Polizeigewalt in Frankreich: Polizei rammt 22-Jährigen Schlagstock in den After und nennt es „bedauernswerten Unfall“

In der vergangenen Woche hatten Polizisten einen jungen Schwarzen, den sie des Drogenhandels verdächtigten, festgenommen und dabei mit Schlagstockhieben schwer verletzt. Ein Polizist soll ihm einen Schlagstock in den After gerammt haben. Der 22-Jährige musste operiert werden und ist zwei Monate lang arbeitsunfähig geschrieben. Jetzt spricht die Polizei von einem "bedauernswerten Unfall".
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Polizei in Frankreich.Foto: FRANCOIS GUILLOT/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Februar 2017

Ein schwarzes Opfer von Polizeigewalt in Frankreich hat die Jugendlichen in seinem Viertel nach tagelangen Ausschreitungen zur Ruhe aufgerufen. Der 22-Jährige appellierte am Dienstagabend an die Bewohner seiner Pariser Vorstadt, die Polizei „nicht zu bekriegen“. Präsident François Hollande besuchte den jungen Mann am Krankenbett und lobte ihn für sein Verhalten.

In der vergangenen Woche hatten Polizisten den jungen Schwarzen, den sie des Drogenhandels verdächtigten, festgenommen und dabei mit Schlagstockhieben schwer verletzt. Ein Polizist soll ihm einen Schlagstock in den After gerammt haben. Der 22-Jährige musste operiert werden und ist zwei Monate lang arbeitsunfähig geschrieben.

Hollande nannte ihn einen „jungen Mann, der immer für sein vorbildliches Verhalten bekannt war“. Er habe verantwortlich und mit Würde auf den Vorfall reagiert.

In der Nacht zu Mittwoch wurden in dem nördlich von Paris gelegenen Vorort Aulnay-sous-Bois erneut fünf Menschen wegen Sachbeschädigung festgenommen, allerdings war es dort ruhiger als die Nächte zuvor. Auch in anderen Vororten kam es unter anderem wegen angezündeter Autos zu Festnahmen.

Polizei spricht von „bedauernswertem Unfall“

Eine erste interne Untersuchung der Polizei kommt zu dem Ergebnis, dass die Verletzung mit dem Schlagstock im After „nicht mit Absicht“ ausgeführt worden sei. Es habe sich um einen „bedauernswerten Unfall“ gehandelt, berichtet RT unter Berufung auf französische Medien. „Es sei ein ernster und bedauernswerter Unfall,“ heißt es.

Demnach ist es nicht das erste Mal, dass es in Aulney-sous-Bois im Départment Seine-Saint-Denis zu Ausschreitungen kommt.

Dem RT-Bericht zufolge verunglückten im November 2005 in Paris zwei Jugendliche, die sich auf der Flucht vor der Polizei befanden, tödlich. Sie hatten die Absperrung zu einem Transformationshäuschen überklettert und wurden von Stromschlägen getroffen. Nach dem Vorfall kam es in mehreren Vororten von französischen Städten zu massiven Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Premier kündigt hartes Vorgehen gegen Täter an

Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve hat nach der Polizeigewalt gegenüber dem schwarzen Jungen ein hartes Vorgehen gegen die Täter angekündigt. Gegen die vier beteiligten Sicherheitskräfte wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet, gegen einen von ihnen wegen Vergewaltigung. Sie sind vom Dienst suspendiert.

Cazeneuve zeigte zwar Verständnis für die angespannte Lage von Polizei und Gendarmerie im Anti-Terror-Kampf. „Sie müssen aber stets absolut vorbildlich sein“, forderte er. Präsident François Hollande warb um Vertrauen in die Justiz. Sie beschütze alle Bürger vor Straftaten – auch, wenn ein Mitglied der Sicherheitskräfte daran beteiligt sei.

In Frankreich wird Polizisten wiederholt vorgeworfen, in als problematisch geltenden Vorstädten äußerst hart vorzugehen, insbesondere gegen Jugendliche und junge Männer aus Einwandererfamilien. (afp/so)



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