Pflichtdienst in Großbritannien: Ein Jahr Militär oder gemeinnützige Wochenendarbeit

Bei einem Wahlsieg planen die Konservativen in Großbritannien die Einführung eines Pflichtdienstes für 18-Jährige. „Zu viele junge Menschen leben in einer Blase innerhalb ihrer Gemeinschaften“, heißt es.
Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien.
Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien.Foto: James Manning/PA Wire/dpa
Epoch Times26. Mai 2024

Die Konservative Partei des britischen Premierministers Rishi Sunak will im Falle eines Siegs bei der Parlamentswahl Anfang Juli einen nationalen Pflichtdienst einführen.

Ein am Samstagabend veröffentlichter Plan der Tories sieht vor, dass sich 18-Jährige künftig entscheiden müssen, ob sie zwölf Monate lang Vollzeit zum Militär gehen oder ein Jahr lang ein Wochenende pro Monat gemeinnützige Aufgaben übernehmen, etwa im Nationalen Gesundheitsdienst NHS oder bei der Betreuung älterer und einsamer Menschen.

Sunak: „Fähigkeiten für die echte Welt lernen“

Auf diese Weise werde der Gemeinsinn junger Menschen gefördert und „ein erneuertes Gefühl des Stolzes auf unser Land“, erklärte Sunak.

„Dieser neue, landesweite Pflichtdienst wird unseren jungen Menschen lebensverändernde Möglichkeiten bieten und die Chance, Fähigkeiten für die echte Welt zu lernen, neue Dinge zu tun und einen Beitrag für ihre Gemeinde und unser Land zu leisten.“

Der britische Innenminister James Cleverly sagte am Sonntag, es seien keine strafrechtlichen Folgen geplant, wenn junge Menschen sich weigerten, den Pflichtdienst zu erfüllen. „Niemand geht dafür ins Gefängnis“, sagte er dem Sender „Sky News“.

Möglicher Beginn: September 2025

Nach Schätzungen der Tories würde der neue Dienst etwa 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro) jährlich kosten. Starten soll er demnach im September kommenden Jahres. Auch in Deutschland wird vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs über die Reaktivierung der Wehrpflicht oder andere Pflichtdienste diskutiert.

In Großbritannien wird am 4. Juli ein neues Parlament gewählt. Sunaks Tories befinden sich in in der Krise, die oppositionelle Labour-Partei hat in Umfragen einen Vorsprung von rund 20 Prozentpunkten. Labour-Chef Keir Starmer kritisierte die Pläne der Konservativen für den Pflichtdienst als „hoffnungsloses“ Wahlversprechen einer Partei, „die keine Ideen mehr hat“.

In Großbritannien gab es von 1947 bis 1960 einen Pflichtdienst: Männer im Alter zwischen 17 und 21 Jahren mussten damals 18 Monate lang in der Armee dienen.

Schlechte Umfragewerte für die Konservativen

Die Konservativen liegen in den Umfragen deutlich hinter der Labour-Partei zurück. In einer Umfrage der Denkfabrik More in Common wünschten sich 75 Prozent der Briten einen Regierungswechsel. Selbst unter überzeugten Konservativen sprach sich eine knappe Mehrheit von 53 Prozent für eine neue Führung aus. In allen landesweiten Umfragen liegt die oppositionelle Labour-Partei deutlich vor den Konservativen, in manchen mit über 20 Prozentpunkten Vorsprung

Die Konservativen haben bei jüngsten Nachwahlen zwei Parlamentssitze an Labour verloren, was als Warnsignal für die Hauptwahlen gilt. Sunak kämpft mit den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Truss-Regierung. Die Inflation ist hartnäckig hoch, die Zinsen sind gestiegen und die Lebenshaltungskosten belasten die Bevölkerung. Sunaks Versprechen, die irregulären Migrantenüberquerungen über den Ärmelkanal zu stoppen, konnte bisher nicht eingelöst werden.

Einige Konservative Hinterbänkler rebellieren gegen Sunak, da sie um ihre Sitze bei einer Wahlniederlage fürchten. Dies schwächt Sunaks Autorität innerhalb der Partei. (afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion