Pentagon-Chef Mattis sagt Afghanen US-Unterstützung zu – Taliban-Kämpfer „sind keine Muslime, sondern Kriminelle, Tiere“
Drei Tage nach einem Taliban-Anschlag mit mehr als hundert Toten hat Pentagon-Chef Jim Mattis den Afghanen bei einem Besuch in Kabul die Solidarität der USA bekundet.
Der frühere General machte aber keine Zusagen zur Stationierung weiterer US-Soldaten am Hindukusch. Die afghanischen Streitkräfte drohen derweil nach den Rücktritt des Verteidigungsministers und des Armeechefs im Chaos zu versinken.
Mattis, der von 2010 bis 2013 als Chef des US-Zentralkommandos (Centcom) für den Militäreinsatz in Afghanistan verantwortlich war, reiste zum ersten Mal als Verteidigungsminister nach Kabul. Nach eigenen Angaben wollte er für US-Präsident Donald Trump eine Einschätzung des aktuellen Standes in dem Konflikt erstellen. Der Krieg in Afghanistan ist der längste in der US-Geschichte.
Die Taliban-Kämpfer seien „keine Muslime, das sind Kriminelle, Tiere“, sagte Mattis in Kabul. Die USA stünden an der Seite der Afghanen und würden das Land zusammen mit den Verbündeten weiter unterstützen. Auf Forderungen, weitere US-Soldaten zum Kampf gegen die Extremisten nach Afghanistan zu schicken, ging er nicht ein.
Der Oberkommandeur der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, John Nicholson, der Mattis bei seinem Besuch begleitete, hatte im Februar für eine Aufstockung des internationalen Einsatzes in Afghanistan plädiert. Derzeit sind 8400 US-Soldaten und weitere 5000 Mann aus anderen Nato-Staaten im Rahmen einer Beratungs- und Ausbildungsmission am Hindukusch stationiert.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist äußerst instabil. Der Anschlag vom Freitag war offenbar der bislang blutigste Taliban-Anschlag auf das afghanische Militär, auch wenn am Montag weiter keine übereinstimmenden Zahlen zu den Opfern vorlagen. Örtliche Behördenvertreter sprachen von 130 bis 160 Toten. Die Behörden in Kabul nannten die Zahl von mehr als hundert Toten und Verletzten.
Kurz nach Mattis‘ Ankunft wurden bei einem Selbstmordanschlag in der Stadt Chost südöstlich von Kabul vier afghanische Sicherheitskräfte getötet. Der Täter sprengte sich vor dem Camp Chapman in die Luft, in dem sowohl einheimische als auch US-Soldaten stationiert sind.
Der verheerende Anschlag auf das Militärgelände nahe Masar-i-Scharif am Freitag erschütterte das ohnehin brüchige Vertrauen in die afghanischen Sicherheitskräfte zusätzlich. Sie sind seit dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes seit 2015 alleine für die Sicherheit in dem Land zuständig. Kurz vor Mattis‘ Ankunft traten sein afghanischer Kollege Abdullah Habibi und Armeechef Kadam Schah Schahim zurück. Zudem sollen mehrere Kommandeure ausgetauscht werden.
Bei dem Anschlag waren zehn Angreifer in afghanischen Uniformen und mit Sprengstoffwesten auf ein Militärgelände nahe Masar-i-Scharif vorgedrungen. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ein Sprecher des Militärgeländes sagte am Montag, rund zehn Verdächtige würden wegen des Anschlags verhört.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, der „folgenschwere Anschlag“ sei „bitter“. Die afghanischen Sicherheitskräfte müssten aus der Untersuchung des Vorfalls „ihre Schlüsse ziehen“. Außenamtssprecher Martin Schäfer erinnerte daran, die Bundesregierung stehe hinsichtlich des Engagements in Afghanistan bei der internationalen Staatengemeinschaft und der afghanischen Regierung „im Wort“, „dass wir nicht einfach das Weite suchen“.
US-Präsident Trump hat sich bislang nicht zu seiner Afghanistan-Strategie geäußert. Mitte April hatte die US-Armee die größte nicht-atomaren US-Bombe im Osten Afghanistans abgeworfen und mehr als 90 Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet. US-General Nicholson sagte am Montag, der Einsatz der Megabombe sei „eine sehr deutliche Botschaft“ an die Extremisten: „Wenn sie nach Afghanistan kommen, werden sie zerstört.“
Der Abwurf der Bombe war von einigen Beobachtern als unverhältnismäßig kritisiert worden. Sie argumentierten, dass der IS im Vergleich zu den Taliban in Afghanistan nur eine Randgruppe sei und im Vergleich keine große Bedrohung darstelle. (afp)
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