl bei diesem Weltjugendtag Imagewäsche betrieben wird, vergessen wir die Opfer nicht“, sagte Tavares der Zeitung „Público“.
Ein unabhängiger Ausschuss hatte im Februar nach monatelangen Ermittlungen berichtet, in den vergangenen sieben Jahrzehnten seien in der katholischen Kirche Portugals mindestens 4.815 Kinder sexuell missbraucht worden. Es handele sich um „eine absolute Mindestzahl“, vermutlich habe es viel mehr Fälle gegeben, sagte Koordinator Pedro Strecht. Demnach waren die Opfer im Schnitt 11,2 Jahre alt.
Papst Franziskus hatte sich am Mittwoch mit 13 Opfern von sexuellem Missbrauch in der Kirche getroffen. (dpa/dl)
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