Pompeo ruft zur Nichteinmischung in Berg-Karabach auf – 28 islamistische Kämpfer aus Syrien getötet
Nach Berichten über die Beteiligung islamistischer pro-türkischer syrischer Kämpfer an den militärischen Auseinandersetzungen in der Kaukasusregion Berg-Karabach hat US-Außenminister Mike Pompeo zur Nichteinmischung in den Konflikt aufgerufen. Er hoffe, dass sich die Berichte als falsch erwiesen, sagte Pompeo am Freitag auf dem Rückflug aus Kroatien nach einer Europareise. In der Vergangenheit seien bereits syrische Kämpfer nach Libyen gebracht worden und hätten dort „mehr Instabilität, mehr Turbulenzen, mehr Konflikt, mehr Kämpfe, weniger Frieden“ gebracht.
Pompeo: Ausländische Einmischung verringert Chancen auf einen Frieden
Eine ausländische Einmischung in den Konflikt um Berg-Karabach drohe die Chancen auf einen Frieden noch zu verringern, es drohten weitere Verluste von Menschenleben, sagte der US-Außenminister.
Zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Türkei unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse vorgeworfen, 300 IS-Kämpfer aus Syrien nach Berg-Karabach zu schicken. Aserbaidschan und die Türkei bestritten dies.
28 pro-türkische Kämpfer aus Syrien getötet
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei Gefechten in der umstrittenen Kaukasusregion mindestens 28 pro-türkische Kämpfer aus Syrien getötet. Sie gehörten zu insgesamt rund 850 Kämpfern, die Ankara zur Unterstützung der aserbaidschanischen Truppen in die Region entsandt habe, erklärte die Beobachtungsstelle.
Angehörige von drei Kämpfern bestätigten AFP deren Tod. In Online-Medien in Nordsyrien tauchten Bilder von vier toten Kämpfern auf. Armenien hatte der Türkei zuvor vorgeworfen, Kämpfer aus Syrien in die Region zu bringen. Aserbaidschan und die Türkei bestritten dies.
Eine Sprecherin des armenischen Außenministeriums sagte am Freitag, die „türkische Armee kämpft an der Seite der aserbaidschanischen“. Armenien warf Aserbaidschan zudem vor, „Streumunition“ einzusetzen, die völkerrechtlich verboten ist.
Russlands Präsident „ernsthaft besorgt“
Russlands Präsident Wladimir Putin und der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan äußerten sich „ernsthaft besorgt“ wegen der Berichte über die Beteiligung „illegaler, bewaffneter Gruppen aus dem Nahen Osten“, wie es in einer Erklärung des Kreml hieß. Putin und Paschinjan hatten zuvor telefoniert.
Am Freitag griffen aserbaidschanische Truppen Stepanakert an, die Hauptstadt der selbsternannten Republik Berg-Karabach. Dabei wurden zahlreiche Zivilisten verletzt, wie das armenische Verteidigungsministerium mitteilte. Mehrere Explosionen erschütterten die 50.000-Einwohner-Stadt, gefolgt von heulenden Krankenwagen-Sirenen, berichtete ein AFP-Korrespondent.
Armenier: „Wir haben keine Angst, wir haben nicht viele Verwundete“
In der Ortschaft Fizuli auf der armenischen Seite der Front wurden nach Berichten eines AFP-Fotografen Kinder evakuiert. Zahlreiche Männer meldeten sich freiwillig zum Kampf. „Wir haben keine Angst, wir haben nicht viele Verwundete“, sagte Anwar Aliew, ein 55-jähriger Taxifahrer.
Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, zivile Gebiete zu beschießen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz zeigte sich besorgt angesichts der Lage der Zivilbevölkerung, die „im Kreuzfeuer gefangen ist“. Viele Familien mit Babys und Kleinkindern müssten „Tage und Nächte in ungeheizten Kellern“ Schutz suchen. Schulen und Krankenhäuser seien durch Artilleriebeschuss zerstört worden.
Französische Journalisten schwer verletzt
Am Donnerstag waren zwei französische Mitarbeiter der Zeitung „Le Monde“ bei einem Luftangriff in der Stadt Martuni schwer verletzt worden. Die beiden wurden in einem Sanitätsflugzeug zurück nach Frankreich gebracht.
Berg-Karabach wird mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region und angrenzende Gebiete unter ihrer Kontrolle haben.
Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen auch zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen.
Offizielle Angabe: Fast 200 Menschen insgesamt getötet
Armenische und aserbaidschanische Gruppen liefern sich seit Sonntag heftige Kämpfe um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach, die sich 1991 für unabhängig von Aserbaidschan erklärt hatte. Die Republik Berg-Karabach wird aber international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Bei den Kämpfen wurden nach offiziellen Angaben bislang fast 200 Menschen getötet, darunter mehr als 30 Zivilisten. (afp/er)
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