Politische Unruhen begleiten Israels Einzug ins ESC-Finale
„Hurricane“ heißt der Song, mit dem die Sängerin Eden Golan beim ESC für Israel angetreten ist. Starken Gegenwind bekam die 20-Jährige vor der Halle, wo 10.000 bis 12.000 Menschen auf einer pro-palästinensischen Demonstration protestierten. Gefordert wurde der Ausschluss Israels vom ESC. Eine kleinere Anzahl von pro-israelischen Demonstranten war auch in der südschwedischen Stadt zugegen.
Kritisiert wurde von den pro-palästinensischen Demonstranten das Vorgehen Israels im Gazastreifen. Sie haben zum Boykott gegen Israel beim ESC aufgerufen. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg gehörte zu den Teilnehmern der pro-palästinensischen Demonstration. Gegenüber BBC sagte sie, es gebe eine „moralische Verpflichtung, zu handeln“ und sich gegen Israels Militäroperation in Gaza auszusprechen.
„Wenn wir Zehntausende Menschen sind, die die Straßen von Malmö überfluten, während die Eurovision stattfindet, und sagen, dass wir nicht akzeptieren, dass das so weitergeht, dann ist das ein sehr starkes Signal – und es macht einen Unterschied“, so Greta Thunberg, das Gesicht der Klimabewegung gegenüber BBC. Laut schwedischen Behörden hatten diese die Sicherheitsvorkehrungen erhöht und waren auf mögliche Unruhen vorbereitet.
Zuvor hatte die israelische Sängerin Eden Golan gesagt, sie sei „stolz darauf, mein Land zu vertreten“, und dass sie „nichts davon abhalten“ werde. Sie konzentriere sich auf die Musik, auf die gute Energie und es „gibt so viele Menschen, die mich unterstützen, und ich fühle mich so geehrt, mein Land zu vertreten, besonders in diesen Zeiten“. Am Ende entschied das Publikum beziehungsweise die Fernsehzuschauer mit dem Voting über den Einzug der Israelin ins Finale.
Am Mittwoch wurde Golan während einer Probe ihres Liedes „Hurricane“ noch ausgebuht. Die Reaktion des Publikums am Donnerstag waren gemischter: Während des Halbfinalauftritts gab es laut BBC viel Beifall und dazwischen einige Buhrufe.
Zaghafte Proteste auch von Künstlern
Die politischen Spannungen im Kontext der Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest in Malmö führten zu zwei zaghaften Protesten von Künstlern im ersten Halbfinale, wie die belgische Zeitung „De Morgen“ berichtete.
Sänger Eric Saade, einer von drei ehemaligen Eurovisionsteilnehmern, die die Show mit einer Performance eröffnen, trug an seinem Handgelenk eine schwarz-weiß karierte Keffiyeh, ein Symbol der arabischen Identität und Solidarität. Saades Vater ist Libanese/Palästinenser.
Der irische Kandidat Bambie Thug zeigte den Protest während der Proben Anfang dieser Woche mit seinem Make-up: Er trug ein Linienmuster auf dem rechten Auge, das im altirischen Ogham-Alphabet „Waffenstillstand“ bedeutet. Zuvor hatte sich Bambie Thug auch für einen Waffenstillstand in Gaza und gegen die Teilnahme Israels am Song Contest ausgesprochen.
Belgische Fernsehgewerkschaft: „Wir verurteilen die Menschenrechtsverletzungen durch den Staat Israel“
Im Belgischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen VRT (Vlaamse Radio- en Televisieomroeporganisatie) ließen die VRT-Gewerkschaften eine Botschaft der Unterstützung für das palästinensische Volk zum Beginn der Ausstrahlung des zweiten Halbfinales des Eurovision Song Contest über den Bildschirm flimmern: “Wir verurteilen die Menschenrechtsverletzungen durch den Staat Israel. Außerdem zerstört der Staat Israel die Pressefreiheit. Deshalb halten wir das Bild jetzt kurz an“, erschien in Lettern auf schwarzem Untergrund. Die Nachricht endete mit einem Aufruf zum Waffenstillstand: „#CeasefireNow“.
Gewerkschaften sind in Belgien berechtigt, solche Maßnahmen zu ergreifen, ohne sich eine Genehmigung einholen zu müssen. Die Gewerkschaft verteidigte laut „De Morgen“-Bericht ihre Aktion: „Wir haben die Ereignisse im Nahen Osten seit Monaten mit Entsetzen verfolgt. Wir sind überzeugt, dass der Staat Israel einen Völkermord begeht, und deshalb ist es ein Skandal, dass es einen israelischen Beitrag beim Eurosong Contest gibt“, heißt es.
Politische Spannungen rund um den Song Contest
Der Eurovision Song Contest (ESC) ist eine Veranstaltung, die von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) organisiert wird. Israel nimmt seit 1973 am Wettbewerb teil und ist Mitglied der EBU, obwohl es geografisch nicht in Europa liegt. Nichteuropäische Länder dürfen an der Eurovision teilnehmen, wenn sie Mitglied der EBU werden. Damit können neben Israel auch andere Länder wie Aserbaidschan, Georgien und Australien beim ESC dabei sein.
Wegen des Krieges in Gaza ist die Teilnahme Israels in diesem Jahr ein viel diskutiertes Thema, an dem sich die EBU nicht die Finger verbrennen will. Die Organisation will nach eigener Aussage keine politischen Aussagen zulassen, hatte Russland aber im Jahr 2022 nach dem Einmarsch in der Ukraine von der Teilnahme am ESC ausgeschlossen. Weißrussland wurde 2021 von der Eurovision ausgeschlossen, weil seine Regierung hart gegen Dissidenten vorging.
Zu der Demonstration gegen die ESC-Teilnahme Israels in Malmö erklärte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, diese seien eine „schreckliche Welle des Antisemitismus“. In einer Videobotschaft an Eden Golan wünschte er der Starterin viel Glück. Sie habe bereits gewonnen, weil sie sich dem Antisemitismus entgegenstelle.
Die in Israel geborene und in Russland aufgewachsene Golan äußerte sich gegenüber „ITV News“, sie hätte sich „kein besseres Jahr wünschen können, um mein Land zu vertreten“.
Am Samstag findet das ESC-Finale statt.
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