Parlamentswahl hat begonnen – Indiens Sorge vor KI-Propaganda aus China

Indien hat fast 800 Millionen Internetnutzer. Sicherheitsexperten befürchten Einflusskampagnen bei den am Freitag beginnenden Parlamentswahlen.
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Indiens Premierminister Narendra Modi während einer Wahlkampfveranstaltung am 9. April 2024.Foto: R. Satish Babu/AFP via Getty Images
Von 19. April 2024

Indien, das bevölkerungsreichste Land der Welt, hält ab dem 19. April Parlamentswahlen ab. Die Wahl von 543 Abgeordneten wird sich über sechs Wochen und sieben Phasen erstrecken. Die Ergebnisse werden voraussichtlich am 4. Juni bekannt gegeben. Der amtierende Premierminister Narendra Modi kandidiert für eine dritte Amtszeit in Folge.

Inmitten des Wahlkampfgetöses haben IT-Sicherheitsexperten Befürchtungen geäußert, dass China – der größte Nachbar des Landes – die Gelegenheit nutzen könnte, um Desinformation und Propaganda zu verbreiten.

Indien hat 759 Millionen aktive Internetnutzer und mit 367 Millionen die höchste Zahl an Facebook-Nutzern weltweit. Zudem weist das Land mit 462 Millionen die weltweit meisten YouTube-Nutzer auf.

Indien hat fast 800 Millionen Internetnutzer. Symbolbild. Foto: NOAH SEELAM/AFP via Getty Images

Propaganda, Desinformation, Deepfakes

Laut einem Bericht von Logically, einem US-amerikanischen Technologieunternehmen, welches Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt, stehe Indien im Jahr 2024 weltweit an erster Stelle bei der Bedrohung durch Desinformation.

Pathikrit Payne, ein in Neu-Delhi ansässiger Experte für Geopolitik, erklärte gegenüber Epoch Times, dass angesichts der digitalen Revolution in Indien die Bedrohung durch KI-generierte gefälschte Nachrichten, Videos und sogar gefälschte Kommentare von potenziellen Gegnern genutzt werden könnte, um während des Wahlprozesses Verwirrung zu stiften.

Unterdessen veröffentlichte das Microsoft Threat Analysis Center (MTAC) am 4. April einen Bericht mit dem Titel „Gleiche Ziele, neue Spielpläne: Ostasiatische Bedrohungsakteure wenden neuartige Methoden an“. Darin wird befürchtet, dass China KI-generierte Inhalte nutzen könnte, um Wähler im Vorfeld der indischen Wahlen zu beeinflussen.

Der Bericht erwähnt einen chinesischen Cyberakteur namens „Flax Typhoon“, den Microsoft aufgespürt hatte. Es wurde festgestellt, dass dieser Hacker oder diese Hackergruppe im Herbst und Winter letzten Jahres Indien und drei weitere Staaten angegriffen hatte.

Sameer Patil ist stellvertretender Direktor der Observer’s Research Foundation in Mumbai. Patil erklärte in einer E-Mail an die Epoch Times, dass Akteure wie die Kommunistische Partei Chinas (KPC) dafür bekannt seien, Deepfakes für Propaganda zu nutzen. Mit Deepfakes sind mit KI erzeugte Medieninhalte wie Videos gemeint, die realistisch wirken, aber gefälscht sind.

„Es besteht der Verdacht, dass China KI nutzen könnte, um Desinformation und Propaganda in der indischen politischen Landschaft zu verbreiten, um bestimmte außenpolitische Ziele zu erreichen und den politischen Fokus auf den Grenzkonflikt mit Indien zu lenken“, sagte er und fügte hinzu, dass viel davon abhänge, wie viel Zugkraft solche Fehlinformationen in politischen Kampagnen entfalteten.

Mythos versus Realität

Patil sagte, die indischen Behörden seien sich der Desinformationskampagnen Chinas in den vergangenen Jahren bewusst gewesen und hätten sie aufmerksam verfolgt. Aufgrund der Flut von Propagandainhalten sei es jedoch immer schwieriger geworden, darauf zu reagieren.

Aus Sorge über die Verbreitung von Fehlinformationen hat die indische Wahlkommission (ECI) am 2. April ein Portal zur Bekämpfung von Propaganda, das Mythos-versus-Realität-Register, eingerichtet. Dieses Verzeichnis enthalte bereits entlarvte Wahldesinformationen und Mythen, die auf Social-Media-Plattformen kursieren, heißt es in einer Mitteilung der indischen Regierung.

Das Portal zitierte einen aktuellen Fall aus dem zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh, wo eine „falsche und unbegründete“ Geschichte kursiere, in der behauptet werde, die ECI habe Anweisungen gegeben, dass die Wahlen in diesem Jahr in dem Bundesstaat mit Stimmzetteln und nicht mit elektronischen Wahlmaschinen durchgeführt würden.

Payne sagte, dass trotz der von der ECI herausgegebenen Hinweise eine ständige Überwachung und Sensibilisierung der Wähler notwendig sei, um die potenziellen Auswirkungen von Desinformationskampagnen von außerhalb Indiens zu verringern.

Ein Schritt, um solchen Aktivitäten entgegenzuwirken, wäre laut Patil, sich mehr auf das Phänomen der gefälschten Inhalte an sich zu konzentrieren.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China, Foreign Actors May Interfere in India Elections, Say Experts“. (deutsche Bearbeitung jw)



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