Politische Schwergewichte Laridschani und Raisi bewerben sich um Präsidentenamt im Iran

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Der iranische Justizchef Ebrahim Raisi hält eine Rede, nachdem er seine Kandidatur für die iranischen Präsidentschaftswahlen am 15. Mai 2021 im Innenministerium in der Hauptstadt Teheran vor den für Juni geplanten Präsidentschaftswahlen registriert hat.Foto: ATTA KENARE / AFP über Getty Images
Epoch Times16. Mai 2021

Einen Monat vor der Präsidentschaftswahl im Iran haben zwei politische Schwergewichte ihre Kandidatur bekannt gegeben:

Der als moderat-konservativ geltende Ex-Parlamentspräsident Ali Laridschani registrierte sich am Samstag im Innenministerium in Teheran als Präsidentschaftsbewerber, kurz darauf tat es ihm der ultrakonservative Justiz-Chef Ebrahim Raisi gleich.

Am 18. Juni wird im Iran ein Nachfolger für Staatschef Hassan Ruhani gewählt, der gemäß der iranischen Verfassung nicht erneut kandidieren darf.

Über die Kandidatur Laridschanis und Raisis war im Iran seit Wochen spekuliert worden. Beide hatten sich bereits in der Vergangenheit um das Präsidentschaftsamt im Iran beworben und gehören dem politischen Establishment des Landes an.

Laridschani hatte bei der Wahl im Jahr 2005 gegen den ultrakonservativen Mahmud Ahmadinedschad verloren, der bei der bevorstehenden Abstimmung ebenfalls antreten will.

Bis 2007 war Laridschani iranischer Chefunterhändler in den Atomverhandlungen mit dem Westen; er gilt in Teheran als einer der wichtigsten Befürworter einer Wiederbelebung der Wiener Nuklearvereinbarung.

Von 2008 bis 2020 war Laridschani Parlamentsvorsitzender. Derzeit ist der 63-Jährige Berater des geistlichen Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Chamenei. Zudem ist er ein enger Vertrauter des ebenfalls als moderat geltenden Präsidenten Ruhani.

Raisi war bereits bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2017 angetreten und damals Ruhani unterlegen. Er gilt als Favorit des konservativen Lagers bei der diesjährigen Wahl. Bereits im Vorfeld hatten die beiden wichtigsten konservativen und ultrakonservativen Gruppierungen im Iran dem Träger des islamischen Gelehrtentitels Hodschatoleslam ihre Unterstützung ausgesprochen.

Zu der Kandidatur habe er sich auf vielfachen Wunsch der Öffentlichkeit entschieden, erklärte Raisi am Samstag. Er trete „unabhängig“ an, um einen „Wandel in der Exekutive des Landes herbeizuführen“. Im Falle seines Wahlsiegs kündigte Raisi einen „unerbittlichen Kampf gegen Armut und Korruption, Demütigung und Diskriminierung“ an.

Auf einer Pressekonferenz nach seiner Registrierung verpasste Laridschani Raisi sowie mehreren anderen Präsidentschaftsbewerbern mit militärischem Hintergrund einen ersten Seitenhieb. „Die Wirtschaft ist weder eine Garnison noch ein Gerichtssaal, die mit Befehlen oder Anordnungen gelenkt werden kann“, betonte er.

Er kandidiere als Präsident, weil er der Ansicht sei, dass die bisherigen Bewerber das „größte wirtschaftliche Problem des Landes nicht lösen“ können.

Insgesamt haben sich nach Angaben des iranischen Innenministeriums mehr als 300 Politiker um die Präsidentschaftskandidatur beworben. Unter anderem warfen auch Mohsen Resai, Sekretär des Schlichtungsrats und früherer Chef der Revolutionsgarden, der ultrakonservative ehemalige Chefunterhändler in den Atomverhandlungen Said Dschalili und Vizepräsident Eschak Dschahangiri ihren Hut in den Ring.

Der konservative Wächterrat entscheidet bis 27. Mai über die Zulassung der Bewerber.

Laridschani nahm auf der Pressekonferenz auch Bezug auf die derzeitigen Verhandlungen über die Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens in Wien. „Ich hoffe, dass die Verhandlungen Ergebnisse bringen.“ Das Abkommen könne „Raum zum Atmen für die Wirtschaft“ des Iran schaffen.

Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump waren die USA im Jahr 2018 aus dem internationalen Atomabkommen mit Teheran ausgestiegen und hatten neue Sanktionen gegen den Iran verhängt, unter denen die Wirtschaft des Landes immens leidet. Trump begründete den Schritt damit, dass sich der Iran nicht an das abkommen halten würde.

Trumps Nachfolger Joe Biden hat Bereitschaft signalisiert, dem Abkommen wieder beizutreten.

Die Nuklearvereinbarung ist aber auch im Iran hoch umstritten; ultrakonservative Gegner Ruhanis lehnen sie ab. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl im Juni dürfte deshalb auch entscheidend für die Zukunft des Abkommens sein. (afp/er)



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