Polens Außenminister will russische Raketen oder Drohnen über der Ukraine abschießen

Wenn sich russische Flugkörper dem polnischen Luftraum nähern, will das Land eingreifen. Der scheidende NATO-General fürchtet, dass das Bündnis dadurch in den Konflikt hineingezogen werden könnte.
Eine russische Kampfdrohne iranischer Bauart fliegt auf ein Ziel in der Ukraine (Archivbild)
Eine russische Kampfdrohne iranischer Bauart fliegt auf ein Ziel in der Ukraine. Foto (Archivbild): Efrem Lukatsky/AP/dpa
Von 3. September 2024

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Polen sieht es als seine Pflicht an, russische Raketen abzuschießen, bevor sie in den polnischen Luftraum eindringen können. Das betonte der polnische Außenminister Radosław Sikorski gegenüber der „Financial Times“.

Polen und Ukraine unterzeichneten Sicherheitsabkommen

Polen hatte im Sommer ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit der Ukraine unterzeichnet, in dem sich die beiden Länder verpflichten, „die Möglichkeit zu prüfen, im ukrainischen Luftraum Raketen und Drohnen abzufangen, die in Richtung des polnischen Hoheitsgebiets abgefeuert werden, und zwar nach den von den beteiligten Staaten und Organisationen vereinbarten Verfahren“.
Jens Stoltenberg, der scheidende NATO-Generalsekretär, lehnte das Vorhaben jedoch ab. Er befürchtet, dass das Bündnis riskiere, „Teil des Konflikts zu werden“. Die NATO stellt sich nicht nur gegen den Abschuss russischer Raketen über der Ukraine, sondern auch gegen die Forderung nach einer Flugverbotszone.
Sikorski beharrt hingegen auf dem Recht seines Landes auf Abfangmaßnahmen. Hintergrund ist das Eindringen einer mutmaßlich russischen Drohne in das osteuropäische Land am 26. August 2024. Die polnischen Behörden suchen seither danach. Sie könnte auf ukrainischem Gebiet gelandet sein, nachdem sie bei einem russischen Raketenangriff auf die Ukraine vom Kurs abgekommen war.
Seit Kriegsbeginn hätten russische Raketen mehrfach den polnischen Luftraum verletzt. Drohnen der Russen seien kürzlich auch in den rumänischen Luftraum eingedrungen.
In einem Interview mit der „Financial Times“ sagte Sikorski, dass es zu den Aufgaben der Regierung gehöre, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Dies sei unabhängig von der Befürchtung, dass Abfangjagden über ukrainischem Territorium das atlantische Bündnis in den Krieg Russlands gegen die Ukraine verwickeln könnten.

Selenskyj drängt auf Unterstützung beim Abschuss russischer Flugkörper

Mircea Geoană, der scheidende stellvertretende Generalsekretär der NATO, sieht das anders. Gegenüber der englischen Zeitung sagte er, dass alles getan werden müsse, um der Ukraine zu helfen. Allerdings müssten Eskalationen verhindert werden. Dabei sie die Linie der NATO seit Beginn des Krieges konsequent. „Natürlich respektieren wir das souveräne Recht jedes Verbündeten, für seine nationale Sicherheit zu sorgen“, betonte er. Doch habe man sich innerhalb der NATO immer abgesprochen, bevor etwas unternommen wurde, das Konsequenzen haben könnte. Polen habe sich diesbezüglich stets mit seinen Verbündeten abgestimmt.
Viele Ukrainer hoffen jedoch, dass die NATO ihre Position ändert: „Wir haben gesehen, dass einige rote Linien verschoben werden können“, sagte Mykola Nasarow, Sicherheitsanalyst bei der Denkfabrik GLOBSEC in Kiew, und bezog sich dabei auf die Entscheidungen der westlichen Länder, Langstreckenraketen, moderne Panzer und F-16-Kampfflugzeuge zu schicken. „Die Ukrainer üben großen Druck aus, um Polen eine Intervention zu ermöglichen, auch weil die Ukraine nicht über die Luftressourcen verfügt, um ihr gesamtes Territorium gut abzudecken, insbesondere jetzt die Westukraine.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte vergangene Woche europäische Länder dazu gedrängt, beim Abschuss von Drohnen und Raketen über der Ukraine zu helfen, vermelden Agenturen.

Bereits im März hatte Polen eine Luftraumverletzung durch einen russischen Marschflugkörper gemeldet, einen ähnlichen Vorfall gab es im Dezember 2023. Im November 2022 waren zwei Menschen im NATO-Mitgliedstaat Polen von einer herabfallenden ukrainischen Luftabwehrrakete getötet worden. Der Vorfall hatte bis zur Identifizierung des Geschosses Ängste vor einer Eskalation des Konflikts mit Russland geschürt.

(Mit Materialien von Agenturen)


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